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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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verschwand. Plötzlich verstand er und musste lächeln. Robins Welt! Er ertappte sich dabei, wie er sich nach dem warmen Goldlicht der anderen Seite sehnte.
    Doch als er die Hand nach den Silberwolken ausstreckte, stießen seine Fingerkuppen gegen etwas Leichtes, das sofort zu schwingen begann. Der Nachthimmel verwandelte sich schlagartig wieder in eine Zimmerdecke. Über ihm schaukelte nur der Dreamcatcher sacht hin und her wie das Pendel eines Hypnotiseurs. Hundefell wärmte seine linke Wange. Aber da war noch eine Wärme, ein Gewicht auf seiner rechten Seite und ein anderer, leichterer Atem. Mühsam kämpfte er die aufsteigende Panik nieder, aber seine Hand zitterte dennoch, als er vorsichtig zu tasten begann. Unter seinen Fingerspitzen richteten sich feine Härchen zu einer Gänsehaut auf. Jetzt machte sein Herz einen schmerzhaften Satz und begann zu rasen. Ein nackter Arm lag über seiner Taille, ein Bein schmiegte sich an seinen Oberschenkel. Es muss ein Traum sein . Ein Fiebertraum. Vorsichtig spähte Jay nach unten. Ivy! Beinahe hätte er den Namen laut ausgesprochen, dann aber erkannte er im Mondlicht den Glanz von langem glatten Haar, das sich wie ein dunkler Fächer über seine Brust breitete – und Augen, die ihn starr anblickten. »Hallo«, sagte Madison zärtlich.
    Er schoss hoch und kroch hastig weg, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Feathers schreckte hoch und sprang auf den Boden.
    »Was machst du hier?«, stieß Jay hervor.
    »Ich habe dir doch versprochen, wir würden Zeit für uns haben.«
    »Und dafür brichst du bei mir ein? Wie bist du hier reingekommen?«
    Sie lachte leise auf. »Ich musste nur warten, bis meine Tante tief genug geschlafen hat. Eure Leiter stand noch draußen und dein Fenster ist im ersten Stock.«
    Sie kroch ihm nach und war plötzlich über ihm. Sie war tatsächlich nackt, während er offenbar wieder einmal in seinen Klamotten ins Bett gefallen war. Ihre Schultern glänzten im Mondlicht, er konnte die Bögen ihrer Brüste erahnen.
    »Man sagt doch, beim dritten Date schläft man miteinander und lernt sich noch besser kennen«, flüsterte Madison. Als sie sich vorbeugte, fiel ihr Haar wie ein seidener Vorhang über seine Schultern, hüllte ihn ein, bis er nur noch ihren Atem spürte. Das Verlangen nach ihr durchschauerte ihn wie ein warmer Regen. Es war schwer, so schwer, sie nicht an sich zu ziehen. »Wir sind schon lange über das dritte Date hinaus«, flüsterte sie. Dann drückten sich weiche Lippen auf seinen Mund und ihre Hände fuhren unter sein Shirt. Die Berührung war wie eine Strömung, die ihn ergriff und in eine dunkel glühende Welt voller Empfindungen zog. Als er wieder zu Atem kam, hielt er sie in seinen Armen und erwiderte ihren Kuss mit aller Leidenschaft. Sein Shirt lag neben ihm, er spürte ihre Brüste an seiner Haut.
    »Siehst du?«, sagte sie atemlos. »So könntest du mich nicht küssen, wenn du mich nicht lieben würdest! Also sag es!«
    Plötzlich wurde seine Atemlosigkeit zu Enge. »Ich … kann nicht.«
    Irritiert runzelte sie die Stirn. Sie stützte sich auf dem Ellenbogen auf und musterte ihn verwundert. Über ihnen schwang der Dreamcatcher immer noch leicht hin und her, als würde ein Luftzug ihn bewegen. Aber ich habe gestern das Fenster geschlossen . Madison konnte es von außen unmöglich öffnen.
    »Du musst mich lieben, Jay«, raunte sie ihm beschwörend zu. Die Sehnsucht in ihrer Stimme legte sich über ihn wie ein klebriges Netz. »Du kannst gar nicht anders, du gehörst mir!«
    Jetzt hatte er endgültig das Gefühl, als würde ihm alles entgleiten. Plötzlich sah er den Park vor sich, fühlte glatte Rinde unter seinen Fingern. Rinde, aus deren Wunden klebriges Harz herabrann.
    » Du hast unsere Initialen in den Stamm geritzt?«
    Madison bekam große Augen. Ihr Mund klappte auf, aber nicht vor Erstaunen, sondern weil sie wirklich enttäuscht war.
    »Oh«, meinte sie. »Du hast die Zeichen schon entdeckt. Es sollte eine Überraschung sein – wenn wir das nächste Mal im Park sind.«
    Es klang sanft, aber er stellte sich nur vor, wie dieselbe sanfte Madison wie eine Besessene ein Herz nach dem anderen in die Rinde schlug und damit eine Liebe beschwor, die sie um jeden Preis erzwingen wollte.
    »Du weißt, was die Zeichen bedeuten. Forever.«
    Diesmal war ihr Kuss besitzergreifend, fast schon wütend. Ein Zahn ritzte seine Lippe. Der Schmerz brachte ihn endgültig zur Besinnung. Ganz von selbst schnellten seine Arme nach

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