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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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„Du denkst wirklich, du hättest das verdient? Frank, niemand hat so etwas verdient! Egal wie mies oder herzlos du dich verhalten haben magst, nichts rechtfertigt eine Vergewaltigung!“
    Frank zuckte zusammen. Dieses Wort allein bereitete ihm jetzt gerade schon massives Unwohlsein. Hoffentlich hatte Sven in seiner Wohnung nichts angestellt. Erst jetzt, wo er sich auf dem Weg dorthin befand, begriff er wirklich, wie unglaublich naiv und verrückt es gewesen war, diesen Mistkerl dort allein zu lassen.
    „Und der Brief allein hat dich so erschreckt?“
    Frank nickte. Er wollte einfach nicht zugeben, wie klein und hilflos er sich erst danach bei Svens unerwartetem Besuch gefühlt hatte. Das musste er allein wieder hinkriegen.
    Irgendwie.
    „Es ... da stand drin, dass er mich bei meinem Ausflug Samstagabend gesehen hat. Keine Ahnung, wieso der überhaupt in Berlin war!
    „Und dein Besucher hat das dann noch verschlimmert?“
    Frank grübelte, ob Gabriel mehr wusste, und ihn nun testete.
    „Ich will nicht drüber reden“, sagte er deshalb. Damit umging er immerhin weitere Lügen.
    „Hm, ist in Ordnung. Niemand zwingt dich. Ich hatte nur gehofft, dass es dir hilft, wenn du etwas davon teilen kannst.“
    „Das tut es, Engel, ganz wirklich. Sag mal ... stört es dich eigentlich, wenn ich dich genauso nenne, wie Sam es tut?“
    Gabriel lächelte. „Es ist ungewohnt für mich, weil es tatsächlich niemand außer Sam gemacht hat bisher, aber wenn ich ehrlich bin, finde ich, klingt es aus deinem Mund auch sehr schön ... Auch wenn ich vieles, aber ganz sicher kein Engel bin!“ Er lachte leise und Frank hatte den Eindruck, einen Witz verpasst zu haben. Trotzdem fragte er nicht nach.

Verwirrende Verliebtheit

    Frank betrat seine Wohnung und machte sofort überall Licht. Er musste sich erst davon überzeugen, dass er hier allein war. Dass niemand ihn hier überraschen konnte. Deshalb ging er von Raum zu Raum und spürte, wie die Erleichterung ihn beruhigte und gleichzeitig aufputschte. Lächelnd ging er zurück in die Küche, machte sich noch einen Tee und verschwand damit wenig später bettfertig im Schlafzimmer.
    Es dauerte eine Weile, bis er endlich einschlafen konnte, aber die Vorstellung, bei Gabriel und Sam zu liegen, half ihm schließlich. Auch wenn das wieder so eine absurde Sache war.
    Noch immer konnte er sich nicht ganz an den Gedanken gewöhnen, dass die zwei ihn wirklich als möglichen und gern gesehenen Teil ihrer Beziehung ansahen.
    Am nächsten Morgen brachte ihn sein Wecker zurück in die Realität. Er war allein. Und so gern er sich auch der Illusion hingeben wollte, dass es wirklich ein ‚Wir‘ mit dem Pärchen gab, so bitter sah doch seine ganz private Wahrheit aus.
    Sven hatte ihn gefunden und er würde ganz offensichtlich nicht so schnell aufgeben. Frank fühlte sich nicht bloß unwohl in der ihm zugedachten Rolle der Beute, nein, es versetzte ihn bei jedem bewussten Gedanken an die Worte seines Peinigers in helle Panik und einen Flashback zu jener Nacht.
    Den kalten Schweiß spülte er mit einer heißen Dusche ab, frühstückte nur ein bisschen Müsli und machte sich auf den Weg zur Arbeit.
    Er brauchte Alltag, Normalität. Und abgesehen von seiner Arbeit in der Bibliothek bot ihm derzeit nichts in seinem Leben so viel davon.
    Daran änderte sich auch in den folgenden Tagen nichts. Er fuhr zur Arbeit, machte seinen Job, fuhr danach nach Hause, verbrachte den Abend mit Gabriel und Sam, kehrte in seine Wohnung zurück und schlief.
    Am Freitagmorgen wurde ihm klar, dass er mit diesen abendlichen Aufenthalten in der Villa, den angenehmen Gesprächen bereits einen neuen Alltag aufgebaut hatte.
    Freiwillig und gern.
    Er dachte mit einem warmen Gefühl in sich daran, wie schön es war, mit Gabriel und Sam einfach irgendwo herumzuliegen und in die Sterne zu starren oder wahlweise zu kuscheln oder sogar hin und wieder, in ganz nahen Momenten, sanfte Küsse zu tauschen.
    Es fühlte sich einfach so richtig an, auch wenn Frank im Stillen befürchtete, sich da in etwas zu verrennen. Vielleicht war seine neue ‚Zutraulichkeit‘ ja nur eine Art Flucht vor der Realität, die Sven ihm auf so freundliche und genau deshalb so furchteinflößende Art erklärt hatte?
    Wie auch immer, er genoss jede Minute in der Nähe der beiden Hünen. Sie taten ihm gut und er wollte, auch das musste er sich eingestehen, einfach nicht darauf verzichten. Nicht auf die weichen Stimmen, nicht auf die Wärme, die sie abstrahlten,

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