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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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seinem Kofferraum holte. Frank nahm ihm zwei davon ab und blickte sich suchend um. „Wo lang?“
    Der Hüne deutete auf einen Weg jenseits der Parkplätze und Frank warf im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf den Sportwagen, der allem Anschein nach Sam gehören musste.
    Gabriel bemerkte den Blick, auch wenn er recht knapp ausgefallen war. „Sams Lieblingswagen. Er mag es schnell ...“, erläuterte er.
    „Ja, das glaube ich unbesehen. Selbst an euren Autos kann man sehen, wie unterschiedlich ihr seid ... zumindest, was meinen persönlichen Eindruck angeht.“
    Sie brachten die Kartons mit den Petunien zu einem brachliegenden Beet im Zentrum des parkähnlichen Gartens.
    „Hier würde ich eine Landkarte brauchen, um mich allein zurechtzufinden“, sagte Frank und sah sich immer wieder um. Lebensbaumreihen schirmten den Garten von Haus her ab, danach lag ein Panorama von Beeten, Rasenflächen und kleinen, vielleicht kniehohen Hecken vor ihm. Schwach schimmerte ein großes Rechteck aus hellbeigem Naturstein rechts von ihm und er schloss daraus, dass dort der Pool liegen musste.
    „Solange du das Haus nicht aus den Augen verlierst, ist es eigentlich ganz einfach.“ Gabriel nickte zu dem hohen Gebäude hinter Frank und er drehte sich reflexartig um.
    „Wo ist Sam?“
    „Vermutlich irgendwo im Haus oder am Pool, lass uns die Blumen abstellen und ihn suchen. Er wird sich sehr freuen, dich hier zu sehen.“
    Dass diese Prophezeiung keine Übertreibung war, glaubte Frank gern. Trotzdem zögerte er, bevor er zustimmte. Gabriels Nähe war deutlich ruhiger, nicht so voller Ungewissheiten. Immer wieder, seitdem sie auf das Grundstück gefahren waren, spürte Frank das Kribbeln auf seinen Lippen. Sam hatte ihn geküsst, zum Abschied nur und auch ganz sicher ohne Hintergedanken, aber die Tatsache, dass Frank so darauf reagiert hatte – und offenbar noch immer reagierte – machte ihn unsicherer als ihm lieb war.
    Am Pool war Sam nicht, dafür aber in der Küche, in der er sich mit einer vielleicht sechzigjährigen Frau unterhielt, die ihm einen Cappuccino vorgesetzt hatte.
    „Helmi, das ist einfach nicht fair!“, maulte er, als Gabriel die Tür aufschob und Frank hinter ihm in den blitzblank polierten Raum trat.
    „Was ist nicht fair?“, fragte Frank und kicherte ebenso wie Gabriel über die Reaktion des hellblonden Hünen.
    „Frank!“, brüllte er, sprang auf und ging zu ihnen.
    Gabriel lachte. „Tja, da siehst du mal, was für Typen man vor Baumärkten aufgabeln kann. Ich hab dir doch gesagt, du solltest mitkommen!“, feixte er und Frank beobachtete zum ersten Mal, wie die beiden Männer sich begrüßten.
    Er blieb wie gebannt stehen und schaffte es nicht, den Blick auf etwas anderes zu richten als auf diese liebevolle, so vollkommen aussehende Umarmung. Einen ganz kurzen Moment lang flammte ein ihm unbekanntes Gefühl auf. Tief in seiner Brust verglühte es so schnell, wie es kam, doch Frank dachte nicht weiter darüber nach. Das hier war das, was er für sich nicht sah: pure Liebe.
    Dabei küssten sich Gabriel und Sam nicht einmal! Sie hielten sich einfach nur kurz fest und sahen sich an.
    Der Moment verging und sie lösten sich voneinander, was Frank beinahe zu einem bedauernden Aufseufzen verleitet hätte.
    Zu schön hatten sie ausgesehen, so verliebt, so glücklich. Und nun wandte Sam sich an ihn und grinste breit. „Hey! Du lässt dich von wildfremden Männern vor einem Baumarkt anquatschen?“
    Frank bemühte sich um Ernsthaftigkeit und nickte. „Genauso wie ich wildfremde Typen in meine Wohnung lasse.“
    „Darf ich dich umarmen?“, fragte Sam und öffnete die Arme.
    Tja, was nun? Sam war deutlich körperbezogener als Gabriel, immer wieder ängstigte ihn diese Offenheit. Er wich unwillkürlich etwas zurück.
    „Würdest du bitte aufhören, diesen hübschen Jungen so zu verunsichern, Sam?“, erklang nun die strenge Stimme der Frau zu ihnen. Frank staunte, weil Sam schuldbewusst zusammenzuckte, als hätte seine Oma ihm gerade eine Ohrfeige gegeben.
    „Frank, das ist Helmi, die gute Seele dieses Hauses. Helmi, das ist Doktor Frank Meißner.“
    Frank zuckte zusammen. „Nur Frank, bitte!“
    Helmi trat zu ihm und reichte ihm die Hand. Frank bemerkte irritiert, dass sie ihn sofort umarmen dürfte. „Hallo Frank. Möchtest du einen Kaffee?“
    Er nickte. „Gern.“
    Gabriel lachte noch immer. „Ich sag’s ja immer wieder: Eines Tages fängst du dir von Helmi eine, weil du so ein Draufgänger bist

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