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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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gewöhnen. Warte nur ab.“ (Wenzel, die Kreide!). Wenzel, der leise mit Rudi gesprochen hatte, suchte nervös nach einem Stück Kreide und gab es Grück. „Sieh her, Emma“, fuhr Grück besänftigend fort, „wir werden eine Linie über den Fußboden ziehen. Ich werde sie selbst ziehen, weil ich möchte, daß du glücklich bist. So …“ Er beugte sich mit einem Seufzer hinunter und begann, zwischen den beiden Schlafzimmertüren einen Kreidestrich quer durch den Raum zu ziehen, um ihn in zwei etwa gleich große Abschnitte aufzuteilen. „Siehst du, Emma?“ sagte er, als er fertig war, „Fritz bleibt auf dieser Seite und du auf jener. Einverstanden, Fritz?“
    „Wie Sie wollen“, erwiderte der Zweifüßler unentschlossen. „Schau, er verspricht es dir“, meinte Grück zu Emma gewandt. „Mein Versprechen gilt. Solange er auf seiner Zimmerseite bleibt, wirst du auf deiner Seite arbeiten und nicht ängstlich sein. Wenn er die Linie trotzdem überschreiten sollte, dann hast du meine Genehmigung, dich wieder zu fürchten und dich in deinem Zimmer einzuschließen. Verstanden?“
    Der weibliche Zweifüßler schien beeindruckt. „Ja, Herr Doktor.“
    „Schon“, sagte Grück schnell. Er rieb seine Hände aneinander und machte einen zufriedenen Eindruck. „Was haben wir denn noch?“ fragte er nach einer Wei le. „Wenzel, schieben Sie eine der Schreibmaschinen so hin, daß Fritz sie auch benutzen kann. Und geben Sie ihm einen Teil der Arbeit, die hier auf Emmas Seite liegt – aber nicht zuviel. Ich bin sicher, daß Emma bereits mehr schafft als Fritz.“ Er schickte sich an, den Raum zu verlassen. Wenzel und der junge Wärter folgten ihm. „Bis zum nächsten Mal“, sagte er noch, dann schloß er die Tür.
    Als der Zweifüßler sich an seinen Schreibtisch setzen wollte, ging Emma schnell zurück. Ihre Backenknochen zitterten vor Furcht und ihre Hände bedeckten weiterhin ihren Knopf. Der Zweifüßler sagte irritiert: „Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun.“
    „Sprich mich nicht an“, sagte Emma leise. Sie schlug auf ihren Kopf und ihr Körper zitterte, leicht – aber doch deutlich sichtbar. Der Zweifüßler versuchte, ihre unkontrollierten Bewegungen und Quietscher zu ignorieren. Er setzte sich an den Schreibtisch, nahm die Hülle von seiner Maschine, betrachtete den Stapel von Diktaphonspulen im Eingangskörbchen, öffnete dann die Schublade und vergewisserte sich, daß sein Brief noch da war. Während der ganzen Zeit stand der weibliche Zweifüßler an der Tür des gegenüberliegenden Zimmers, ständig bereit zur Flucht. Unter ihrem entsetzten Blick wagte der Zweifüßler nicht, den halbfertigen Brief an sich zu nehmen. Also ergriff er die erste Diktaphonspule, legte sie in das Wiedergabegerät und lauschte in den Kopfhörer.
    Ein plötzlicher Lärm erklang in seinen Ohren und ließ ihn aufspringen. Er riß sich den Kopfhörer von den Ohren. Dann regulierte er die Lautstärke und begann noch einmal von vorn. Eine Stimme sprach leise auf ihn ein. Es war Grücks Stimme, aber seine Worte waren unverständlich. Er ließ die Spule zurücklaufen. Dann kam der Ton wieder und er hörte, wie Grück sich räusperte. Er regulierte noch einmal die Lautstärke. Grück sagte: „Achtung, Emma, dies ist Band zwei von Einige Aspekte extraterrestrischer Biologie, Fang’ an. Phylum und Genus im marsianischen Biota. Journal für vergleichende Physiologie, 1985, 50, 162 bis 167. Buley, M. I. Be-u-el-e-vau. Denk daran, nicht mit w, wie letztes Mal. Eine Vorstudie von natator veneris schultzii Dissertation abstractst 1990, 15, 1652 bis 1653, Cooper, J. G.“
    Der Zweifüßler nahm irritiert seinen Kopfhörer ab und stellte die Maschine aus. Nicht, daß das Gerät einen zu starken Druck auf seine Ohren ausübte, aber es war ungewohnt und machte ihn nervös. Der weibliche Zweifüßler hatte sich einige Schritte vorgewagt. Als er nun aufsah, ging Emma schnell zurück.
    Der Zweifüßler fluchte. Einen Augenblick später drehte er die Diktaphonspule noch einmal zurück und begann von neuem. Er rollte Papier in die Schreibmaschine, drehte dann das Wiedergabegerät an und versuchte zu schreiben, was er hörte, aber schon bei den ersten Wörtern machte er soviel Fehler, daß er das Blatt wieder herausriß und in den Papierkorb warf. Emma gab einen unterdrückten Schrei von sich. Sie hatte ihre Hälfte des Raumes halb durchquert, schlug nun wieder die Hände über dem Kopf zusammen und ging zwei Schritte zurück. „Schau mich

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