Zweifel in Worten
andere als harmlos und Sam begriff, dass er ihn unterschätzt hatte.
„Du bist ganz schön frech! Und mein Hintern wird gefälligst nicht angestarrt!“, verkündete Frank.
Sam trat unsicher von einem Bein auf das andere und rettete sich schließlich in ein Grinsen. „Sieh mal an, das verschreckte Schäfchen hat ja Krallen!“
Frank musterte ihn ernst und nickte. Leise, so dass kaum eine Chance bestand, Gabriel könnte ihn hören, sagte er: „Ich bin beides. Aber ich vergesse das gern. Bitte sei so gut und erinnere mich nicht daran, ja?“
Sam schluckte noch einmal und nickte ebenfalls. „Tut mir leid, ich ... hab mich nur so gefreut, dass du uns nicht mehr fürchtest.“
„Das stimmt. Zumindest jetzt gerade.“
„Super. Wollt ihr dann jetzt was trinken?“, fragte Sam wieder lauter und Gabriel lächelte ihn an, als er zu ihm herüber sah.
„Gern. Und liest du uns dann vor?“ Gabriel erhob sich und seine Bewegungen, so gut Sam sie auch seit vielen Jahren kannte, assoziierte er sofort wieder mit dem, was auch in Gabriels Beinamen steckte: Liontári, der Löwe. Genau das war er. Sam spürte eine Welle von Wärme durch seinen Körper wandern und sich in seiner Mitte zentrieren. Liebe, so fühlte sie sich an, und die Wärme sandte Strahlen von positiver Energie durch seinen gesamten Körper.
Gabriel besaß die graziöse Beweglichkeit und die Ruhe eines Löwen. Er war der Inbegriff von besonnener Kraft. Die Tatsache, dass man Gabriels Beherrschtheit schnell als Behäbigkeit auslegen konnte, hatte schon so manches Mal dafür gesorgt, dass seine Gegner ihn gnadenlos unterschätzt hatten. Verliebt sah er seinem Lebensgefährten entgegen und zog ihn in seine Arme. Trotzdem entging ihnen beiden offensichtlich nicht, dass Frank neben ihnen vernehmlich die Luft einsog und anhielt. Sie sahen ihn fragend an.
„Macht es dir Angst, wenn wir uns umarmen? Sollen wir das in deiner Gegenwart lassen?“, bot Gabriel auch sofort an und Sam drückte ihn erfreut noch etwas fester an sich.
„Nein!“, sagte Frank und sah ehrlich betroffen drein, dann grinste er verschmitzt und hob die Schultern. „Es sieht toll aus, wie ihr miteinander umgeht. So natürlich und liebevoll. Man sieht quasi, wie die Liebe zwischen euch hin und her fliegt ...“
Sam streckte die Hand in seine Richtung und Frank zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor er sie ergriff.
Sam zog ihn langsam näher, immer mit der hoffentlich deutlichen Frage nach Franks Zustimmung in den Augen. Er lächelte und warf einen kurzen Seitenblick auf Gabriel, der jetzt die Umarmung lockerte und ebenfalls eine Hand in Franks Richtung streckte.
Frank sah diese noch verwunderter an und tauschte einen schier endlosen Blick mit Gabriel, bevor er sie ergriff und sich an sie ziehen ließ.
~*~
Frank fühlte trotz der sommerlichen Temperatur die Wärme, die von den beiden Händen ausging. Wieso er sie ergriffen hatte, keine Ahnung. Es hatte sich einfach richtig angefühlt und das tat es noch immer, als sie ihn an sich zogen und ihre eigene Umarmung lockerten.
Er schluckte hart und blickte zwischen Sam und Gabriel hin und her. Ihre fragenden Blicke ließen ihn noch einmal kurz zweifeln, doch dann begriff er, dass sie das hier wollten. Dass sie nur nicht sicher waren, ob er es wollte.
„Es ist okay“, murmelte er und ein ganz leichtes Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. Die beiden machten ihm keine Angst, im Gegenteil, sie vermittelten ihm jetzt, durch die Ausgeglichenheit von Gabriel, beide eine Ruhe und Sicherheit, die er bei Sam allein noch zum Teil vermisst hatte. Nun aber war sie da, warm und freundschaftlich. Es tat gut.
Er horchte in sich, ob er das schon immer vermisst hatte oder ob das auch neu war. Letztlich war es egal, aber die Frage beschäftigte seinen grundsätzlich analytischen Geist noch einige Augenblicke lang.
Genau so lange, bis sich beide Hände sanft aus seinen lösten und um ihn schlangen. Er schloss die Augen und kostete dieses Gefühl einfach aus. Wer wusste schon, wie lange es anhalten würde?
„Wenn du es nicht mehr aushältst, sag es“, murmelte Gabriel und Frank hob den Blick zu ihm.
„Es fühlt sich ... seltsam an. Verboten.“ Sein Kopf schaltete sich viel zu schnell wieder dazwischen und versagte ihm, sich so an und zwischen dieses glückliche Pärchen zu drängen. Nein, er musste Abstand halten.
Ohne noch länger diesem wahnsinnig guten und so unbekannten Gefühl nachzuspüren, trat er hastig aus der Umarmung und kam
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