Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
Vom Netzwerk:
Knie.
    Der Arzt setzt sich auf einen weißen Lederschwinger, der neben dem Computer steht. Der hat die Ruhe weg, denke ich.
    „Der Zustand Ihres Sohnes hat sich stabilisiert. Wir haben überlegt, ab morgen die Medikamente abzusetzen.
    Renate greift meine Hand und drückt sie fest. Als ich sie ansehe, bemerke ich, dass sie weint. Auch mir kommen die Tränen und ich bin erleichtert.
    Doch diese Erleichterung hält nicht lange an.
     
    ***

(Kristel)
    „Sie hat sich gerade hingelegt.“ Veronika spricht leise am Telefon.
    Kristel freut sich, dass es Heike etwas besser geht.
    „Ich habe eine Nachbarin bestellt. Heike hat sich zwar beschwert, aber ich glaube, es hat ihr gutgetan. Sogar angezogen hat sie sich heute.“
    „Was täten wir nur ohne dich, Vroni.“ Kristel war den Tränen nahe.
    „Ich hab eine Bitte an dich, Kristel. Komm morgen mit den Jungen vorbei. Ich hab langsam das Gefühl, dass sich Heike nur zusammennimmt, wenn Besuch da ist. Wir müssen sie doch irgendwie wieder hinkriegen.“
    Kristel weiß nicht, was sie davon halten soll. „Das kann ich schon machen. Am Nachmittag.
    Weißt du was Neues wegen der Beerdigung?“
    „Ich glaube, Heike braucht noch ein paar Tage. Ich hab den Termin jetzt auf Montag gelegt. Um zehn. Mein Vater muss danach wieder heim.“
    „Aber nicht, dass dann alles wieder schlimmer wird!“
    „Es wird sowieso nicht eher. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.“
    Kristel schluckt bei diesem Gedanken und schiebt ihn beiseite. Sie wollte Veronika noch die Adressen durchgeben.
    Als sie den Hörer weglegt, um den Zettel zu holen, sieht sie Marcus auf dem Sofa liegen.
    Sie denkt sich nichts dabei und geht zum Telefon zurück.
     
    ***

(Nicole)
    Dass er selbst in dieser Situation keine Rücksicht auf meine Gefühle nimmt!
    Ich kann doch nichts dafür. Sieht er denn nicht, wie ich leide?
    Ich bedauere Renate. Sie steht immer zwischen den Stühlen. Der Alte ist dickwandig wie ein Eisenfass.
    Dass er so gemein zu mir ist! Nur weil ich einen Tag nicht bei Ralph gewesen bin! Und zieht Raphael noch auf seine Seite.
    „Papa könnte sterben und du würdest es nicht mitkriegen!“, hat er zu mir gesagt.
    Und Joachim hat nachgelegt, dass überhaupt nur ich an der ganzen Fliegerei Schuld bin.
    Renate stand dabei. „Joachim!“, hatte sie ihn zur Vernunft gebeten.
    „Sei still!“, rief er und Renate war weinend aus dem Zimmer gelaufen.
    Ich sitze im Arbeitszimmer und habe mich eingeschlossen. Das Zimmer, in dem Joachim nachts schläft.
    Am liebsten wäre mir, er würde gehen. Aber ich hasse diese Feindseligkeit, zu der er mich treibt.
    Die Ärzte haben gute Neuigkeiten. Sie wollen Ralph aufwecken. Ist das nicht das Einzige, was zählt?
    Vor mir liegt der Zettel mit der Adresse des Piloten. Ich nehme ihn an mich, wie einen Schatz.
    Ich muss mit Raphael sprechen, mahne ich mich.
    Irgendetwas hat der Junge.
     
    ***

(Kristel)
    Der Notarzt musste kommen.
    Kristel ist durcheinander. Erschöpft setzt sie sich im Wohnzimmer in den Sessel und Pit krabbelt auf ihren Schoß. Er hat den Schnuller im Mund und seine Augen sehen klein und müde aus.
    Als sie vorhin nach dem Telefonat zu Marcus gegangen war, hatte sie gemerkt, dass sein Kopf glühte. Schlapp lag er da. Kristel zog ihm den Pulli aus und suchte aufgeregt nach dem Fieberthermometer. Die Temperatur stieg immer höher, als sie es Marcus unter den Arm schob.
    Bei 40,8 Grad piepte es und Kristel wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte Angst. Sie war allein. Sie allein hatte die Verantwortung!
    Ihr fiel der Fiebersaft im Kühlschrank ein, der noch vom letzten Winter dort stand. Schnell holte sie ihn, dazu nasse Waschlappen und Handtücher aus dem Bad, wickelte sie nur flüchtig um die Beine des Jungen, legte einen Waschlappen auf seine Stirn und versuchte vergeblich, ihm den Saft einzugeben. Marcus reagierte nicht. Ein großer Teil der rosa Flüssigkeit lief an seinen Mundwinkeln hinunter.
    Aufgeregt griff Kristel nach dem Telefon.
    Zum Glück dauerte es nicht lange, bis der Hausarzt kam.
    Er fragte nach der Temperatur.
    „Aber kein Krampf?“
    Kristel verneinte unter Tränen. Dann sah sie, wie der Arzt in seiner Tasche hektisch nach einer Spritze griff.
    „Kam es so plötzlich?“, fragte er.
    Kristel nickte. Das Reden fiel ihr schwer.
    Er bat sie, die Handtücher frisch zu machen.
    Wenn dem Jungen was passiert!
    Kristel würde sich ewig Vorwürfe machen!
    Als sie zurückkehrte, reichte der Arzt ihr ein Rezept und ein

Weitere Kostenlose Bücher