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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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den Atem. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, rann über die Stirn in seine Augen und brannte. Der heiße Dampf versengte ihm die Haut und biss in seine Lungen.
    Anfangs glaubte er, es nicht aushalten zu können, so heiß war es. Aber dann gewöhnte sein Körper sich an die Hitze, und er spürte, wie er wieder leichter atmen konnte. Will hatte fast vergessen, wie es sich anfühlte, ein Schwitzbad zu nehmen. In dieser Grube, unter dem Dach eines Kegels aus Pinienbrettern, die mit einer dicken neuen Lehmschicht bedeckt waren, hockte er wie im Bauch der Erde. Es war warm und feucht wie im Mutterleib. Doch was aus seinen Poren rann, brannte, als wäre es kein Schweiß, sondern Gift. Er schwitzte alles heraus, all den Schmutz und den Ekel, den er vor seinem Körper empfunden hatte. Der Hass, der in seinem Inneren zu einem harten, schmerzenden Klumpen geworden war, schmolz in der Hitze. Sogar seine Angst löste sich auf und tränkte den Boden unter ihm.
    Zum ersten Mal seit den Ereignissen im Water Hole Canyon fühlte Will, dass er stark genug sein konnte, Zweiherz zu besiegen und zu hózhó , dem Weg der Harmonie, zurückzufinden.

    Kaye brauchte etwas mehr als eine Stunde für ihren Weg in den Canyon. Dort fand sie Sams Schafe, die unermüdlich Gras und Blätter kauten. Die Lämmer blökten nach ihren Müttern. Jasper passte auf, dass die Tiere zusammenblieben.
    Auf dem Rücken ihrer braunen Stute begann Kaye, den Mesapfad zu erklimmen. Aber er wurde immer steiler und lose Steine machten Shádi mehr und mehr zu schaffen. Kaye stieg ab und führte das Pferd an den Zügeln. Als sie eine grüne Rinne erreichte, in der einige Pinien wuchsen, Wacholderbüsche und andere Wüstenpflanzen, führte sie Shádi zu einem der Bäume und band sie dort fest. Irgendwo in dem Felsspalt, der einige Meter über der grünen Rinne lag, musste eine Quelle sein. Der Boden war feucht, und Kaye entdeckte Pflanzen, die Wasser brauchten.
    »Warte hier auf mich«, sagte Kaye zu Shádi und klopfte der Stute auf den Hals. »Es dauert nicht lange.«
    Sie stieg den Pfad weiter hinauf, entdeckte Hufspuren im roten Sand und wusste, dass sie richtig vermutet hatte. Oben angekommen verbarg sie sich im Gebüsch und spähte hinüber zum Hogan. Er sah schön aus mit seinem neuen Dach. Hinter dem Hogan stand Ashkii und suchte schnaubend nach etwas Essbarem. Möglicherweise witterte er ihre Nähe, und sie hoffte, es würde sie nicht laut wiehernd begrüßen.
    Kaye sah den Rauch des Feuers und nahm an, dass in ihm Steine für ein Schwitzbad heiß gemacht worden waren. Den Eingang der Schwitzhütte konnte sie nicht sehen. Ob beide darin saßen und ihre Körper und Seelen für die Zeremonie reinigten?
    Auf einmal hörte Kaye Großvater Sam im Hogan leise singen. Seine Stimme war dunkel und verhalten. Sie verstand die Worte nicht. Der Eingang des Hogans zeigte wie der der Schwitzhütte in Richtung des Sonnenaufganges, sie aber befand sich im Augenblick westlich von dem Rundbau. Wenn sie sich leise vorwärtsbewegte, um deutlicher hören zu können, bestand die Gefahr, dass sie bemerkt wurde. Will konnte jeden Moment aus der Schwitzhütte kommen. Sein Ärger über ihre ungebetene Anwesenheit würde grenzenlos sein und alles zunichtemachen. Das durfte nicht passieren. Sie musste ihre Neugier zügeln.
    Was für eine Art Zeremonie in der kommenden Nacht in diesem Hogan auch stattfinden sollte: Mit Sicherheit wollte Will dabei nicht gestört werden.
    Kaye zog sich leise zurück und stieg wieder hinab bis zur grünen Rinne. Shádi begrüßte sie mit einem grummelnden Schnauben. Kaye war durstig und ihre Wasserflasche war bereits leer. So kletterte sie zum Felsspalt, in der Hoffnung, dort ein Rinnsal zu finden. Aber es war noch zu früh. Der Boden im Spalt war zwar feucht, aber die Quelle erwachte um diese Jahreszeit erst in der Dämmerung.
    Plötzlich hatte Kaye das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Sie sah sich um und lauschte angestrengt. Immer wieder glitt ihr Blick über die roten Geröllberge, die metallisch schimmernden Salbeibüsche und die verkrüppelten Wacholder. Auf einmal sah sie etwas Weißes hinter einem großen, halb verdorrten Wacholder leuchten. Es waren weiße Steine. Weiße Steine? Die gab es hier nicht. Nur rote und ockerfarbene und gelbe. Kaye kletterte weiter nach oben und stand plötzlich vor einem Grabhügel. Das musste das Grab von John Roanhorse sein, Wills Vater. An dieser Stelle hatte er seinem Leben ein Ende gesetzt. Ihr wurde mulmig

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