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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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musste hier weg, irgendwohin!

    ~*~

    Sam rieb sich über die Stirn und sah wieder hinaus auf die Straße. Observationen waren dermaßen öde! Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass es gar keine echte Beschattung war. Er hatte lediglich beschlossen, ein Auge auf Frank zu haben, wenn dieser schon darauf bestand, mehr Freiraum zu brauchen.
    Den wollte Sam ihm nicht absprechen, ganz sicher nicht, jeder brauchte Platz zum Atmen, seine ganz eigene Komfortzone, aber er machte sich eben Sorgen um Frank. Und wenn Sam sich Sorgen machte, war es am besten, irgendetwas scheinbar Sinnvolles zu tun. Und wenn es nur bedeutete, die Straße vor Franks Haus im Auge zu behalten.
    Letztlich war es Sam egal, was Frank wann tat, er wollte einfach nur sichergehen, dass niemand Frank etwas tat!
    Er war jetzt zu Hause und in Sicherheit, eigentlich konnte Sam zurück nach Steglitz fahren. Diese Woche hatte er sich freigenommen, ab nächsten Montag würde er wieder ganz regulär arbeiten. Er grinste.
    Vielleicht sollten sie Frank doch mal deutlicher sagen, was genau sie taten? Dass sie Verbrecher jagten und das nicht nur, um sie hinter Gitter zu bringen? Aber nein, das würde Frank nur weiter verunsichern.
    Sam lehnte sich tief in den Sitz und schloss die Augen. Das Grinsen blieb, aber er dachte an den gestrigen Abend. Zuerst diese unwirkliche Szene auf der Dachterrasse, dann das Abendessen – na ja, Nachtmahl – in der Villa und schließlich endlose Stunden, in denen Frank mit ihnen auf dem Bigsofa der Terrasse gelegen hatte. Sie hatten abwechselnd vorgelesen, aus dem Buch, das Sam am Freitag begonnen hatte. Er war sich sicher, es hatte Frank Spaß gemacht, nicht mehr über die Vergangenheit reden zu müssen, sondern einfach nur zuhören oder lesen zu können, während sie sich in immer wieder neuen Konstellationen umarmt und festgehalten hatten.
    Die ganze Situation hatte so viel von Nähe und Freundschaft gehabt und so wenig von sexueller Anziehung oder plumper Erregung. Sie alle hatten einfach nur die Anwesenheit der anderen genossen.
    Erstaunlich. Es war zwar nicht so, als würde jegliche Annäherung allein mit Gabriel für ihn immer gleich in Sex enden, aber es hatte sich insgesamt so anders angefühlt. So viel dichter. Und dieses Gefühl schob Sam Franks Anwesenheit zu.
    Eine Autotür klappte und schreckte Sam aus seinen Gedanken. Er sah sich um, aber es war nur ein Typ Mitte zwanzig, der seinen Wagen verließ und auf das Mehrfamilienhaus zuging, in dem Frank wohnte.
    Auch wenn der Mann nicht besonders gefährlich aussah, beobachtete Sam ihn und prägte sich dessen Haltung und Gesicht sehr genau ein.
    Er reckte sich etwas und sah, dass der Fremde nicht aufschloss und hineinging, sondern die Klingeln überflog und schließlich eine der oberen drückte.
    Ein leiser Alarm erwachte in Sam. Er konnte von hier aus nicht hochsehen, um Franks Terrassengeländer zu erspähen. Trotzdem war er sich sicher, dass der Typ bei Frank geklingelt hatte.
    Sollte er hingehen? Sam zögerte. So krass wollte er nicht in Franks Leben eingreifen, auch wenn der Anblick des dunkelhaarigen Mannes, der sich nun noch einmal umsah, bevor er im Hausflur verschwand, ein ungutes Gefühl in ihm auslöste.
    Was war das? Eifersucht schon wieder?
    Sam kramte sein Handy hervor.
    „Ja?“
    „Hallo Engel, kannst du mal ne Autonummer überprüfen?“, fragte er und nannte das Kennzeichen des Fremden.
    „Ein Kölner Kennzeichen?“
    „Ja. Wie schnell hast du Infos für mich?“ Sam wusste, er klang nicht halb so cool, wie er gern würde, aber Gabriel durchschaute ihn sowieso immer. Es machte also keinen Unterschied.
    „Gib mir ein paar Minuten, die Datenbanken fahren grade hoch. Wen überprüfe ich denn da?“ Oh ja, Gabriel wusste, dass Sam außer der Reihe spionierte.
    „Einen Typen, der grad in Franks Haus verschwunden ist“, gab er zu und bereitete sich auf die Standpauke vor.
    „Du bist unverbesserlich! Ich hoffe, er sieht dich nicht.“
    „Natürlich nicht, aber viel schlimmer finde ich, dass ich ihn nicht sehe ...“, murrte er und unterdrückte ein Seufzen.
    „Das Auto ist zugelassen auf eine Sandra Neustedt in Köln-Deutz.“
    „Hm, seltsam ... Tust du mir einen Gefallen und rufst mal bei Frank an?“
    „Sam, wir sind keine Kontrollinstanz für ihn!“, wies Gabriel ihn zurecht. „Was ist denn los?“
    „Na, ich sagte doch, da ist ein Kerl ausgestiegen, etwa 25, etwas über einsachtzig, relativ muskulös, dunkle Haare. Und ich bin mir fast

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