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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Schlamm spritzte. Die Räder drehten durch, kämpften mit dem durchweichten Untergrund. Dann war es totenstill. Der Fahrer hatte den Motor abgewürgt. Ernüchtert und wieder klar im Kopf, packte Will Aquilar unter den Armen und zerrte ihn seitlich ins Gebüsch, so weit weg vom Flussbett wie möglich. Aquilar schrie vor Schmerz.
    Nur Sekunden später sprang der Wagen mit laut aufheulendem Motor aus dem Schlammloch und raste an ihnen vorbei. Es war ein großer heller Pickup mit einem schwarzen Adler auf der Fahrertür, mehr konnte Will nicht erkennen. Voller Panik tastete er über den Körper und die Beine seines Freundes, spürte das klebrige Blut an seinen Händen. Er beugte sich nah an Aquilars Gesicht und hörte den leisen Atem seines Freundes.
    Kojote lief wütend davon. Heute Nacht gab es für ihn nichts mehr zu tun. Und dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Er war seinem auserwählten Opfer ganz nah gewesen. Sein Schatten hatte den jungen Mann berührt und er hatte dessen Angst riechen können. Doch seine Macht hatte im letzten Moment versagt.

11. Kapitel

    A rthur Kingley hörte das Wummern, es riss ihn aus einem Traum. Sofort war er aus dem Bett und auf den Beinen. Die Zeiger der antiken Uhr auf der Kommode zeigten drei Uhr morgens. Arthur schlüpfte in seinen Bademantel und sah kurz aus dem Fenster. Jazz bellte, aber Arthur konnte nichts erkennen. Von seinem Zimmer aus war der Platz vor dem Hauseingang nicht einsehbar.
    Er tappte zur Tür, legte die Hand an sein Gewehr, das griffbereit neben dem Eingang hing, und rief: »Hallo, wer ist denn da?«
    »Ich bin es, Mr Kingley! Machen Sie auf, ich habe einen Schwerverletzten!«
    »Wer ist: Ich ?«, fragte Arthur.
    »Will Roanhorse«, brüllte es von draußen.
    Arthur öffnete die Tür und: »Mein Gott!«, war alles, was er dann noch hervorbrachte.
    Will drängte den entsetzten Mann zur Seite und trug Aquilar ins Haus. Verzweifelt machte er eine Drehung in der Mitte der großen Küche, wusste nicht, wo er seinen verletzten Freund hinlegen konnte.
    Kaye, die ebenfalls vom Lärm aufgewacht und aus ihrem Zimmer gekommen war, räumte eine Obstschale vom großen Esstisch, und Will bettete Aquilar vorsichtig darauf. Zitternd vor Kraftlosigkeit und Angst, strich er ihm behutsam das nasse, sandige Haar aus dem blutverschmierten Gesicht.
    Arthur hatte bereits das öffentliche Krankenhaus in Fort Defiance am Apparat und bat um einen Arzt und einen Krankenwagen. Während er telefonierte und den Weg zur Ranch erklärte, musterte er den Sohn des Mannes, der ein Verhältnis mit seiner Frau gehabt hatte. Wills Gesicht war schmutzig, aber die Ähnlichkeit mit seinem Vater war unverkennbar. Die großen schwarzen Augen, die breiten Wangenknochen, das schmale Kinn. Arthur presste die Lippen aufeinander und sah weg.
    Aquilars Lider flatterten. Er stöhnte und tastete nach seinen Beinen. Das linke machte den Eindruck, als wäre es nur angeheftet an seinem Körper. Der Fuß lag unnatürlich verdreht. Seine Jeans waren nass, schlammig und voller Blut. Will wagte es nicht, die Beine seines Freundes zu berühren, aus Furcht, er könne Aquilar wehtun oder noch mehr Schaden anrichten.
    Im Canyon hatte Will nach Aquilars Schecken gepfiffen, aber das Pferd war nicht mehr da gewesen. Also hatte er den Verletzten durch den Slot-Canyon getragen, eine Tortur für Aquilar. Zwischen den engen Felswänden hatten seine Schreie aufgehört - er war bewusstlos geworden.
    Hinter dem Eingang des Slot-Canyons hatte der Schecke gestanden. Will hatte Aquilar bäuchlings über den Pferderücken gehoben und ihn über eine Abkürzung bis zur Ranch geschafft. Glücklicherweise war Aquilar während der ganzen Zeit nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, doch jetzt kam er langsam zu sich.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Will und strich dem Freund beruhigend über die Schulter, als der die Augen aufschlug.
    »Als wäre mir ein Jeep über die Beine gerollt«, murmelte Aquilar heiser. Sein Gesicht war voller Blut, wahrscheinlich hatte er sich bei seinem Sturz die Nase aufgeschlagen.
    »Der Krankenwagen wird gleich hier sein.« Arthur hatte seine Hände in die Bademanteltaschen geschoben und wusste offensichtlich nicht, was er tun oder sagen sollte. Sein Blick wanderte von Will zu dem verletzten Jungen und er stöhnte.
    »Alles in Ordnung, Dad?«, fragte Kaye, die Aquilar vorsichtig das Gesicht wusch.
    »Ja«, sagte Arthur leise. »Ich bin okay.«
    Mit seiner blutigen Rechten winkte Aquilar Will

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