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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ihn ins Krankenhaus nach Holbrook gebracht. Beide Beine sind gebrochen.«
    »Und Will weiß nicht, wer das getan hat?«
    »Nein. Er konnte die Männer ja nicht erkennen. Aber wir waren heute bei Onkel Thomas und haben Anzeige erstattet. Nun wird die Polizei sich um die Sache kümmern.«
    »Das ist gut.« Arthur nickte erleichtert.
    »Alles klar, Dad, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin alt genug und komme schon zurecht.« Sie lachte ihn an, mit dem kräftigen Lachen ihrer Mutter, das ihm immer dieses Gefühl von Sicherheit und von Liebe gegeben hatte.

    Am nächsten Morgen brachte Kaye ihren Vater mit zwei Koffern nach Gallup zum Flughafen und wartete, bis der Flieger tatsächlich mit ihm abhob. Danach fuhr sie zurück nach Window Rock und öffnete ihren Laden.
    Sie rief Teena an und lud sie zum Abendessen auf die Ranch ein. »Wäre schön, wenn du über Nacht dableiben könntest. Es gibt so viel zu erzählen. Außerdem fürchte ich mich, so ganz alleine.«
    Kaye hörte Teena am anderen Ende der Leitung lachen. »Das glaube ich dir nicht. Du hast doch vor gar nichts Angst. Nicht mal vor Geistern.«
    Wenn du wüsstest , dachte Kaye. »Kommst du?«
    »Ich werde Großmutter bitten, mir ihren Ford zu leihen.«
    »Dann sehen wir uns heute Abend.« Kaye legte auf. Sie öffnete die Schublade, in der sich Wills Silberschmuckstücke befanden. Während sie sie einzeln in die Hand nahm und genauer betrachtete, fiel ihr etwas ein: Sie wusste plötzlich wieder, wo sie den schwarzen Jeep Wrangler schon einmal gesehen hatte!
    Es war direkt hier vor ihrem Laden gewesen.
    Der Jeep hatte dem Mann aus New York gehört, der sich für den Gürtel mit den Silberknöpfen interessiert hatte. Kaye wählte die Nummer von Thomas Totsonis Büro, aber es nahm niemand ab. In der Zentrale sagte man ihr, dass ihr Onkel keinen Wochenenddienst hätte. Sie versuchte es bei ihm zu Hause, aber auch dort ging keiner dran.
    Am Nachmittag, nachdem Kaye den Laden geschlossen hatte, kaufte sie im Supermarkt für das Abendessen ein und fuhr zum gelben Haus, um Will von dem Mann aus New York zu erzählen. Sam saß im Schaukelstuhl und rauchte.
    »Will ist nicht zu Hause.«
    »Ich muss ihn sprechen, Großvater«, sagte Kaye, »es ist wichtig. Weißt du, wo er ist?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf.
    Kaye ahnte, dass es sinnlos war, auf Will zu warten. Teena würde bald kommen und sie musste das Essen vorbereiten.
    Also fuhr sie nach Hause. Ashie Benally und Hoskie Whitehead waren bereits fort, um das Wochenende mit ihren Familien zu verbringen. Sie war nun ganz allein auf der Ranch, nur mit den Schafen, den Pferden - und mit Jazz als Wachhund. Auf einmal war ihr doch mulmig zumute, und sie hoffte, Teena würde bald kommen.
    Zuerst ging sie zu den Pferden. Sieben Tiere standen auf der Weide, gemeinsam mit den langhaarigen Churro-Schafen. Die Koppel war groß, sie reichte bis zu den bewaldeten Hügeln und bis zum See, der auch bei größter Trockenheit immer mit Wasser gefüllt war. Kaye beobachtete die Pferde und dachte darüber nach,Ashkii, den rötlich braunen Hengst, an Will zu verkaufen. Ashkii war Shádis Sohn und beide Pferde gehörten ihr. Der Hengst war zwar zugeritten, gab sich aber ab und zu störrisch, und ihr Vater wäre sicher froh, wenn er nicht mehr mit den anderen auf der Weide stehen würde. Sie konnte Will anbieten, den Preis für Ashkii auf der Ranch abzuarbeiten. Auf diese Weise würde sie ihn jeden Tag sehen und er konnte die Silberstücke seines Vaters behalten.
    Kaye tätschelte Shádi, ihrer dunkelbraunen Stute mit der weißen Blesse, den Hals, gab ihr ein paar Körner und versprach ihr einen langen Ausritt. Seit Will wieder da war, hatte sie ihr Lieblingspferd arg vernachlässigt. Aber Shádi war nicht nachtragend. Auf vertraute Weise blies die Stute ihre warme Atemluft in Kayes Gesicht.

    Kaye bereitete die Zutaten für Posole, ein mexikanisches Eintopfgericht, vor: Sie kochte Maiskolben und schnitt Tomaten, würfelte Schweinefleisch und briet es zusammen mit Knoblauch und Zwiebeln. Sie röstete grüne Jalapenos, fleischige milde Chilis, entfernte die Schale und die weißen Samenkerne und schnitt die Schoten in kleine Stücke. Als der Eintopf fertig auf dem Herd köchelte, kam Teena.
    Sie trug ausgewaschene Jeans und ein eng anliegendes grünes T-Shirt, und Kaye hatte das Gefühl, als ob ihre Freundin dünner geworden war.
    Teena steckte ihre Nase in den Kochtopf. »Hmm, das riecht gut. Du bist eine tolle Köchin, Kaye.

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