Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
auftauchte. Das waren lange siebzehn Minuten.
13
Ein Wort zu den Superkräften eines Vampirs: Meistens nehme ich sie gar nicht wahr. (Das ist im Grunde eine Erklärung für vieles in meinem Leben. Ich lebe nämlich, Baby! Wer hat schon die Zeit, über alles und jedes endlos nachzudenken? Das Leben ist dazu da, gelebt zu werden! Und um massenhaft Sex zu haben.) Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig, weil ich noch nicht so lange untot bin. Aber es stimmt. Irgendwann habe ich mich über einen Schnarchenden beschwert – der siebzehn Zimmer und drei Stockwerke von mir entfernt war! Oder ich quengelte wegen verdorbener Lebensmittel – und der Müll war bereits in drei Plastiktüten gepackt und in eine hermetisch abgeriegelte Garage geschafft worden.
Es ist unheimlich, wie rasch man sich daran gewöhnt. Damals nahm ich es für selbstverständlich. Wie Sauce ohne Klümpchen (die hinzukriegen erstaunlich einfach ist). Aber heute Abend lauschte ich so angestrengt, wie ich konnte, und hörte trotz der Stille in der Küche Lauras kleine Nähmaschine namens Kia unsere Einfahrt hochbrummen.
»Sie ist da«, sagten Sinclair und ich gleichzeitig. Tina, die das Motorgeräusch ebenfalls gehört haben musste, ließ den falschen Marc keinen Moment aus den Augen. Falls ihn das störte, zeigte er es nicht. Vermutlich brauchte es mehr als einen bösen Blick von Tina, um eine Kreatur zu ängstigen, die einst einen Cäsar-Haarschnitt gehabt hatte und jahrzehntelang gefoltert worden war.
Jessica und Marc fuhren zusammen. »Eure Fähigkeiten sind so unheimlich«, gestand Jessica. »Und werden es immer sein.«
»Ja, hört doch endlich mal damit auf!«, schloss Marc sich an.
»Ruhig, Kinder!«, meinte die Marc-Kreatur, die nach wie vor aus dem Fenster starrte.
»Sagt jetzt nicht, dass sie immer noch diesen Kia fährt?«, flehte N/Dick.
»Wen juckt’s?«, fragte ich. »Hast du was gegen geringen Kraftstoffverbrauch?«
»Er heißt die ›Seele‹«, erklärte er. »Kias neuer Miniwagen heißt die › Seele‹ .«
»Oh, wie dämlich!«, sagten das Marc-Wesen und ich gleichzeitig. Würg. »Leg dir deinen eigenen Text zu!«, zischte ich ihn an. Und an die anderen gewandt: »Das ist einfach nur schlimm. Dämlich und schlimm. Und dämlich! Die Seele. Also bitte! Haben wir nicht schon genug Probleme? Die Seele.«
»Darüber haben wir schon mal gesprochen«, erklärte D/Nick.
»Tja, ich erinnere mich jedenfalls nicht, also lass mich damit in Ruhe!« Als hätte ich nicht vieeeel wichtigere Dinge zu bedenken als Lauras fahrbare Untersätze. Ehrlich. In meinem alten Zeitstrom hatte Lauras Dad über ein Jahr lang gespart, um ihr den Kia zu kaufen, den sie beinahe so heiß liebte wie ich neue Manolos. Lauras Adoptivvater, will ich damit sagen. Ihr richtiger Vater und somit auch mein Vater lebte ja nicht mehr.
Moment mal … Und wenn doch? Vielleicht waren er und mein (würg) Stiefmonster Antonia in dieser Realität noch am Leben! Und Sie brauchen gar nicht erst davon anzufangen! Ich weiß, wie idiotisch es ist, zwei Leute mit demselben merkwürdigen Namen im Haus zu haben!
Wie konnte ich nur herausbekommen, ob sie noch lebten? Ich musste es ja nicht unbedingt an die große Glocke hängen. Gab es vielleicht eine Möglichkeit, ganz beiläufig zu fragen: Lebt Dad eigentlich noch?
Die Küchentür flog auf und der Antichrist marschierte herein. »Bei Goodwill waren sie auch schon mal dankbarer«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. »Sind jetzt mehr an ihren Listen als an einem freundlichen Gespräch interessiert.«
»Danke, dass du so schnell …«
»Zwei Mal! Ich habe diese Jeans nur zwei Mal getragen! Kein einziger Farbfleck darauf, was ja eine Leistung ist, wenn man sie beim Anstreichen anhat. Ich dachte, es wäre doch irgendwie nett, Kleidung abzugeben, die kaum getragen ist, und nicht irgendwelche Sachen, die schon in Fetzen gehen. Aber haben die sich bedankt? Wie? Nicht mal gelächelt haben sie!«
»Es geht um Folgendes …«, setzte ich von Neuem an.
Laura schüttelte das frisch frisierte Haar aus ihren schönen Augen. »Die haben bloß gefragt: ›Wollen Sie eine Quittung für die Steuer?‹ Nein, wollte ich nicht. ›Aber wie wär’s, wenn Sie mir mal in die Augen schauen würden?‹« Laura ist eine superattraktive Blondine, ungefähr meine Größe, nein, größer (verdammt!), wunderschöne blaue Augen, rosig überhauchter Teint und ein wahrer Wasserfall maisgelben Haares. Einfach … widerlich.
»Ich bin gekommen«, sagte
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