Zwei Toechter und drei Hunde
gebunden, um das Oval ihres Gesichts und die großen dunklen Augen zu betonen.
Dieses Gesicht zeigt Überraschung, als ich aussteige: »Ich hatte Sie mir als eine Art Weihnachtsmann vorgestellt!«
»Vielen Dank. Ich dagegen habe Sie mir genauso vorgestellt, wie Sie sind, Lilith!«
»Lilith?«
»Lilith war die erste Frau Adams, ein verführerisches Wesen, dem offenbar mehr daran lag, seine Geliebte als die Mutter seiner Kinder zu sein. Weswegen sie von ihm geschieden und zur Teufelin ernannt wurde.«
»Sehr interessant. Und wie stehen Sie zu Lilith?«
»Ich habe immer was für dieses Mädchen übriggehabt. Außerdem war es nicht sie, sondern diese alte Henne Eva, die Adam zum Apfelessen verleitete und ihn um seine pensionsberechtigte Stellung als Edengärtner brachte.«
Sie lacht. Und diesmal höre ich sie nicht nur lachen, ich sehe sie auch. Armes, kleines Susannchen, wenn du wüßtest, was für eine Gegnerin du hast! Aber wie muß andererseits Marc dich lieben, wenn er trotzdem...
»Wie finden Sie mein Haus?« Ich brauche ein paar Augenblicke, um mich wieder zurechtzufinden, und sehe es mir dann an: »Na, scheußlich.«
Diesmal bleibt ihr Mund offen, und erst nach einigen Augenblicken kann sie fragen: »Warum?«
»Es ist eine bunte Wohnmaschine in einer barocken Landschaft.«
»Aber innen ist es wunderbar hell und bequem!«
»Das hätte es auch sein können, wenn es im bäuerlichen Stil gebaut wäre. Sie — gerade Sie hätten fühlen müssen, daß Sie auch eine Verpflichtung gegenüber der Natur rundum haben!«
»Aber Ihr Schützling Marc hat es gebaut!«
»Mein Schützling Marc ist, wie ich auch bei dieser Gelegenheit sehe, ein junger Esel.«
»Sind wir damit beim Thema, Colonel?«
»Ja.«
»Dann gehen wir besser hinein und trinken Kaffee. Ihr Hündchen können Sie mitnehmen. Ist das der berühmte Weffi?«
»Er ist es. Gott sei Dank aber ist er ein Hund und weiß nichts von seiner Berühmtheit.«
»Sie sind Menschenfeind?«
»Im Gegenteil. Im Grunde traue ich jedem das Beste zu.«
»Ich glaube, vor Ihnen muß ich mich sehr in acht nehmen.«
»Als Menschenfreund kann ich Ihnen das nur raten.«
Sie legt ihren Arm leicht in den meinen: »Ich bin froh, daß Sie kein Weihnachtsmann sind!«
Mir wird etwas heiß um den Kragen, und es fällt mir nichts Besseres als mein alter Trick ein, unverbindlich zu grunzen.
Drinnen im Hause diskutieren wir über einigen Tassen Kaffee und einem wohltemperierten Hennessy die Einrichtung. Stefanie Koller liegt zurückgelehnt und wollüstig gelöst in einer jener ulkigen Sitzschalen, die wie Marterinstrumente aussehen, in denen es sich aber überraschend gut sitzt. Ringsherum sehr viel Stahl und Glas und starke Farben.
»Das mögen Sie auch nicht?« fragt sie, und es kommt ganz objektiv interessiert.
»So möchte ich nicht sagen. Es ist wirklich hier innen viel besser als draußen. Es hat einen gewissen Stil und eine gewisse Berechtigung.«
»Ist das nicht dasselbe?«
»Ungefähr, nur...«
»Nur?«
»Vielleicht ist es taktisch nicht sehr klug, es auszusprechen. Schließlich will ich etwas von Ihnen und beginne es damit, daß ich Ihnen Ihr Haus verekele.«
»Mir kann niemand mein Haus verekeln.«
Es ist eine beträchtliche Härte in dem Ton, als sie das sagt, und ich sehe sie forschend an. Aber in ihren Augen ist schon wieder Schmelz mit ein paar goldenen Funken Spott: »Etwas falsch gemacht, Colonel?«
Ich nehme ihre Hand und küsse sie. Weiß selbst nicht, was mich reitet in diesem Augenblick, muß es einfach tun.
»Aber Colonel! Gehört das auch zur Taktik?«
»Nein, mein Kind. Aber wie Sie das mit Ihrem Haus sagten, fühlte ich Ihre Härte, und ich ahne, mit wieviel Tränen sich eine Frau solche Härte erkämpfen mußte.«
Sie entreißt mir ihre Hand, als habe sie etwas gebissen, aber es ist nichts Verletzendes darin, nur Schmerz: »Gott sei Dank, daß Sie mein Gast und nicht mein Zahnarzt sind. Sie haben ausgesprochenes Talent, direkt auf dem Nerv herumzubohren.«
»In diesem Fall auf dem Lebensnerv?«
»Ja. Und deshalb wollen wir lieber weiter von Möbeln reden. Meine Innenarchitektur findet also mehr Gnade vor Ihren Augen?«
»Ja, bedingt.«
»Was heißt das?«
»Das heißt, daß Sie dieses Zeug wahrscheinlich in zehn Jahren selbst nicht mehr sehen können. Vielleicht auch schon in fünf.«
»Sie glauben also nicht, daß diese durchsichtige Sachlichkeit ein ebenso klarer Ausdruck unserer Zeit ist wie das Barock für seine Zeit?«
»Ich
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