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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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tun, bitte sehr. Aber glaub nicht, dass Inna dir das ewig durchgehen lässt. Das wird sie nicht tun. Es ist ausnahmsweise an dir, aktiv zu werden. Oder, um es mit anderen Worten zu sagen: erwachsen zu werden. Denk darüber nach.«
    »Mache ich. Falls ich Zeit dafür habe.«
    »Genau das meine ich.«
    »Ich weiß.«

31
    N a los, Alex, rechte Hand nach oben, ja, genau, und jetzt zieh dich hoch. Gut so. Den linken Fuß auf den Absatz, pudern, mit links umgreifen. Sehr gut. Jetzt wird’s hart. Du musst über Kreuz greifen und rüberschwingen. Doch, du schaffst das. Bestimmt. Hab Selbstvertrauen.«
    Mein Freund Carlos gibt mir Anweisungen, während ich am Boulder klebe wie ein Kaugummi an der Wand. Nicht wie ein Wrigleys, eher wie ein Hubba Bubba. Bin halt nicht mehr so in Form wie früher, wie könnte ich auch, als Gastronom, als Ehemann, als Familienvater. Trotzdem bin ich hier, an der Kletterwand.
    Carlos hat im Gegensatz zu mir nie mit dem Training aufgehört. Und so sieht er auch aus. Ein Körper wie etwas, das der Metzger beim Steak rausschneiden und wegwerfen würde. Sehnig. Was Frauen auf dem Teller verachten, lieben sie im Bett. Ich dagegen war seit Jahren nicht mehr hier. Ich merke es gerade in jeder Faser meines Körpers.
    »Es wird dir guttun. Du wirst dich selbst spüren, versprochen.«
    Mit diesem Text hat Carlos mich hergelockt. Und ich habe mich leichtsinnigerweise darauf eingelassen. Ich hatte ihn nach dem Gespräch mit Marianne angerufen, weil mir klar geworden war, dass ich in den zurückliegenden Tagen nicht wirklich weitergekommen bin. Marianne hat nämlich recht. Ich kann mir nicht ewig Zeit lassen, um Antworten zu finden. Und irgendwann will Inna meine Antwort nicht mehr hören.
    Jetzt hänge ich also an der Außenmauer eines Bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg, der über und über mit farbigen Plastikstückchen verziert ist. Ob die Nazis das geahnt haben, als sie den Bunker damals gebaut haben? Dass hier eines Tages Männer und Frauen in grellbunter Funktionskleidung hochkraxeln und dabei nicht mal im Traum an Bomben oder das Großdeutsche Reich denken?
    Wenn ich nach unten blicke, wird mir schlecht. Nicht weil’s so tief ist. Sondern weil ich in fünfzehn Minuten gerade mal anderthalb Meter geschafft habe und schon jetzt am ganzen Körper zittere wie ein Handy mit Vibrationsalarm. Carlos steht unter mir und sichert mich mit Seilen, das heißt, eigentlich steht er neben mir, weil ich, wie gesagt, noch nicht weiter hochgekommen bin. Unsere Köpfe sind auf gleicher Höhe. Er gibt mir Kommandos. Rechts links, hoch, runter. Und verkneift sich ein Grinsen.
    Ich gebe mir einen Ruck und arbeite mich nach oben, drei Meter, vier Meter. Noch ein paar Handgriffe, und ich erreiche einen Drahtverhau, der breit genug ist, um darauf zu sitzen. Geschafft. Ich bin oben. Ausatmen. Ach nee, lieber erst mal einatmen.
    Carlos folgt mir. Flink wie Spiderman. Angeber.
    Wir sitzen nebeneinander auf dem Drahtgestell und trinken isotonische Getränke mit Mangogeschmack. Ich fühle mich wie Reinhold Messner. In zehn Meter Höhe ohne Sauerstoffgerät.
    »Also, was ist los, Alex?«, fragt Carlos.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Inna hat mir eine Auszeit gegeben, damit ich mir klar über mich selbst werde. Aber genau das schaffe ich nicht.«
    »Was sind die Optionen?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Gehen oder bleiben.«
    »Das ist alles?«
    »Ich weiß es einfach nicht. Klar, vermutlich gäbe es auch Zwischenlösungen. Aber darum geht’s nicht. Es ist seltsam. Wir waren nicht unglücklich oder so, bis wir in diese Krise reingerutscht sind. Aber nicht unglücklich zu sein, ist uns beiden zu wenig. Das ist mir inzwischen immerhin klar geworden.«
    »Liebst du sie?«
    Ich sehe Carlos überrascht an. »Ja. Aber ich weiß nicht, ob das unsere Probleme löst.«
    Carlos nickt nachdenklich. »Wenn du das schon sagst, scheint’s wirklich ernst zu sein.«
    »Kennst du das Gefühl nicht? Dass die Dinge eigentlich ganz in Ordnung sind. Aber dass du eben trotzdem nicht wirklich zufrieden bist?«
    »Vielleicht solltest du es mal mit was ganz anderem versuchen. Über den Atlantik segeln. Die Sahara durchqueren. Den Himalaya besteigen. Einfach mal ganz raus aus dem alten Trott. Danach bist du unter Umständen klüger.«
    »Danach bin ich vor allem Single. Inna will eine Antwort. Nicht irgendwann, sondern bald. Ihre Freundin hat’s mir ziemlich klar gesagt.«
    »Vielleicht solltest du mit ein paar Jungs reden, die ganz

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