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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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empfand?
     
    Das Zentralgebäude des Berliner Zoos, das im Jahre 1971 von einem Architekten namens Herbert Medius erbaut worden war, galt als vielbewunderte Kreation der Architektur des späten 20. Jahrhunderts. Aber es hatte Fehler, die nicht wiedergutzumachen waren: der Speiseraum auf dem Dach etwa, der bei offiziellen Anlässen von Grück und seinen Angestellten benutzt wurde, war von einer transparenten Kuppel bedeckt, in die Stücke bunten Glases eingesetzt waren, die die Eigenschaft hatten, das Sonnenlicht zu brechen und somit die Speisen auf den Tellern farbig zu verfremden.
    So hatte dann auch die Bauernwurst und der Kartoffelbrei auf Dr. Grücks Teller jene satte braune Farbe, die verdeckte, daß sie in der Küche noch anders ausgesehen hatten. Das Boeuf au jus von Prinz strahlte in einem dunklen Rubinrot, als sei es eben einem frisch geschlachteten, noch blutigen Rind herausgeschnitten worden. Während Rauschs Teller eine dunkelblaue Färbung hatte, erschien der von Wenzel giftiggrün. Die Besucher, Umrath von Europa News, Purser Bang vom Raumdienst und den Treuhänder Neumann hatte man natürlich in nichtfärbenden Ecken Platz nehmen lassen. Lediglich ein roter Lichtschein aus Prinzens Ecke schimmerte gelegentlich über Neumanns Ellenbogen, wenn er die Gabel hob.
    Wenzel saß – wie immer – steif und unbeweglich auf seinem Platz. Seinen zynisch blickenden Augen entging nichts; weder die unnatürliche Abneigung, mit der Rausch die blauen Fleischstücke zum Mund führte, noch die übertriebenen Armbewegungen Prinz’, der seinen Ellenbogen bei jeder Gabel einen Moment lang aus dem roten Licht heraushob, bevor er sie zum Mun de führte. Wenzel sah auf sein eigenes Mittagessen und fand, daß es grün aussah. Er schnitt es methodisch mit dem grünen Messer, das er in seiner grünen Hand hielt und aß es grün.
    Umrath, der Mann von Europa News hatte ein eckiges, rotes Gesicht mit zusammengekniffenen, kleinen Augen und blassen Wimpern. „Das Essen ist nicht von schlechten Eltern. Mein Kompliment für Ihre Küche, Herr Doktor. Wenn Sie Ihre Tiere ebenfalls so gut füttern, kann ich nur sagen, daß es denen bestimmt gut geht.“
    „Unsere Tiere?“ gluckste Grück fröhlich. „Haha, mein Lieber! Wir haben wirklich unsere separate Küche, das kann ich Ihnen versichern. Wir müssen mehr als 500 Arten von Tieren mit Futter versorgen, mein lieber Umrath, einige von ihnen sind nicht einmal Irdische. – Nehmen Sie zum Beispiel die Zweifüßler von Brechts Planet. Ihr Essen muß reich an Schwefel und Beryllium-Salzen sein. Wenn wirdas hier unseren Gästen vorsetzen würden, meine Herren, würde ihnen reichlich übel werden.“
    „Wenzel würde es sicherlich vertragen können“, erwiderte der Treuhänder Neumann. Er war ruhig und wirkte düster, und er strahlte eine Aura von Geschäftlichkeit aus. „Das ist wahr“, rief Grück grinsend. „Unser Wenzel wurde aus Gußstahl hergestellt! – Aber die Zweifüßler, meine Herren, keineswegs. Sie sind sehr empfindlich und brauchen dauernde Pflege.“
    „Und Geld“, warf Neumann trocken ein und spießte mit seiner Gabel das Fleisch von seinem Teller auf, das er bisher kaum berührt hatte. „Das stimmt“, erwiderte Grück ernüchtert. „Aber schließlich handelt es sich bei den Zweifüßlern um Raritäten. Sie leben 18 Lichtjahre von hier entfernt. Man legt nicht eine solche Strecke zurück, um zu picknicken, nicht wahr, Purser Bang?“
    Aus einer Ecke erklang plötzlich ein raschelndes Geräusch, das die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zog. Aus der Dunkelheit heraus kam ein klei nes, vielbeiniges Wesen mit blaßblauer Haut. Es wand te ihnen seine juwelenartig strahlenden, roten Augen zu und verschwand in einer Öffnung in der Wand. Die Anwesenden sahen ihm kommentarlos nach.
    Der Raumfahrer nickte. Er war groß und schweigsam, und mit seinem hohlwangigen Gesicht glich er eigentlich mehr einem Portier als einem unerschrockenen Abenteurer. Er schnitt sein Fleisch in kleine Scheibchen, ehe er sie sorgfältig gekaut hinunterschluckte. „Warum geben Sie soviel Geld für die Zweifüßler aus?“ fragte Umrath. „Sie mögen ja auf ihre Art amüsant sein, aber sind sie diese Investitionen wert?“
    „Mein lieber Umrath“, erwiderte Grück und ließ seine Gabel sinken. „Die Zweifüßler repräsentieren den Traum meines Lebens. Ja, ich gebe es zu, es ist wirklich ein Traum. Wir leben doch alle auf dieser Welt, um irgendetwas zu schaffen, um etwas zu

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