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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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einem düsteren, kalten Licht, das durch ein dreieckiges Fenster hereinschien. Es war ein breites Fenster, das in einer Mulde angebracht war, die fast die gesamte Wand ausfüllte – und von hier aus konnte er, als er einen kleinen Fleck im Fenster vom Staub gesäubert hatte, auch sehen, wie sich die Stadt unter ihm ausbreitete.
    Ruhig und leer lag sie unter dem violetten Himmel. Alle Gebäude reihten sich friedlich aneinander, bis zum im Nebel liegenden Horizont. Die Vorderfronten einiger Gebäude wurden von den Straßenbeleuchtungen angestrahlt, aber kein Laut drang aus diesen Tiefen zu ihm hinauf. Es schien, als sei die Stadt ausgestorben und die ehemaligen Einwohner hätten lediglich die Lichter brennen lassen. Der farbige Streifen der Flugbahn hing leer gegen den Himmel. Im Zwielicht strahlten die Neonlichter Kälte aus: MOBIL, URANIA, IBM, EUROPA-CENTER.
    Der junge Mann sah sich mit sanfter Befriedigung um. Er war immer noch hungrig und in schlechter körperlicher Verfassung, aber hier war er erst einmal sicher und hatte zudem noch ein Dach über dem Kopf, Mit Hilfe des Papiers würde er sich ein Lager herrichten, in der Nähe des Fensters. Er würde den ganzen Tag lang auf die Welt hinuntersehen, so lange es ihm Spaß machte – und niemand wußte, daß er hier war.
    Er setzte sich und entspannte seine Muskeln. Nach all dem bedeuteten frei sein und ein eigenes Plätzchen haben für ihn alles. Seine Nervosität legte sich, und er gelangte zu der Überzeugung, daß sich alles zum Guten wenden würde. Mit einem zufriedenen Blick auf die düsternen, schrägen Wände, die ihm jetzt schon etwas gemütlicher erschienen, legte er sich auf den Boden und schlief langsam ein.
     

IV
     
    Im New York des Jahres 1948 hatte Mr. Robert M. Shoemaker eine unerfreuliche Morgenaufgabe: er mußte in das Büro seines Chefs gehen und sich hinauswerfen lassen.
    Shoemaker saß mit ausgestreckten Beinen ungewaschen in seiner Nische und war sich darüber im klaren, daß er in der Tat nicht eben ein Schmuckstück der Firma Detweller, Cleves & Osborne war. Auch hatte er in den letzten sechs Wochen nichts besonders Brauchbares zustandegebracht. Und drittens stimmte es, daß er während der täglichen Arbeitszeit mehr oder weniger ständig betrunken war. Shoemaker betrachtete sein Hemd, das schmutzig und unordentlich aus seinem Hosenbund lugte, dann die ungeputzten Schuhe mit den zerrissenen und wieder zusammengeknoteten Schnürriemen. Einer seiner Socken war blau, der ande re braun. In allen beiden waren verdächtig große Löcher.
    Irgendwie fühlte sich Shoemaker wie Gummi, aber es schien ihm nichts auszumachen. Seine Absätze klapperten auf dem Linoleum. Miß McKenzie, kühl und schlank, in einem blaugepunkteten Kleid, stand in der offenen Tür und sah ihn ausdruckslos an.
    „Er wartet auf Sie“, sagte sie. Shoemaker sah auf und nickte. Nach einem Moment ging sie weg. Klick-klack, klick-klack. Stimmen hallten auf dem Gang. Dann hörte er das Gerassel der Buchungsmaschinen aus der Rechnungsabteilung. Der ganze verdammte Raum war angefüllt mit seinem Echo. Shoemaker ließ seine Füße vom Schreibtisch herunterfallen; sie kamen mit einem lauten Krach unten an, was ihn irgendwie zufriedenstellte. Die Füße waren Wirklichkeit, der Fußboden war Wirklichkeit. Er dachte darüber nach, bis ihm bewußt wurde, daß er eine ganze Weile bewegungslos dagesessen hatte. Du darfst den alten Gordy nicht warten lassen, dachte er.
    Shoemaker seufzte, rieb mit seiner Hand über sein stoppelbärtiges Gesicht und blickte dann ratlos auf die beiden Schreibtische und die Ordner, die die Notizen für den EZ-Kredit und die Nuway-Konten enthielten. Dann der Eingangskorb mit dem zerknüllten Papier: er konnte das, was er dort suchte, nicht finden.
    Dann sah er in der untersten Schublade nach und siehe da: Da war noch ein Fläschchen, das einige Kubikzentimeter herrlich reinen Whiskys enthielt. Shoemaker drehte gewohnheitsmäßig seinen Stuhl so, daß er nicht auf den Türgang sehen mußte und dachte daran, daß es sicherlich nicht sein Vorteil war, noch einen zu trinken, bevor er den alten Gordy in seinem Büro aufsuchte. Ob er etwas Sen-Sen essen sollte? Das konnte natürlich seine Fahne verschwinden lassen, aber auf der anderen Seite wußte Gordy verdammt genau, daß er betrunken war, ob er nun nach Alkohol roch oder nicht. Und außerdem … aber er vergaß, was außerdem noch war. Jedenfalls bereitete es weniger Ärger, die Flasche auszutrinken, als sie

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