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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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betrachtete sie, starrte dann auf die Büchse in seiner Hand und fühlte eine leise Erregung. Der Kunde ging nun noch schneller, während der Uniformierte winkte und rief. Nun begann auch der junge Mann zu laufen, ohne sich über seine Beweggründe im klaren zu sein. Am vorderen Ende der Lebensmittelabteilung kam ihm ein anderer uniformierter Mann von links entgegen. Der junge Mann lief fünf Stufen hinauf, wobei er unbewußt die ihm zugeworfene Büchse fest an sich gepreßt hielt. Der andere Mann war unterdessen in der Menschenmenge verschwunden und nicht mehr auszumachen.
    „Stehenbleiben!“ rief ein Uniformierter. Das Herz des jungen Mannes schlug in verständlicher Panik. Er rannte quer über den großen Platz, wich den Einkaufswagen der Kunden aus, so gut er es vermochte, begleitet vom Schrillen der Klingel und den Rufen seiner Verfolger. Irgendwo begann eine andere Klingel zu ertönen, dann eine dritte. Der junge Mann wurde von einem plötzlichen Schreck erfaßt, warf die Büchse auf den Boden und kollidierte mit einer Frau, die einen Einkaufswagen vor sich herschob und laut aufkreisch te. Beide verloren die Balance und die Orangen, die sich in dem Wagen befanden, purzelten über den Boden.
    Der junge Mann rannte weiter, sich aufrappelnd, und entkam eben noch zwei weiteren blauuniformierten Männern, die sich in seiner unmittelbaren Nähe befanden. Vor ihm erhob sich ein zu dekorativen Zwe cken aufgestelltes Metallgitter, das mit Goldfarbe bemalt war und bis zu einer Balustrade reichte, die eine zweite Einkaufsetage abgrenzte. Mit dem Mut der Verzweiflung begann der junge Mann daran hochzuklettern und war wenig später bereits, trotz der Schwerfälligkeit seines Körpers, hoch über den Köpfen seiner Verfolger, die stehenblieben und mit erhobenen Fäusten Schimpfworte zu ihm hinaufschrien.
    Der junge Mann kletterte weiter. Innerhalb kurzer Zeit waren die Leute unter ihm klein wie Puppen. Sie sahen zu ihm hinauf und einer versuchte sogar ihm zu folgen. Aber der junge Mann war bereits oben und stellte fest, daß er das Geländer des nächsten Balkons bequem ergreifen konnte. Er schwang sich hinüber. Zitternd vor Erregung stellte er fest, daß er sich in einem schmalen Korridor befand. An einer Seite entdeckte er offene Türen und aus den dahinterliegenden Räumen drangen Stimmen und Schreibmaschinengeklapper an seine Ohren. Ein Mann trat auf den Gang hinaus und reckte seinen Hals um dem Schrillen der Klingeln zu lauschen. Als er den jungen Mann sah, stieß er einen überraschten Laut aus und kam auf ihn zu.
    Der junge Mann rannte weiter. Einige Leute sahen auf, als er an den Büros vorbeikam. Flüchtig nahm er wahr, daß hier Männer und Frauen mit Ärmelschonern an ihren Schreibtischen saßen. Er kam an eine verschlossene Tür, die die Aufschrift ‚Treppenhaus’ trug. Der junge Mann öffnete sie, nahm die Treppe, die nach oben führte in Augenschein und lief hinauf, wobei er jedesmal drei Stufen mit einem Schritt nahm. Er rannte über die Treppenabsätze hinweg bis ihm schwindlig wurde, aber unter ihm waren noch immer Stimmen zu hören. Weiter eilte er an verschlossenen Türen vorbei, überquerte Treppenabsätze, die immer enger wurden bis er eine letzte Tür erreichte. Sie wurde von trübem Licht beschienen.
    Der junge Mann blieb stehen und lauschte. Tief unter ihm erklangen dünne Stimmen wie das Zirpen von Insekten unter der Erde. Er öffnete die Tür und trat ein. Hier war ein Flur mit leeren Räumen, alles war finster und staubig und machte einen weitaus älteren Eindruck als die glitzernden Gänge, die unter ihm lagen. In dem schwachen Licht, das durch die kleinen Kristallglasfenster hereinleuchtete, sah er Waren, die in den Ecken aufgestapelt worden waren. In einem anderen Zimmer fand er Unmengen von vergessenen Ordnern.
    Hier war niemand. Diese Räume hatte seit langer Zeit kein Mensch mehr betreten. Am Ende der Halle, halb verdeckt von einer uralten Garderobe, war noch eine andere Tür. Und noch eine Treppe, die engste und finsterste von allen, die nur aus rohem Holz bestand, das unter seinen Fußtritten knarrte. Der Korridor war kurz, an seinem Ende befand sich ein winziger Raum mit schrägen Wanden. Große Papierbündel lagen aufgestapelt auf dem Boden. Sie waren gelb und brüchig und wurden von einer dicken Staubschicht bedeckt. Dann war da noch ein langes Seil, eine alte Glühbirne und Papierstücke, die aussahen, als seien sie von kleinen Tieren angenagt worden. Er betrachtete all das in

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