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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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den Flur.
     
    ***

(Joachim)
    „Eine Dusche hätte dir auch nicht geschadet, junge Dame!“
    Susanne sieht mich an und lächelt nur.
    Aber Nicole, Nicole ist in Fahrt.
    „Kannst du sie nicht in Ruhe lassen? Sie hat Hunger, sie wird sich schon noch duschen gehen!“
    „Was ist denn hier los?“, fragt Raphael, als er hereinkommt.
    „Dein Großvater hat offenbar eine andere Vorstellung von Hygiene als deine Schwester“, antwortet Nicole ihm spitz.
    Es macht mich ein bisschen wütend. Gott sei Dank sagt Raphael nichts dazu. Er setzt sich kommentarlos.
    Ich beginne zu essen. Schaue hin und wieder zu Susanne hinüber und beobachte Nicole, die meinen Blicken ausweicht.
    Also gut, denke ich, ich werde mich nicht mehr einmischen.
    Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Susanne ein wenig mehr Anstand nichts schaden würde.
    „Wie war’s?“, fragt Renate Susanne.
    Typisch meine Frau. Immer um Harmonie bemüht.
    „Ganz schön anstrengend. Aber es hat Spaß gemacht.“
    „Anspruchsvoller als in der Schule?“, will Nicole wissen.
    „Ja, schon. Und vor allem höher. Am Schluss hatten wir kaum noch Kraft.“
    „Und, machst du weiter?“, fragt Raphael mit vollem Mund.
    „Natürlich!“, antwortet Susanne und blickt mich an. „Ich konnte das gar nicht mehr absagen. Wir hätten es trotzdem zahlen müssen.“
    Sieht aus, als würde sie Verständnis bei mir wecken wollen. Ich lasse mich von meiner Lieblingsenkelin erweichen.
    „Schon gut, schon gut“, sage ich, winke ab und lächele.
    Ich muss nicht zu meiner Schwiegertochter hinübersehen, um ihr schadenfrohes Gesicht zu bemerken.
    Dann kann ich nicht anders. Ich schaue Nicole an. Und diesmal hält sie meinem Blick stand.
     
    ***

(Heike)
    Heike findet keine Ruhe im Schlaf. Sie wälzt sich hin und her. Es ist Sebastians erster Flug in München, kurz nachdem sie aus Mosambik zurückgekommen sind.
    Franz hat ihn mitgenommen, ein paar Runden, draußen in Oberschleißheim. Der Franz, von dem sie später das Haus gekauft haben und der Sebastian dazu überredet hat, sich eine Segelfluglizenz zu besorgen.
    Aufgeregt presst Heike die Lippen zusammen, als Franz zur Landung ansetzt.
    Sein Flug ist ruhig. Er ist erfahren. Sie landen von hinten und rollen lang aus und Heike läuft an der Straße entlang. Läuft mit ihnen und sieht immer wieder zum Flugzeug hinüber.
    Sebastian kann sie nicht so gut sehen. Er sitzt hinter Franz. Erst als er aussteigt und ihr winkt.
    Sie treffen sich wenige Minuten später am Zaun und Sebastians Augen strahlen. Heike sieht das Lächeln seiner Grübchen, spürt die weichen Lippen und dieser Kuss ist es, der sie aufwachen lässt.
    Sie schaut auf den Wecker. Drei Uhr morgens. Am liebsten würde sie weiterträumen. Am liebsten würde sie gar nicht wieder aufwachen.
     
    ***

Mittwoch
    (Kristel)
    Ludwig versucht, sich hinauszuschleichen, doch Marcus bemerkt es. Sekunden später ist auch Pit wach. Lange vor dem Aufstehen.
    Kristel wäre gern liegengeblieben, aber Ludwig muss sich beeilen und sie kann ihn unmöglich mit den Buben alleinlassen.
    Auf dem Tisch im Wohnzimmer liegt der Zettel mit den Namen, die Kristel eingefallen sind. Von Heikes meisten Bekannten hat sie keine Adressen. Aber zu so viel wird das Mädel schon noch in der Lage sein!
    Kristel verflucht, dass ihr hier die Hände gebunden sind, während ihre Tochter in München resigniert.
    Es muss ihr schlecht gehen. Sie macht sich immer noch Vorwürfe wegen Sebastians Tod.
    Vielleicht kann Ludwig heute mit ihr reden. Irgendjemand muss sie doch zur Vernunft bringen. Was soll denn aus den Kindern werden?
    Marcus und Pit spielen Lego. Pit hat seine durchtränkte Windel abgemacht und einfach auf den Boden geschmissen. Kristel bringt sie zum Müll.
    Nachdem Kristel die Heizung angestellt und den Tisch im Wohnzimmer freigeräumt hat, geht sie in die Küche.
    Heute braucht sie einen starken Kaffee. Und auch der hat kaum Chancen.
    Lange hatten sie gestern Abend zusammengesessen. Ludwig war erst gegen acht gekommen, weil Veronika ihn gebeten hatte, bei Heike zu bleiben. Sie musste etwas zum Essen besorgen.
    Die Jungen wollten unbedingt auf den Opa warten und bis sie dann im Bett waren, war es neun.
    Heute will Veronika den Termin für die Trauerfeier festlegen. Nur gut, dass wir sie haben, denkt Kristel. Nur gut, dass sie gekommen ist!
    Sie weiß noch nicht, wie sie es machen werden.
    Wahrscheinlich wird Karl-Ludwig bei den Kindern bleiben. Justine ist ja auch noch da. Und Sebastians Vater muss bei

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