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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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Trennung von ihr am meisten leiden.“
    Ludwig schaut sie zweifelnd an. „Ich frage mich nur, wie das gehen soll. Ich konnte gestern noch nicht mal mit ihr reden.“
    Er sieht traurig aus, wie er das so sagt. Er meint es nicht böse.
    „Wenn sie wieder für sie verantwortlich wäre. Vielleicht kämen dann ihre Muttergefühle zurück?!“
    „Im Moment sieht es so aus, und das ist fakt, dass Heike die Anwesenheit ihrer Kinder nicht ertragen kann! Und ich bin mir nicht sicher, was ihnen mehr schadet. Der Hass ihrer Mutter oder dass sie bei Oma und Opa sind!“ Ludwig wird immer lauter.
    „Dass sie keine Mutter haben, Ludwig, und dass sie das nicht verstehen können. Das ist schlimmer!“ Kristel hat sich in der Wanne aufgesetzt und stellt sich jetzt, um sich abzutrocknen. Vorbei mit der Entspannung! Warum will er nur nicht glauben, was der Kinderarzt gesagt hat?
    Schweigend hängt Kristel das Handtuch weg.
    Als sie in ihrem Bademantel steckt, nimmt Ludwig sie in den Arm. „Wir sollten uns nicht streiten deswegen“, sagt er zu ihr. „Das wäre noch schlimmer für Pit und Marcus. Dass wir uns streiten.“
    „Morgen fahre ich mit ihnen nach München.“ Leise, kaum hörbar, spricht Kristel zu Ludwig.
    Er sagt nichts dazu. Anscheinend gönnt er ihr das letzte Wort.
    Und Kristel umarmt ihn fest.
     
    ***

(Joachim)
    Morgen wacht mein Sohn wieder auf und es wird langsam Zeit, mir konkrete Gedanken zu machen.
    Als ich halb zwölf immer noch nicht schlafen kann, versuche ich, nur das Positive zu sehen. Dass Ralph bald wieder hier sein wird. Bei seiner Familie, wo er hingehört. Das ist doch ein schöner Gedanke. Mit dem könnte ich doch wunderbar einschlafen.
    Ich sehe den Schein der Straßenlaterne, der die Steine und Figuren in Susannes Vitrine zu kleinen Wunderwerken erglänzen lässt. Ich merke, dass ich mich wieder an Nebensächlichkeiten erfreuen kann. Das macht mich unruhig.
    Noch schlimmer. Es macht mich sentimental.
    Ich gehe zum Fenster und ziehe die Gardinen zu.
    Dann gebe ich auf, ins Bett zurückzukehren und Schlaf zu finden. Ich gehe ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Vielleicht kann ich so meine Gedanken betäuben.
     
    ***
     
    (Nicole)
    Mitten in der Nacht wache ich auf. Ich habe geträumt, dass ich mit Ralph in einem Flugzeug sitze. Am Steuer. Ralph hat es so gewollt. Er sitzt neben mir.
    „Aber ich kann doch gar nicht fliegen!“, protestiere ich.
    „Du musst es dir nur trauen, Nicki!“, hat er gesagt und gelächelt. - Es war jenes Lächeln, welchem ich noch nie widerstehen konnte. Das Lächeln, weshalb es gleich zwischen uns gefunkt hat und ich seine Frau geworden bin. - Also bin ich geflogen.
    Es ging alles so schnell, dass ich es gar nicht registrieren konnte. Was eben noch als winziger Punkt vor mir lag, tauchte plötzlich als Monster an der Cockpit-Verglasung auf. Ich schrie: „Ralph, tu was!“ Doch im selben Moment spürte ich den Aufprall, einen Ruck, eine kurze Erschütterung.
    Ralph blieb immer noch gelassen. „Beruhige dich, Schätzchen. Ich bring dich heil runter.“
    Das tat er dann auch.
    Wir stiegen aus der Maschine und die Leute feierten Ralph für seine Flugkünste.
    Auf mich zeigten die Frauen mit den Fingern. Aber sie meinten es nicht gut mit mir. „Mörderin!“, schrien sie, die Oberkörper weit nach vorn gebeugt. „Mörderin!“
    In diesem Moment fiel mir das Flugzeug ein. Es war für den Bruchteil einer Sekunde vor mir aufgetaucht.
    Ich sah hinüber ins Feld. Da lag es, in Einzelteilen.
    Ich riss die Augen auf und merkte, dass ich geträumt hatte.
    Der Flug war schlimm. Ich dachte, dass ich sterben muss.
    Aufrecht sitze ich da und sehe neben mich. Es ist nicht Ralph neben mir. Es ist Renate.
    Wenn ich das Licht einschalte, wecke ich sie auf.
    Ich überlege, ins Wohnzimmer zu gehen. Ich könnte mir ein paar alte Videos von Ralph ansehen. Das würde mich ablenken.
    Aber irgendwie zögere ich. Mir ist kalt.
    Ich hole mir eine Jacke aus dem Schrank und ziehe sogar die Kapuze über.
    Vorn im Wohnzimmer sehe ich einen Lichtschein, der immer wieder aufflackert. Der Fernseher läuft, ansonsten ist es dunkel.
    Verwundert blicke ich zurück zu Joachims Schlafzimmer und da ich von dieser Entfernung im Dunkeln nichts erkennen kann, laufe ich ein paar Schritte und sehe, dass die Tür offen steht.
    Ich zögere.
    Dann gehe ich zurück in mein Bett und schlinge die Decke um mich.
    So ist es schön. So fühle ich mich geborgen.
    Ein letztes Mal blicke ich zu Renate hinüber und

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