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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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hat.“
    „Es war meine Schuld, ich hätte ihm ja nicht aufmachen brauchen, aber es war ja eigentlich auch gar nichts ... Ich hatte nur kurz vorher wieder so einen fiesen Tagtraum.“
    Sam spürte das Zittern und strich über Franks Rücken. „ Scht , ich will dich lieber als Bussard sehen, nicht als Schaf“, murmelte er in Franks Haar, dicht bei seinem Ohr.
    „Als Bussard?“
    Sam grinste. „Ja, ein sehr schöner Raubvogel. Mir gefällt die Vorstellung, dass du ein Jäger bist, gefährlich und wild. Ich möchte dich nur ungern in der Rolle eines Opfers sehen. Nein, ich will dich gar nicht als Beute sehen!“
    „Danke, Sammy. Für alles. Ehrlich, so langsam gewöhne ich mich sogar an deine tintenfischigen Oktopusarme !“ Er kicherte und hob das Kinn, um ihn zu küssen.
    Ganz kurz nur und Sam versuchte auch gar nicht, den Kuss zu vertiefen. Er war dankbar für das, was Frank von sich aus geben wollte. Mehr war gar nicht nötig.

    ~*~

    „Willst du heute hier schlafen?“, fragte Gabriel und legte sein Buch beiseite. Nach dem kurzen Gespräch in der Küche hatten Frank und Sam sich wieder bei Gabriel eingefunden.
    „Ich weiß nicht, ich denke, es wäre sinnvoller, wenn ich ... na ja, wenn einer von euch mich nach Hause fährt“, sagte er, als ihm klarwurde, dass sein Wagen in der Tiefgarage stand und er darauf angewiesen war, dass man ihn heimbrachte.
    „Kein Problem.“ Gabriel lächelte ihn an. „Ich fahre dich.“
    Frank nickte und staunte etwas, dass Sam nicht anbot, seinen Lebensgefährten zu begleiten. Stattdessen verabschiedete er sich mit einer kurzen Umarmung von Frank und verschwand nach oben.
    Gabriel ging voraus und sie setzten sich in seinen Jeep.
    „Magst du mir erzählen, was heute passiert ist, Frank?“, fragte Gabriel, kaum dass sie durch das Tor auf die Straße gefahren waren. Sein Kopf ruckte zu ihm. Im Halbdunkel des Wagens, das nur von den regelmäßig aufgestellten Straßenlaternen durchbrochen wurde, sah er ihn an.
    Gabriel achtete auf den spärlichen Verkehr und trotzdem war Frank sich sicher, dass er ihn beobachtete.
    „Es war nichts ... ich ...“, stotterte er. „Ich hatte heute einen seltsamen Brief in der Post und der hat noch mehr Erinnerungen geweckt als die Bekanntschaft mit euch.“
    Gabriel schwieg, so dass Frank sich tatsächlich dazu ermutigt fühlte, weiterzusprechen. „Der Brief war von einem der zwei, die mich ...“
    „Wie bitte?!“, entfuhr es Gabriel und zum zweiten Mal am heutigen Tag verlor er seine grandiose Selbstbeherrschung. Frank wunderte sich geradezu, dass er keine Vollbremsung machte.
    Frank atmete tief durch. „Ich hab nie erzählt, wieso die das gemacht haben ... niemandem. Wie auch? Ich hab ja noch nie jemandem außer euch und notgedrungen dem Vollidioten von einem Arzt gesagt, was passiert ist.“
    Gabriel fuhr irgendwo rechts ran und schaltete den Motor ab, dann wandte er sich zu ihm und wartete einfach ab. Frank war ihm dankbar dafür, auch wenn ihn diese Schweigsamkeit dazu nötigte, mehr zu erzählen.
    „Die ... na ja, ich war halt so ein Typ, der keine Beziehungen wollte. Ich wollte Spaß und die zwei waren welche von denen, die mehr wollten …“
    Frank erzählte in deutlichen Worten, wie wenig er sich um die möglicherweise verletzten Gefühle seiner ehemaligen Sexpartner gekümmert hatte.
    „Ich hab sogar drüber gelacht, wenn einer mal heulend ankam, nachdem ich mit ihm durch war ... Auch den einen hatte ich ausgelacht, als er mich ein paar Wochen später in einem Club ansprach. Einer der ganz wenigen One-Night-Stands, von denen ich den Namen weiß, sogar den Nachnamen.“ Frank seufzte. „Jedenfalls war er wohl echt verknallt und ... als er merkte, dass ich absolut kein Interesse mehr an ihm hatte, muss er sich mit dem anderen zusammengetan haben ...“
    Gabriel versuchte nicht, ihn zu berühren und sprach auch nicht. Stumm und in der Dunkelheit nur als Silhouette zu erkennen, wartete er einfach ab, ob Frank noch etwas sagen würde, so zumindest erschien es diesem.
    „Nach meiner gnadenlosen Abfuhr fing das Stalking an. Telefonterror, Briefe, er hat mich heimlich beobachtet, irgendwann hab ich’s gemerkt, aber da muss das schon Wochen so gegangen sein ... Immer wieder hat er mich in Clubs und auf Partys angebettelt, irgendwann bedroht ... es schaukelte sich auf, weil ich einfach aufhörte, zu reagieren. Und dann ... bekam ich die Quittung für meine Herzlosigkeit.“
    Gabriels tiefe, weiche Stimme erklang zum ersten Mal wieder:

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