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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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richtete ihn übel zu. Boletti war der Postbote, der zufällig des Weges kam. Anschließend drang er in das Schreibbüro ein, in dem sich die Mädchen schreiend unter den Schreibtischen zu verbergen versuchten. Er unternahm keinen Versuch, die Firma zu verlassen, sondern rannte hin und her und hielt das ganze Büro in Trab, bis zwanzig Minuten später die Polizei erschien und ihn zur Strecke brachte.
    In Zeitungsartikeln wurde die Kreatur als Affe beschrieben, der aus einem Zoo entlaufen war. Der Fall des verschwundenen R. Gordon Osborne wurde niemals aufgeklärt.
     
    Das Essen auf dem Tablett erwies sich als dampfendes Durcheinander aus etwas Dunkelgrünem und Duftendem, wie schmutzige Klumpen einer fremden Substanz.
    Der Zweifüßler war hungrig, aber die unappetitliche Wirkung und der Geruch des Essens stießen ihn ab. Aus dem Nebenzimmer erklang das Geräusch eines quietschenden Löffels auf einem Metallteller. Das weibliche Wesen schien also zu essen.
    Der Wärter hatte den Tisch hinter ihrer Tür weggerückt und schien ernstlich mit ihr zu schimpfen, aber der Zweifüßler hatte nichts von einer Antwort gehört; wenn sie überhaupt geantwortet hatte. Er versuchte, Wasser aus einer Schüssel zu trinken, und mußte feststellen, daß sein steifer Mund dazu wenig geeignet war. Ärgerlich warf er die Schüssel auf den Boden. Sofort nahm sein Durst überhand und er füllte sie ein zweites Mal mit dem Rest seiner Waschschüssel. Dann versuchte er, das Wasser mit der Zunge herauszuschlürfen, was auch nicht viel besser ging. Schließlich schüttete er sich die Flüssigkeit in den Mund und verschluckte sich fast dabei, bis er merkte, daß es besser ging, wenn er den Kopf beim Schlucken zurückwarf.
    Die federartigen Haare auf seiner Brust und seinen Beinen waren durchnäßt. Er fühlte sich unangenehm, bis er sich abgetrocknet hatte. Aus irgendeinem Grund stimmte ihn dieser kleine Zwischenfall sehr traurig. Er versuchte sich aufzuheitern, indem er an den halbfertigen Brief dachte, der in der Schreibtischschublade lag. Aber auch das half nichts. Er saß im Innern des Zimmers und starrte gedankenlos an die Wand.
    Schritte aus dem Büro rissen ihn aus seiner Geistesabwesenheit. Grücks Stimme rief: „Fritz! Emma!“
    Der picklige junge Wärter kam herein, sah auf das unberührte Essen und nahm es kommentarlos mit hinaus. Der Zweifüßler stand auf. Er folgte dem Wärter zu Grücks Büro, wo der Mann Grück und Wenzel das unberührte Tablett vorwies. Sie standen dicht beieinander, Grück trug einen teuren, braunen Anzug; Wenzel einen weißen Kittel.
    „Er hat nichts gegessen, meine Herren.“ Wenzel starrte vor sich hin und Grück sagte gedehnt: „Aber das macht doch nichts. Nehmen Sie das Tablett wieder mit, Rudi. Unser Gast ist heute morgen vielleicht nicht so hungrig – das ist doch nichts Ungewöhnliches.“ Er rieb seine fetten Hände aneinander und machte einen unbesorgten Eindruck. „Wo ist denn unsere hübsche Emma?“ Er wandte sich um und rief: „Emma?“
    Der weibliche Zweifüßler erschien auf der Schwelle seines Büros und piepste. Zuerst war sie nur zur Hälfte sichtbar, aber auf Grücks Geheiß kam sie einige Schrit te näher und blieb dann stehen. Sie hatte die Arme erhoben, hielt beide Hände fest um ihren Kopf gespannt, um den Knopf zu verbergen.
    „Aber Emma“, brummte Grück vorwurfsvoll. „Ist das etwa Gastfreundschaft? Sind wir etwa unhöflich zu dir gewesen? Heute verbringt unser neuer Freund doch seinen ersten Tag bei uns.“ Emma gab einen unwilligen Ton von sich und sah den Zweifüßler an. „Du bist ja aufgeregt, Emma. Fürchtest du dich etwa?“ Grück sah von einem zum andern. „Es gibt nichts, wovor du dich zu fürchten brauchst, Emma. Das wirst du bald sehen. Und außerdem – wie geht die Arbeit voran?“
    Unerwartet sprach der weibliche Zweifüßler mit einer hohen, absurden menschenähnlichen Stimme. „Schicken Sie ihn weg, Herr Doktor. Ich werde alles alleine machen.“ Sie sah den Zweifüßler an und duckte sich ängstlich. „Aber Emma“, erwiderte Grück jovial, „du fürchtest dich ja wirklich! – Hör’ zu, Emma, wir möchten nicht, daß du dich fürchtest und deshalb werden wir dafür sorgen, daß du wieder fröhlich wirst.“ Er berührte Wenzel am Arm und deutete auf ein Stück Kreide, während er beruhigend auf Emma einsprach. „Fritz soll bei dir bleiben und dir bei deiner Arbeit helfen …“
    „Nein! Nein!“
    „… doch, doch – und du wirst dich daran

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