Zweifel in Worten
Franks Gesprächigkeit gesetzt.
„Möchtest du zur Villa oder lieber woanders hin?“
„Hm, keine Ahnung, ich glaube, ich würde lieber ... Gehen wir irgendwo ein Eis essen?“
Sam nickte. „Machen wir.“
Schimmernde Schwerter
Es dauerte eine Weile, bis Frank es schaffte, nicht mehr lustlos in seinem Eisbecher zu stochern, doch schließlich sorgte Sams Gegenwart für mehr Ruhe. Sprechen wollte er nicht über Sven. Weder über den Brief noch über den unerwarteten und so furchteinflößenden Besuch.
Er beobachtete Sam, der einen Joghurtbecher mit massenhaft Früchten genoss und dabei etwas Kindliches an sich hatte. Es reizte Frank zu einem warmen Lächeln.
„Ich habe immer wieder das Gefühl, dass in deiner Brust zwei Herzen schlagen, Sam.“
Die hellblauen Augen musterten ihn, Sam hatte die verspiegelte Sonnenbrille abgesetzt und neben sich auf den Tisch gelegt. Er lächelte. „Weil ich mich über Kleinigkeiten freuen kann, meinst du?“
„Hm, nicht ganz. Du bist einerseits eine echt ehrfurchtgebietende Erscheinung und ich wette, wer dich zum Feind hat, wünscht sich nichts mehr als deine Gnade, und andererseits bist du so ... sanftmütig. Schon fast unschuldig.“ Frank kicherte. „Schon fast süß.“
Sam schnaubte entrüstet. „Klar, und niedlich und kuschelig und ...“ Er winkte ab, legte den langstieligen Löffel beiseite und musterte Frank ernst. „Frank, ich habe keine Feinde mehr. Aber du hast schon recht, wer sich mit mir anlegt, zieht schnell den Kürzeren. Da fällt mir ein: Du wolltest doch gern mal wieder fechten, oder?“
Frank nickte. „Klar, voll gern, aber mir fehlt der Nerv, einen für mich passenden Verein zu suchen, glaube ich.“
„Dann habe ich eine Idee. Welche Waffe war deine liebste?“
„Florett und Degen. Mochte ich beides sehr gern. Wieso fragst du?“
Sam schob die Unterlippe nachdenklich vor, was Frank dazu verleitete, sich über die Lippen zu lecken. Erst als Sams erstaunter Blick ihn traf, wurde er sich seines Handelns bewusst und räusperte sich. Wie passte denn das zusammen? Eben noch vollkommen verängstigt wegen Sven und jetzt das? Er musste echt mindestens eine Schraube locker haben.
„Sorry“, murmelte er und schob sich hastig einen Löffel Mokkaeis in den Mund.
Sam aber grinste. „Es geht dir wieder besser. Was ist daran zu entschuldigen? Ob wir ein Florett finden, kann ich nicht versprechen, aber denkst du, du könntest vielleicht auch mit einem Katana fechten?“
„Mit einem was?“
„Katana. Ein japanisches Schwert. Im Vergleich zu den europäischen Mittelalterwaffen eine sehr grazile, leichte Waffe“, dozierte Sam ohne Spott.
Darüber musste Frank nachdenken. Konnte und wollte er? Schließlich nickte er. Vielleicht war es eingedenk der Tatsache, dass Sven aufgetaucht war, sogar eine sehr gute Idee, wieder zu trainieren? Und wieso nicht gleich mit einer richtigen Waffe?
Frank wusste, er würde selbst Sven niemals damit verletzen, dazu war er zu pazifistisch eingestellt. Aber die Idee, sich vielleicht ohne Waffe doch verteidigen zu können ... „Sag mal, wenn ihr beide fechten könnt, noch dazu mit Schwertern ... wisst ihr dann auch wen, wo ich Selbstverteidigung lernen kann?“
Sam lachte zu Franks Erstaunen laut auf. „Da wüsste ich tatsächlich jemanden – sogar zwei. Der eine lebt in Töplitz, der andere hier in Berlin. Sie heißen Vittorio Kane und Colin Kepler und beide sind Meister im Jiu Jitsu. Das ist die klassische fernöstliche Selbstverteidigung. Fürs Erste reicht es dir aber vielleicht, gegen Gabriel oder mich anzutreten?“
„Also manchmal frage ich mich ... Na gut, dann essen wir jetzt auf und du zeigst mir, was ich tun muss, wenn mich jemand schnappen will?“
Sam sah ihn lange und durchdringend an. Ob ihm gerade klarwurde, dass Frank aus sehr aktuellem Anlass danach gefragt hatte?
„Ist vielleicht nicht die schlechteste Idee, wenn unser Liebling lernt, sich selbst zu verteidigen ...“, sagte er diplomatisch und Frank konnte ein kleines Lächeln nicht verhindern. Dieser Kosename adelte ihn irgendwie und er konnte nicht einmal erklären, wieso. Er wusste nur, dass weder Gabriel noch Sam das abwertend oder verniedlichend meinten. Er war ihnen einfach wichtig und mehr oder weniger drückten sie damit nicht aus.
Aber genau das erfüllte Frank mit einer so absurden Hoffnung, dass ihm schlecht wurde.
Was hatte Sven gesagt? Er war in ihn, Frank, verliebt gewesen? Er würde ihn kriegen?
Er schauderte und
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