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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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Zäpfchen für den Notfall.
    Marcus hatte die Augen geöffnet und starrte zur Seite. Der Arzt legte ihm die Handtücher um und prüfte die Temperatur. Kristel war froh, dass er da war.
    „Das Fieber steigt nicht mehr“, lächelte er. „Das kommt bei Kindern immer mal vor!“
    Kristel war genauso erleichtert wie der Arzt. Sie wusste, dass es ihm vorhin auch nicht einerlei war.
    Er sah zu Pit hinüber, der unbeteiligt auf dem Boden saß und mit den Bausteinen spielte.
    „Ist der Kleine okay?“, fragte er.
    „Ich glaube schon. Sehen Sie ihn lieber mal an.“
    Doch Pit war in Ordnung.
    Kristel erzählte dem Kinderarzt in der Küche von Sebastians Tod. Davon, dass Marcus immer wieder gefragt hat, wo der Papa ist. Und von Heikes abweisender Art.
    „Sagen Sie ihm die Wahrheit, Frau Neugebauer. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Marcus den Tod seines Vaters nicht wahrhaben will. Aber unbewusst weiß er es genau. Ich nehme an, deshalb fiebert er.“
    Kristel war ganz überrascht gewesen. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
    Der Arzt schien zu überlegen.
    „Und sehen Sie zu, dass die Kinder wieder zu ihrer Mutter kommen!“, sagte er dann.
    „Die Trennung von Ihrer Tochter ist wohl im Moment das Allerschlimmste für die Kleinen.“
    Kristel dachte zuerst, dass er ihr Vorwürfe machen wollte. Aber sie hatte ja vorher über die schwere Situation mit ihm gesprochen. Da war er voller Verständnis gewesen.
    Er hat Recht. Mein Gott, die armen Kinder!, denkt sie jetzt und drückt Pit an ihre Brust.
    Sie weiß noch nicht, ob sie unter diesen Umständen morgen zu Heike fahren kann. Der Doktor ist dafür gewesen, wenn es Marcus nur einigermaßen gut geht.
    Jetzt liegt er drüben ihm Bett und schläft. Kristel hat sich alle zehn Minuten davon überzeugt, dass alles in Ordnung ist.
    Ich muss Pit Essen machen, denkt sie und nimmt ihn mit hinüber in die Küche. Auf der Arbeitsplatte setzt sie ihn ab und sucht in der Schublade darunter nach einer Kelle und einem Quirl. Pit freut sich. Er nimmt den Schnuller aus dem Mund, steckt ihn in die rote Schüssel, die neben ihm steht, und rührt herum. Und Kristel erwärmt die Milch für einen Grießbrei.
     
    ***

(Nicole)
    Die Lage beim Abendessen ist angespannt. Alle warten auf morgen. Darauf, dass Ralph aufwacht. Die Medikamente werden abgesetzt und es wird einige Zeit dauern, bis die Wirkung nachlässt, hat Joachim gesagt.
    Mir ist es gar nicht so recht. Ausgerechnet morgen wollte ich zur Frau des Piloten. Ich weiß noch nicht, wie ich es machen werde.
    Ich beobachte ihre Gesichter.
    Es will kein Gespräch aufkommen, alle sind mit sich beschäftigt. Und mit dem Essen. Ich habe Chili gemacht. Chili con carne. Als Versöhnung sozusagen. Es scheint allen zu schmecken. Sie nehmen nach.
    Immer wieder denke ich an mein Gespräch mit Raphael. Ich habe Angst davor und ich merke, dass es eigentlich falsch ist, Angst vor einem Gespräch mit meinem Sohn zu haben.
    Seine Reaktion darauf, dass ich nicht in der Klinik war, macht mich unsicher.
    Ich könnte Susi bitten, mit ihm zu reden. Sie würde mehr aus ihm herausbekommen.
    Der Gedanke gefällt mir gut, aber er besteht aus meiner Feigheit.
    Als ich die Erdbeeren für die Nachspeise in den Schüsseln verteile, greife ich kurz zum Radio hinüber und schalte es ein. Es war eine gute Idee. Ich spüre förmlich, wie es die Stille zertrennt, die langsam peinlich ist.
    Dass Renate auch nichts mehr sagt! Sonst ist sie immer diejenige gewesen, auf die Verlass war.
    Susi ist vom Klettern ganz geschafft. Auch sie schweigt, aber sie sieht glücklich aus.
    Ihrem Opa zuliebe hat sie vor dem Essen geduscht. Vielleicht auch nur, weil sie sich so gefreut hat, dass Ralph aus dem Koma geholt wird.
    Und Raphael? Der sagt schon seit Tagen nicht mehr viel. Ich stelle ihm die Schüssel mit den Erdbeeren vor die Nase und er lächelt, ohne mich anzuschauen.
     
    ***

(Kristel)
    Ludwig hat sogar Grießbrei mitgegessen. Nur damit Pit auch etwas isst.
    Als der Kleine schläft, lässt sich Kristel ein Bad einlaufen. Der Tag ist anstrengend gewesen. Es tut ihr gut, in das heiße Wasser einzutauchen und einfach nur dazuliegen. Das Schaumbad kribbelt in ihrer Nase, sie schließt die Augen und merkt, wie sie ruhiger wird.
    Ludwig kommt zu ihr ins Bad und setzt sich auf den Hocker.
    Kristel genießt es, nicht mehr allein zu sein, jemanden zum Reden zu haben. Jemand erwachsenen.
    „Der Arzt hat gesagt, dass die Kinder unbedingt zu Heike müssen. Sie würden unter der

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