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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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seinen Blick. „Wieso trägst du Kontaktlinsen?“
    Noch ein Schnauben, dann ein Schlucken, hart und trocken. Ganz kurz flackerte ein Funke von Abwehr in ihm auf. Nein, er würde diesem Schwein nicht die Genugtuung gönnen, dass er seine Augen hasste seit jener Nacht, seitdem Sven ihn gezwungen hatte, ihn anzusehen, während er ... Frank schloss die Augen. „Geht dich nichts an.“
    „So? Denkst du?“ Svens sanfte Stimme ließ eine Gänsehaut über Franks Körper wandern. Aber noch schlimmer war die Tatsache, dass er nun langsam die Hand hob, um Franks Wange zu streicheln.
    Hastig wich er zurück und prallte mit dem Ellenbogen gegen das Geländer, bevor er sich mit zwei weiteren stolpernden Schritten aus der Reichweite von Sven bringen konnte. Er fing sich, bevor er stürzen konnte, aber die Erbärmlichkeit seiner offen gezeigten Furcht ließ ihn noch weiter in sich zusammenfallen.
    „Ich war so verliebt in dich, Frank“, sagte er nun und ließ seine Hand sinken.
    Frank blinzelte. Er hatte sich verhört, ganz sicher. Das hier war surreal, einfach unglaublich!
    „Ich meine das ernst. Ich habe nie jemanden getroffen, der mir besser gefallen hat. Du warst immer das Nonplusultra. Und ich habe es gehasst, dass du mich nach dem einen Fick so abserviert hattest.“
    Beim Wort ‚Fick‘ zuckte Frank erneut zusammen. Das wurde ja immer schlimmer! Was sollte er denn darauf sagen? Er schwieg.
    „Hey, du solltest doch wissen, wie du wirkst ... immer so gefährlich, ein echter Beutemacher. Das hat mich angezogen, hat mir jedes Mal, wenn ich dich mit irgendeinem Typen abhauen sah, gezeigt, wie wenig dir irgendwer bedeutet. Für dich waren sie alle ... wir alle ... nur Ärsche. Hast du mir jemals ins Gesicht gesehen?“ Sven wanderte über die Terrasse, fühlte hier und da an ein paar Blumenblättern, strich über das Polster der Liege, sah hinaus in die Ferne oder drehte sich zu Frank um. Er blieb in ständiger Bewegung, sprach aber die meiste Zeit mehr zu sich als zu Frank. Zumindest hatte dieser den Eindruck. Aber er gab sich nicht der Hoffnung hin, dass Sven ihn wirklich aus den Augen ließ.
    Noch immer wusste Frank nicht, was er dazu sagen sollte. Natürlich hatte er jedem seiner One-Night-Stands irgendwann auch mal in die Augen gesehen, ins Gesicht. Er hatte doch nicht jede hässliche Kröte gevögelt!
    Sven musterte ihn, wartete offenbar wirklich auf eine Antwort.
    Frank zog die Schultern hoch und spähte kurz zur Terrassentür. Sie wirkte plötzlich wie ein Tor, ein Ausweg. Konnte er unauffällig näher dorthin gehen, und nach unten rennen?
    „Dachte ich mir“, sagte Sven und nickte vor sich hin. „Schon traurig ... Wenn ich dich jetzt so ansehe, frage ich mich, wohin der Beutemacher verschwunden ist. Das sah doch Samstag durchaus danach aus, hättest du noch immer kein Interesse an was Festem.“
    „Auch das geht dich nichts an.“
    „Vielleicht hast du recht. Vielleicht aber auch nicht.“
    Frank runzelte die Stirn. Noch immer stand er völlig unter Strom. Sich ausgerechnet in Svens Nähe aufhalten zu müssen, widerstrebte ihm von Sekunde zu Sekunde mehr und gleichzeitig lähmte ihn die Angst.
    „Was willst du?“, wagte er trotzdem zu fragen. Vielleicht würde er ja eine Antwort bekommen?
    „Dich.“ Sven sah ihn über die Entfernung hinweg an. Die Liege stand zwischen ihnen, doch Frank gab sich nicht der Illusion hin, dass sie ein nennenswertes Hindernis darstellen würde, wenn der Mistkerl es drauf anlegte. „Und sei dir sicher, ich werde dich kriegen.“
    Frank schrak weiter zurück und Sven legte den Kopf schräg. Er schürzte die Lippen. „Offensichtlich habe ich dich schon. Aber was wäre ich denn für ein Jäger, wenn ich meiner Beute keinen Vorsprung ließe? So einen kleinen, der das hier erst interessant macht?“
    Noch immer klang Sven eher freundlich als bösartig, aber Frank wusste die Drohung in den Worten herauszuhören. „Du willst ... mich jagen?“
    Sven lächelte und nickte. „Klar! Hast du gedacht, ich komme hierher und lege dich einfach so flach? Bitte! Das hatten wir doch schon ... Diesmal machen wir es spannender. Und am Ende ... wirst du mir gehören.“
    Frank schnaubte ungläubig. Woher nahm sein lächelndes Gegenüber nur diese Gewissheit? Wieso ließ er sich das gefallen? Diese Drohung, diese offene Demütigung? Wieso verdammt noch mal wehrte er sich nicht endlich?
    Aber wogegen denn? Bisher war ja nichts passiert. Zumindest heute nicht. Noch immer zogen Bilder und

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