Zweifel in Worten
beinahe widerstandslos frei. Er musterte seine Gegenüber schweigend, dann lächelte er wieder, weil ihm klarwurde, dass sie ihn tatsächlich zu nichts zwangen. Sie hatten es wirklich ihm überlassen, sich ihnen zu nähern oder zu entfernen, auch wenn sie es ihm deutlich angeboten hatten.
„Danke“, sagte er.
„Bist du okay?“, erkundigte sich Sam und klang unsicher. Das war neu für Frank. Sam mochte vieles sein, aber nicht unsicher. Er wusste sehr genau, was er wann wollte, das spürte Frank deutlich, schon seitdem er ihm in der Bibliothek zum ersten Mal begegnet war.
„Ja, es geht mir gut. Danke, das war ... unerwartet angenehm.“
Sam kicherte. „Also das müsstest du doch von gestern noch gewusst haben ...“
Franks Blick huschte zu dem hellblonden Hünen. Lag in seinem Blick irgendein Hinweis auf den Kuss? Er schluckte sichtbar, aber das konnte viele Gründe haben. „Du meinst, weil ich dich gestern davon erlöst habe, so albern mit leeren, erhobenen Händen dazusitzen?“
Gabriel lachte auf. „Du solltest ihn trösten und nicht um Mitleid anbetteln!“
Sam grinste. „Äh ... ja, aber immerhin hat’s funktioniert, oder etwa nicht?“
Frank nickte überdeutlich. „Hat es, ich konnte ihn doch nicht so leiden lassen. Übrigens, wie war das mit Eistee und Vorlesen?“
Flüchtiger Fick
Sam lag auf einer Liege neben dem Pool, ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen und genoss es, einfach nur daliegen und entspannen zu können. Gabriel hatte sich auf einer zweiten Liege ausgestreckt und war eingeschlafen, und Frank trieb auf einer Luftmatratze im Wasser.
„Du wirst dich hoffnungslos verbrennen, Frank!“, mahnte er und sah, wie Frank sich ruckartig aufsetzte und von der Luftmatratze schreiend ins Wasser plumpste. Prustend kam er wieder hoch und schnaubte entrüstet.
„Musst du mich so erschrecken?!“
Sam lachte laut los. „Na? War das Wasser zu kalt für deinen von der Sonne durchgebratenen Körper?“
„Ich hätte auf die Abkühlung verzichten können, ja.“ Franks Gemaule reizte ihn nur noch mehr zum Lachen – bis dieser abtauchte, direkt vor Sam am Beckenrand wieder hochkam und ihn nassspritzte.
„Du Monster!“, brüllte Sam und sprang auf, um nur Sekunden später mit einem Kopfsprung neben Frank zu landen. „Das gibt Rache!“
Sam ergriff den zappelnd flüchtenden Frank und tauchte ihn unter, bevor der außer Reichweite kam.
„Hey, glaub ja nicht, dass ich mich nicht wehren könnte!“, keuchte Frank und klang, worüber Sam sich sehr freute, nicht ängstlich, obwohl er in Sams festem Griff keine Chance hatte, noch davonzukommen. Was dagegen durchaus ging, war, sich in Sams Armen umzudrehen. Und das tat Frank nun auch.
Sam konnte nicht anders, er dachte nicht nach, tat einfach, was ihm beim Anblick der grünen Augen – Frank hatte zum Schwimmen seine Kontaktlinsen abgelegt – als Erstes einfiel. Er ließ seine Hände über Franks Rücken gleiten, zu seinen Seiten, an seine Wangen, umfasste sie sanft und wischte mit seinen Daumen das Wasser beiseite. Sie sahen sich an, fragend, immer ernster werdend, abschätzend. Sam wusste, Frank analysierte seine zärtlichen Berührungen. Und ihm blieben nur Augenblicke, um diese Nähe auszukosten.
„Bitte lass mich los“, bat Frank und sofort ließ Sam seine Hände sinken.
„Tut mir leid.“
„Das tut es nicht, Sam. Rede dir das nicht einmal ein, ja? Jeder hier weiß, dass du deine Sympathie lieber mit deinen Händen ausdrückst als mit Worten. Vielleicht sogar am liebsten mit deinem gesamten Körper ... Danke, dass du trotzdem so schnell reagierst. Das bedeutet mir viel.“ Frank streckte die Hand aus und strich nun seinerseits über Sams Wange. „Ich kann diese Grenzen nicht so klar ziehen wie du. Mir fehlt die Übung, verstehst du?“
Ja, Sam verstand. Dass Frank ihm hier wieder einmal sehr entgegen kam, dass er diese spontanen Berührungen ertrug, ohne panisch um sich zu schlagen. Dass er sie sogar zurückgab, obwohl das sicherlich nicht seine Art war. Oder bisher nicht gewesen war. Er lächelte. „Ich habe dir versprochen, dass keiner von uns dir etwas tun wird. Es tut mir leid, dass ich deine Ausgelassenheit jetzt so kaputtgemacht habe.“
„Hast du nicht. Das ist schon okay. Ich sehe doch, wie wichtig es dir ist, mir zu zeigen, dass ich hier in Sicherheit bin.“ Franks Stimme und sein Lächeln nahmen Sam das schlechte Gewissen.
„Warst du sauer wegen gestern?“ Sam wusste nicht einmal, ob Frank noch eine
Weitere Kostenlose Bücher