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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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Columbus.
    »Ich war einfach noch nicht fertig mit meiner Welt«, schleuderte er dem Alten ins Gesicht.
    »Womit bist du nicht fertig?«, kam es ebenso genervt von Columbus zurück. »Damit, dass deine Mutter vor hundert Jahren mit deinem Land untergegangen ist? Tja, leb damit. Du kannst es nicht ändern.«
    Danke, alter Mann! Es wäre weniger brutal, wenn du mir mit dem Säbel eins überziehen würdest.
    Und dennoch merkte er im selben Augenblick, wie viel Kraft es ihn kostete, an Charlie zu denken. Nicht an das Weltende, sondern an etwas anderes.
    »Das ist es nicht. Nicht das allein, meine ich. Aber bevor ich nach Amerika ging, haben wir uns gestritten, sie sagte, ich sei nichts wert. Ich habe sie dafür verachtet, aber jetzt wünschte ich, ich hätte sie damals zurückgerufen.«
    Columbus zuckte mit den Schultern. »Ja, so ist das manchmal«, sagte er etwas freundlicher. »Aber so viel du dich deswegen auch quälst, es spielt überhaupt keine Rolle mehr. Vielleicht tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass die Geister das Leben auf andere Weise sehen. Sie blicken zurück und tragen dem Leben nichts nach.«
    »Du verstehst es nicht! Keiner von euch kann verstehen, was es heißt, alles zu verlieren.«
    Columbus’ raues Lachen erklang, das bald wieder in ein rasselndes Husten überging. »Glaubst du, ein Verlust hat in deiner Zeit mehr gezählt als heute?«, spottete er. »Oh nein, trag den Kopf nur nicht so hoch, Mann aus der Vergangenheit. Jeder Einzelne von uns hätte mehr als einen Grund, so in seinem Schmerz zu baden, wie du es tust. Nur tun wir es nicht, weil die Gegenwart für uns zu kostbar ist, als dass wir es uns leisten können, sie mit alten Geschichten zu verschwenden. Denk mal darüber nach. Wie hast du es ausgedrückt? Ach ja: Willkommen im Klub.«
    »Mach dich nicht über mich lustig!«
    »Und du spar dir deine Wut für andere Tage auf. Du wirst sie brauchen, glaube mir. Der Kampf beginnt erst. Noch wenige Tage, vielleicht Wochen, dann beginnt Wendigos Winterjagd. Wir werden uns unter der Erde verstecken. Und erst im nächsten Frühjahr sehen wir wieder die Sonne.«
    Jay starrte ihn mit offenem Mund an. »Den ganzen Winter unter der Erde?«, rief er. » Das ist das Winterlager?«
    »Was hast du denn erwartet?«
    Vermutlich romantische Lagerfeuer im verschneiten Wald, dachte Jay niedergeschlagen. Rauch, der aus Tipis aufsteigt . So hätte mein Vater sich das sicher vorgestellt. Beim Gedanken, den ganzen Winter in irgendeiner Höhle oder einem Keller zu sitzen wie eine Maus in der Falle, fiel ihn wieder die Panik an, die er nur aus den Nächten in Matts Haus kannte.
    »Du hast wirklich dein halbes Leben unter der Erde verbracht?«, fragte er fassungslos. »Und Ivy und Faye auch? So lebt ihr?«
    »So leben wir . Jetzt gehörst du zu uns. Ja, die Hälfte der Zeit herrscht Dunkelheit. Wir kennen es nicht anders. Jeden Herbst suchen wir ein neues Lager. Es muss sehr tief unter der Erde liegen, denn Wendigo ist wie eine Eule – er hört den Herzschlag seiner Beute auch tief unter dem Schnee. Jeder Tag, den wir überleben, ist ein Sieg. Aber so gut wir uns auch zu verbergen wissen, er findet immer wieder Clans und rottet sie aus.«
    Zur Abwechslung mal eine gute Nachricht , Jay: Es kann zumindest nicht mehr schlimmer kommen.
    »Deshalb sind unsere Expeditionen so wichtig«, fuhr Columbus fort. »Wir können ja keine Felder bestellen oder im Winter jagen, wir haben nur einen kurzen Sommer, um alles für diese Monate zu sammeln, was wir benötigen. Wir sind Nomaden, ständig auf der Suche nach Vorräten und neuen Verstecken.«
    »Wie könnt ihr das nur ertragen? Habt ihr euch nie gewehrt?«
    »Träumst du immer noch?«, fuhr Columbus ihn an. »Wir wehren uns, indem wir überleben. Und überleben können wir nur, wenn wir nicht in seinen Rachen springen.«
    Jay zog seine Fleece-Jacke enger um die Schultern. Es schien kälter geworden zu sein, aber vielleicht lag es nur daran, dass er sich plötzlich noch viel elender fühlte. Er dachte an Matt und das erlegte Reh in der Küche. Überleben, dachte er bitter. Und ich dachte früher, das heißt, beim Gamen keine Figur zu verlieren.
    »Was ist dieser Wendigo überhaupt? Wie sieht er aus?«
    »Wer ihn gesehen hat, konnte es keinem mehr erzählen. Er ist der große Verschlinger, Jay. Lässt nichts übrig.«
    Die Geister fressen uns bei lebendigem Leib, Sohn. Wendigo siegt über die Seele. Das hatte Robin auf eine Postkarte geschrieben. Hat er es damals schon

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