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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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machte. »Oft träume ich davon, sie zu töten, einen nach dem anderen. So lange, bis das letzte dieser Ungeheuer ausgerottet ist.«
    »Aber was, wenn sie mich gar nicht töten wollte?«
    »Meinst du das ernst? Woher hast du dann die Wunde am Arm?«
    »Das war Matt … oder wer immer er auch ist. Aber nicht Madison.«
    Ivy sprang auf. Mit geballten Fäusten stand sie vor ihm. »Zum letzten Mal, hör auf, auch nur an die Bestie zu denken! Sie heißt nicht Madison, ihre Art hat keine Namen, ebenso wenig wie Giftschlangen oder Haie sich Namen geben.«
    Mühsam rang er nach Atem. Sein ganzes Leben verlor auch die letzten Konturen und der schwarze Sog, der immer noch an ihm zerrte, drohte ihn endgültig zu verschlingen. Alles, was ihn davon abhielt, sich völlig zu verlieren, war die Erinnerung an Madisons sanftes Gesicht, ihre Grübchen beim Lächeln und ihre Küsse, die ihm nun Angst machten. Aber als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hatte sie auch Angst. Vor mir.
    »Kapier es endlich, Jay. Sie hat dich nie geliebt, sie hat es dich nur glauben lassen, weil sie dich hasst!«
    »Hör auf!«, schrie er und sprang auf die Beine.
    Im selben Moment presste sich Ivys Hand auf seinen Mund und ihre funkelnden Augen waren ganz nah.
    »Scht! Nicht so laut!« Sie sah sich furchtsam um und ließ ihn nur zögernd los. So standen sie sich gegenüber, beide angespannt und wütend und auf eine hilflose Weise sprachlos. »Du kannst nichts dafür, du bist immer noch in ihrer Magie gefangen«, flüsterte Ivy nach einer Weile. Ihre Stimme zitterte, als würde sie versuchen, sich selbst Mut zuzusprechen. »Aber es wird vergehen. Je weiter wir uns von ihnen entfernen, desto mehr wird der Bann verblassen. Und du bist in Sicherheit, es ist alles gut …«
    »Gut?«, brauste er auf. »Meine Welt existiert nicht mehr, meine Familie ist tot, mein …«
    »Glaub mir, Jay, es gibt Schlimmeres als das.«
    Jay klappte der Mund auf. »Wie kannst du so kalt sein?«
    Sie hob das Kinn. »Bin ich das? Nun, ob es dir gefällt oder nicht: Das hier ist jetzt deine Welt, und du kennst sie nicht gut genug, um allein zu überleben. Also tu gefälligst, was ich dir sage.«
    Sie hielt ihm das Federband hin. Aber Jay schüttelte heftig den Kopf. »Du befiehlst mir nicht, was ich zu tun habe.«
    Sie fluchte in einer fremden Sprache – vermutlich Isländisch? –, und ihm wurde mit ganzer Schärfe bewusst, dass sie in Wirklichkeit noch viel mehr trennte als dieser Streit.
    »Weißt du was? Du bist du nicht nur stur, sondern auch dumm«, fuhr sie ihn dann in ihrem fremd klingenden Englisch an. »Wenn sie dich finden, ziehen sie dich in die Trugwelt zurück. Und eines sage ich dir: Das nächste Mal riskiere ich nicht meinen Kopf, um dich da rauszuholen.«
    »Vielleicht wäre das nicht das Schlimmste!«, brach es aus ihm heraus. »Vielleicht war ich ja glücklicher in meinen Träumen! Immerhin war ich dort in meiner eigenen Welt.«

clans
    d er Sturmwind fegte schon seit Tagen über die Stadt, als wollte eine unsichtbare Macht sie auf der Insel festhalten. Sie sind wütend. Und bestimmt suchen sie ihn, dachte Ivy. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und duckte sich wieder in ihr Versteck zwischen den Uferbüschen. Sie hasste die letzte Überfahrt im Herbst, die sie ins Winterlager brachte. Aber heute wünschte sie sich nichts so sehr, wie in die Sicherheit der Kolonie zurückzukehren. Seit fünf Tagen warteten sie jetzt schon auf die Boote, aber sooft Ivy auch am Ufer des Flusses stand und über das tobende, aufgewühlte Wasser blickte, nie entdeckte sie jemanden auf der anderen Seite. An der großen Ulme hing nur ein Stück weißes Tuch, aber nicht das erhoffte Zeichen der Späher.
    Sie schrak zusammen, als etwas im Unterholz knackte, schloss die Augen und spürte konzentriert den Strömungen nach, lauschte dem Flüstern von Geistern, fand aber keine Gefahr. Trotzdem schlich sie lautlos vom Ufer weg und huschte den geschützten Pfad entlang, an der ersten und zweiten Falle vorbei. Sobald sie die Ruinen erreicht hatte, begann sie zu rennen und kam erst wieder zu Atem, als sie die rettende Bannlinie vor dem Museum übertreten hatte. Sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, bevor sie in das Gebäude schlüpfte. Diesen Augenblick hasste sie inzwischen: Wenn Faye in der Arbeit innehielt und ihr erwartungsvoll entgegensah. Und die Enttäuschung und Sorge in ihrer Miene, wenn Ivy, wie jetzt, nur den Kopf schütteln konnte.
    Mühsam rang Ivy sich ein

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