Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
Vom Netzwerk:
hatte.
    Sie hatten recht, ‚unfassbar‘ beschrieb es am besten. Was auch immer das hier war, es schien langsam aber sicher das Prädikat ‚perfekt‘ zu verdienen.
    Er unterbrach den Kuss und sah beide an. „Was haltet ihr von einem Ausflug? Nächstes Wochenende nach Florenz?“
    Sam grinste. „Frank, sag ja, dort sind wir viel zu selten!“
    Gabriel lachte auf. Er wusste, wie gern Sam sich in südlicheren Gefilden aufhielt.
    „Florenz, ja? Mal eben für ein Wochenende?“, fragte Frank ungläubig.
    „Klar, wir fliegen hin, keine Sorge, schließlich wollen wir was davon haben, oder nicht?“
    „Hm, klingt gut.“ Frank richtete sich weiter auf und lehnte seinen Rücken an Sams Brust. Der schlang seine Arme um ihn und Gabriel konnte nicht anders, dieser Anblick entlockte ihm ein Aufseufzen.
    „Gut, dann kläre ich morgen alles dafür ab. Und bis dahin ... Also, ich finde, du packst jetzt ein paar Sachen und kommst mit uns mit, Frank.“
    „Was? Aber ... wieso? Wir können genauso gut hier bleiben, oder nicht?“
    „Na ja, bei uns gibt’s Essen, ohne dass einer von uns in der Küche herumstehen muss ...“, wandte Sam grinsend ein. „Außerdem ist Helmi sehr streng, ich kriege am Ende doch noch Puddingverbot, wenn ich einfach so abhaue und nicht wiederkomme.“
    Frank sah ihn betroffen an. „Du bist einfach abgehauen?“
    Gabriel presste die Lippen aufeinander, während Sam erklärte, wie er vor Stunden die Villa verlassen hatte.
    „… auf einem Feldweg. Hat Gabriel dir denn nicht erzählt, wie sauer ich war?“
    Frank schüttelte den Kopf. „Nein, er wollte wohl kein Mitleid erregen, sondern nur sagen, dass er mich ehrlich mag und nicht ausnutzen wollte.“´
    Er nickte. „Stimmt. Erstaunlich, wie gut du mich durchschaust, Frank. Aber ich denke wirklich, wir sollten zu Helmi fahren. Sie macht sich sonst wieder Sorgen.“
    „Na gut“, Frank erhob sich in einer der Physik trotzenden Bewegung und ging in Richtung Schlafzimmer davon. „Ich packe, will mir jemand dabei auf den Nerv fallen?“
    Gabriel lachte laut auf. Herrlich, das war so befreiend, so erleichternd. Mit jeder Minute schienen sich die Geröllbrocken von seiner Seele zu verabschieden. Alles wurde leichter und vor allem schöner.

Fürchterliche Freundlichkeit

    Frank verbrachte herrlich ruhige und entspannte Stunden mit Sam und Gabriel, doch am Montag fuhr er nach der Arbeit zunächst nach Hause. Mittlerweile ärgerte es ihn maßlos, am Sonntagmittag mit Gabriel geschlafen zu haben. Das alles war zu schnell gegangen, zu tief. Auch wenn Gabriel den Jäger in ihm so nachdrücklich geweckt hatte, jetzt sah es doch ganz so aus, als wäre das Geschehene eher ein Bremsklotz. Allein schon deshalb, weil Frank das Gefühl nicht loswurde, Sam etwas zu schulden. Total absurd!
    Er wollte nichts überstürzen, wollte sich Zeit lassen und geben.
    Spätestens am Mittwoch würde er erfahren, was der Test ergeben hatte, und danach konnte er sich noch immer Gedanken darüber machen, wann, wie oft und wo er die beiden Blondschöpfe treffen wollte.
    Zu nah durfte es nämlich ganz sicher auch nicht werden. Nicht, solange die Träume und Erinnerungen ihn so gnadenlos verfolgten.
    Der Test war vielleicht eine dämliche Ausrede gewesen, aber immer noch besser, als klar zu sagen, dass er Abstand brauchte, dass er eben doch nicht voll vertrauen konnte, solange ihn seine Vergangenheit so heimsuchte.
    Was nutzte es da, dass er sich in Gegenwart von Gabriel so unendlich wohl fühlte? Klar, in der von Sam im Grunde ebenso, aber es gab einfach so viele Unsicherheitsfaktoren!
    Und nach wie vor schwebte da auch noch sein großes, bislang so geheiligtes Prinzip drohend über seinem Kopf. Er wollte keine Beziehungen stören. Das hatte er früher nicht getan und es widerstrebte ihm ganz einfach, ausgerechnet jetzt damit anzufangen.
    Frank machte sich einen Tee, schaltete den PC ein und hörte, bereits während er noch durch die Wohnung ging, um seine Wäschekörbe zu leeren und die Maschine in der Küche damit zu befüllen, dass mindestens zwei Emails angekommen waren.
    Er nahm seine Tasse mit an den Schreibtisch und sah auf die Absender, dann klickte er die Werbemails weg und seufzte. Wie kamen die eigentlich immer an diese Emailadresse?
    Er nahm den Stapel Post vom Schreibtisch mit und ging nach draußen, um sie zu lesen. Rechnungen, Wurfpostsendungen, eine Büchersendung und ein Brief, der nicht einmal richtig frankiert war. Stirnrunzelnd drehte Frank ihn den Fingern.

Weitere Kostenlose Bücher