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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Zeremonien holten.
    Kaye griff nach Wills Hand. »Komm«, sagte sie, »mein Onkel ist da. Ich habe gerade seinen Wagen entdeckt.«
    Sie führte Will zielstrebig zum Büro ihres Onkels und klopfte energisch. Kurz darauf wurden sie hereingerufen.

    Thomas Totsoni blickte überrascht, als seine Nichte das Büro betrat und hinter ihr Will Roanhorse hereinkam.
    »Yá’át’ééh« , begrüßte er die beiden jungen Leute. Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor, um ihnen die Hand zu schütteln. Dann wanderte sein Blick besorgt von einem zum anderen. »Es sieht nicht so aus, als wolltet ihr mir einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.« Er setzte sich zurück in seinen Drehsessel.
    Inzwischen hatte Thomas die Informationen über Will Roanhorse, die seine Nichte von ihm erbeten hatte. Aber unter diesen Umständen würde er sie wohl noch eine Weile für sich behalten müssen. Er musterte den jungen Mann, der sein Haar auf traditionelle Art trug. Bei einem Großteil der Jugendlichen, mit denen er es in seinem Beruf zu tun hatte, waren lange Haare verpönt. Window Rock war zwar nicht Gallup oder Albuquerque, aber auch hier gab es mehrere verfeindete Jugendbanden, die den Menschen im Ort das Leben schwer machten und dafür sorgten, dass die Zellen des kleinen Gefängnistraktes immer gefüllt waren. Die Bandenmitglieder trugen das Haar kurz geschoren. Unter ihnen galten lange Haare als out. Sie hatten einen anderen Pfad eingeschlagen als den Weg der Schönheit.
    Will Roanhorse schien ein vernünftiger junger Mann zu sein. Er hatte ein ernstes Gesicht mit hohen Wangenknochen und intelligenten Augen, in denen zu viel Schmerz lag. Lieutenant Totsoni wusste jetzt so viel über Will, dass er Schwierigkeiten hatte, ihm unbefangen in die Augen zu sehen. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Wir wollen Anzeige erstatten«, ergriff Kaye das Wort.
    » Shoo , ich verstehe«, bemerkte Thomas gedehnt, lehnte sich zurück und spielte mit seinem Kugelschreiber. »Um was handelt es sich denn? Hat jemand deinen heißgeliebten Jeep Wrangler eingebeult?«, fragte er scherzend, in der Hoffnung, dass es sich um etwas ähnlich Harmloses handeln würde. Aber tief in seinem Inneren wusste er bereits, dass es nicht so war. Er brauchte die beiden bloß anzusehen.
    Will schob sich vor Kaye und sagte: »Es geht um Diebstahl von stammeseigenen Kunstschätzen und versuchten Totschlag.«
    Thomas Totsoni schluckte, nachdem er diese genauen Anklagepunkte gehört hatte. Vollkommen sinnlos schien der Junge seine Zeit im Gefängnis jedenfalls nicht verbracht zu haben.
    »Und gegen wen richtet sich die Anzeige?«
    »Gegen unbekannt«, antwortete Kaye. »Aber wir haben ein paar Hinweise.«
    Thomas nickte. »Mark!«, rief er durch die angelehnte Tür nach Officer Redhouse. »Komm mal rüber! Ich brauche jemanden fürs Protokoll!«

13. Kapitel

    Lieber Will,

    am Wochenende war meine kinaaldá . Mom und Dad haben sich vorher darüber gestritten, ob die Zeremonie nun vier oder zwei Tage dauern sollte. Mom sagte, die erste kinaaldá für Changing Woman hätte auch vier Tage gedauert und so wäre es nun mal Brauch. Aber Dad meinte, Schule wäre ebenso wichtig wie die alten Bräuche und das Wochenende würde nun mal nur aus zwei Tagen bestehen.
    Dad hat sich durchgesetzt. In der Nacht vor der Zeremonie war ich so aufgeregt, dass ich dachte, ich würde niemals schlafen. Mom hat mich dann ganz früh geweckt. Ich musste ein gewebtes Kleid mit Navajo-Mustern anziehen und viel Silberschmuck anlegen, den ich von meinen Verwandten geschenkt bekommen hatte.
    Mom führte mich in den Hogan. Alle waren da, all ihre Verwandten. Dann musste ich losrennen, immer in Richtung Osten, und alle sind hinter mir hergerannt. Ich war schnell, niemand konnte mich einholen. Nur du konntest das.
    Als ich zurückkam, war es Zeit, den großen Kuchen zu backen. Während die anderen draußen vor dem Hogan ein Loch in die Erde gruben und ein Feuer darin entzündeten, musste ich Maiskörner mahlen. Zwischen zwei Steinen, so wie es unsere Vorfahren getan haben.
    Dann musste ich das Mehl mit heißem Wasser, Backpulver und Malz mischen und einen Teig daraus kneten. Meine Arme wurden immer schwerer und schwerer. Als ich dachte, ich wäre fertig, kam Tante Wilma und brachte noch mehr Mehl. Es war ein richtiger Berg. Sie sagte, ich solle froh sein, dass ich das nicht auch noch mahlen müsse, wie es früher Brauch war. Ich war schon den Tränen nahe, aber dann

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