Zweifel in Worten
spürte, war es wohl kein Wunder, dass sie darauf reagierten.
Frank wandte sich ab und ging, dabei grinste er vor sich hin. Gabriel und Sam würden spätestens heute Nacht übereinander herfallen, vermutlich sogar deutlich eher.
Er wusste, wo seine Sachen lagen, sammelte sie ein und ging zu seinem Wagen, nachdem er sich von Helmi verabschiedet hatte. Bei ihr sprach er den Gruß wenigstens aus, auch wenn er so herrlich harmlos und weniger endgültig klang.
„Helmi, ich muss los. Vielen Dank für alles.“
Sie musterte ihn und lächelte warm. „Ist gut, Junge. Pass auf, dass du nicht unter die Räder kommst.“
Frank ahnte, dass sie nicht damit rechnete, ihn so bald wiederzusehen.
„Versprochen, ich passe auf mich auf.“ Er verließ das Haus und stieg in seinen Wagen. Als er vor dem Tor ankam, öffnete es sich und er fuhr auf die Straße. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, wie sich die große, so unüberwindlich wirkende Einfriedung wieder schloss und der Anblick hinterließ ein Gefühl von Unsicherheit in ihm.
Gabriel und Sam hatten recht behalten. Ihr Haus war eine Festung und dort – besonders in ihrer beider Armen – hatte er sich so sicher gefühlt wie nie zuvor.
Das war jetzt vorbei und er musste sich überlegen, was nun vor ihm lag. Zuerst fuhr er zu seiner Wohnung und auf dem Weg dorthin fasste er einen Plan, um die beiden zu vergessen.
Das funktionierte nur über eine Rückkehr in ein für ihn so gewohntes und normales Leben, wie er es sich nach der Vergewaltigung selbst verwehrt hatte.
Ja, er würde jetzt duschen, sich fertig machen und in einen schwulen Club gehen. Diese Nähe hatte vor allem seinen Trieb geweckt, den gierigen Jäger in ihm, der Beute erlegen und sich und seinem jeweiligen Partner das Hirn herausvögeln wollte. Und genau das brauchte er jetzt.
Zu deutlich hatten Gabriels ruhige und Sams impulsive Nähe ihn daran erinnert, was ihm außerdem noch fehlte. Sex, selbstbestimmt und auf die Art, die er mochte, würde das wenigstens zum Teil mildern.
Frank erreichte seine Wohnung und eilte die Treppen hinauf, als ob er einen Termin hätte, zu dem er schon fast zu spät war.
Eine gute Stunde später stand er fertig gestylt vor seinem Kleiderschrank und suchte sich jagdtaugliche Kleidung heraus. Er entschied sich für eine enganliegende, hellblaue Jeans und ein schwarzes Hemd. Die oberen Knöpfe ließ er offen, dann legte er seine breite Uhr mit dem schwarzen Lederband an und überprüfte den Sitz seiner Frisur.
Die Kontaktlinsen legte er wieder ein. Es widerstrebte ihm, allein mit seiner ungewöhnlichen Augenfarbe Typen abzuschleppen. Wenn er ehrlich war, fürchtete er sich auch davor. Er wollte nicht darauf reduziert werden, immerhin gab es zig andere Dinge, die ihn ausmachten!
Er nahm sein Portemonnaie, seinen Schlüssel und seine schwarze Lederjacke, die wie ein Sakko geschnitten war; sprang die Stufen der Treppen hinab. In seinem Magen kribbelte Vorfreude, die die Unsicherheiten verdrängte und ihn zu einem Dauergrinsen verführte.
Frank parkte eine halbe Stunde später vor dem Vida Loca , einem schwulen Club. Er zögerte kurz, die Unsicherheit war noch da, tief in ihm. Er drängte sie zurück und ging hinein. Mit dem Betreten des Ladens schien sich ein Schalter in seinem Kopf umzulegen und seine Gestalt straffte sich. Er war groß. Überragte einige hier drinnen um einen halben Kopf und mehr. Außerdem sah er gut aus, das wusste er auch – und mit jenem Schalter in ihm wurde diese Gewissheit zu einer Waffe, mit der er seine heutige Beute erlegen würde.
Er holte sich ein Bier an der Theke, suchte sich einen Platz, von dem aus er beobachten und gesehen werden konnte. Danach ließ seinen abschätzigen Blick über die Anwesenden schweifen.
Es dauerte keine fünf Minuten, bis ihm ein Typ auffiel, der immer wieder zu ihm herübersah. Er war blond und hatte helle Augen, einen kleinen Bart, der im Licht des Clubs leicht glänzte, und seine Figur war ganz brauchbar – zumindest der Teil davon, für den Franks Lenden sich gerade sehr interessierten. Ein kleiner, runder Hintern saß auf dem Barhocker und bewegte sich unruhig hin und her. War der Typ etwa nervös? Egal.
Frank ließ sich Zeit, trank sein Bier aus und stand auf. Auf dem Weg zum Darkroom streifte er den stillen Beobachter mit seiner Hand und ging vorbei.
Frank hatte keinerlei Zweifel, dass der Typ ihm folgen würde. Er sah nicht unbedingt überragend aus, aber darum ging es nicht. Er würde sowieso kaum
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