Zweifel in Worten
lachend.
„Quatsch, aber dein Gesichtsausdruck allein war den Spruch schon wert!“ Franks Hand legte sich an Gabriels Wange und einem Impuls folgend, legte Sam eine von seinen an Gabriels andere Wange. Wie sich das wohl anfühlen mochte?
~*~
Frank hatte Probleme, die Realität, die sich hier um ihn herum abspielte, wirklich als solche anzuerkennen. Ja, es fühlte sich toll an, so nah bei Gabriel und Sam zu sein, und sie hatten ihm beide gesagt, dass sie ihn in verliebt waren.
Jetzt blieb doch nur noch die Frage, ob er selbst sich und damit auch ihnen das vielleicht auch gestehen konnte.
Hatte er das nicht sogar schon? Vielleicht ja, vielleicht nein – einmal mehr stritten sich sein Misstrauen und seine Einsamkeit tief in seinem Inneren. Er wollte mit Gabriel und Sam zusammen sein, freundschaftlich, möglicherweise sogar mehr – immerhin hatte er mit Gabriel geschlafen und es war einfach nur umwerfend gewesen, dieses neue, viel tiefergehende Gefühl, diese allumfassende Befriedigung.
Er wollte nicht länger allein sein, nicht länger Tag für Tag überlegen, wofür er, außer für die Bücher und seinen Job, überhaupt noch aus dem Bett aufstand. Nein, die Einsamkeit setzte ihm seit langem zu und hier bot sich ihm zum ersten Mal eine Gelegenheit, ihr zu entrinnen.
Auf der anderen Seite zerrte das Misstrauen an ihm. Mit langen Krallen und Schmerz, mit Alpträumen, die realer als jemals zuvor Nacht für Nacht über ihn herfielen. Ach was, nachts! Gerade eben hatte er einen davon tagsüber durchlebt, hatte genau gespürt, wie er aufriss und blutete, wie sie sich nacheinander immer wieder in ihn stießen, hatte ihren Schweiß gerochen, ihre keuchenden Laute gehört, ihr Gelächter.
Ein Schauder durchlief ihn, gleichzeitig waberte noch immer das Kosewort durch seinen Kopf. Liebling .
Sie nannten ihn ihren Liebling. Das hatte noch niemand getan. Wie auch? Er hatte nie zuvor eine ... Seine Gedanken stockten.
Beziehung?
War das hier etwa schon eine?
Zugegeben, die Schrägste, die er sich vorstellen konnte und die so überhaupt nicht zu seinen bisherigen Vorstellungen passte, aber es war gut so.
Irgendwie richtig.
Okay, also mal nachdenken ...
Quatsch! Nachdenken bringt hier gar nichts. Oder doch, es säte Zweifel. Immer neue Zweifel an seinen Gefühlen, der zaghaften, vorsichtigen Sympathie für die beiden blonden Hünen.
Er straffte sich. Nein! Diese Zweifel wollte er einfach nicht zulassen.
„Wisst ihr, ich hatte recht. Für mich gibt es so etwas wie einen Mister Right nicht“, sagte er und musterte beide nacheinander. Ihre Blicke und ihre leicht schockierten Gesichtsausdrücke ließen ihn wünschen, eine Kamera zur Hand zu haben. Frank sog die Unterlippe ein, um nicht loszulachen, dann setzte er fort: „Ich brauche offensichtlich zwei davon.“
~*~
Sam glaubte, sich verhört zu haben und blinzelte mehrmals, bevor er wieder ausatmete.
„Meinst du das ernst?“ Seine Stimme zitterte und ihm fehlte der Nerv, sich darüber jetzt zu ärgern.
„Ja. Also ... ich könnte mir zumindest vorstellen, dass ...“ Weiter kam Frank nicht, denn Sam zog ihn einfach zu sich und küsste ihn. Das hier war unfassbar und er wusste, dass er es niemandem glauben würde. Aber er erlebte es gerade, es passierte wirklich!
Seine Hand an Gabriels Wange wanderte in dessen Nacken und zog auch ihn dichter heran, dann unterbrach er den Kuss mit Frank und küsste seinen Engel.
Gabriels Lippen waren weich und warm, wie immer. Und doch hatte dieser Kuss etwas ganz Besonderes in sich. Etwas Tiefes, eine neue Dimension. Gabriel war es, der ihn weiter intensivierte, während er eine Hand in Sams Nacken schob.
„Ihr seid unglaublich“, hauchte Frank zwischen ihnen und küsste Sam auf die Wange. Der konnte nur vermuten, dass Frank das Gleiche bei Gabriel tat, aber er sah nicht nach.
Erst als Gabriel sich von ihm löste und nun Frank küsste, begriff Sam, auf welch andächtige Art Frank sie eben beobachtet haben musste. Er tat es jetzt selbst.
Lächelnd blickte er seine Liebsten an und seufzte leise. „Jetzt weiß ich, was du meinst, Frank.“
~*~
Gabriel ließ seine Zunge mit Franks tanzen und hörte trotzdem, wie Sam leise aufseufzte. Das hier war so anders als alles, was er begreifen konnte.
Gefühle entzogen sich jeglichen Erklärungen und sein sonst so ruhiger, kühler Verstand, seine ganze Haltung strebte den beiden deutlich impulsiveren Männern entgegen, die ihm das Gefühl gaben, dass sein Leben einen Sinn
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