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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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ihm nicht trauen können. Aber ich wusste nicht, ob dies auch in der neuen Zeit galt.
    Vielleicht war er überhaupt nicht im Keller. Vielleicht hockte er zitternd in einer Ecke oder war schon auf halbem Wege nach Hollywood … Als er noch gelebt hatte, war er Schauspieler gewesen; er war für Vom Winde verweht gecastet worden! Cool, was? Aber er war gestorben, bevor er es zum Set schaffte, was ich echt schade fand, denn Vom Winde verweht ist mein Lieblingsbuch und -film aller Zeiten.
    Das ist das Problem mit diesen verrückten Feiglingen: Sie sind unberechenbar. Außer in den Fällen, wenn sie es nicht sind. Verdammt, ich bekam schon wieder Kopfschmerzen.
    »Das war also der Plan? Garrett und Jessica sollten auf den Marc-Vampir aufpassen?« Ich verurteilte Garrett nicht. Wenn ich durchgemacht hätte, was er durchgemacht hatte, wäre auch ich ein zitterndes emotionales Wrack, das jede Art von Auseinandersetzung scheute. Es ging auch nicht um Verurteilung, sondern einzig und allein um das Machbare.
    Da wir gerade vom Machbaren reden, meldete sich mein Gewissen. Du warst übrigens auch nicht hier. Du hast dich vom Antichristen in die Hölle zerren lassen, und da Laura der Antichrist ist, hättest du das vorhersehen müssen. Deine Freunde haben getan, was sie konnten … Sinclair wusste ja nicht, wie viele Unterstützer er für deine Rettung benötigen würde, und da du ihm das Wichtigste auf der Welt bist und nicht Jessica, hat er eben eine Sicherheitslücke in Kauf genommen. Und jetzt tu nicht so, als hättest du es an seiner Stelle besser gemacht, du dumme Kuh!
    Herrgott! Meine inneren Stimmen waren ja so nervig ! Wenn jemand außerhalb meines Kopfes so mit mir spräche, würde ich ihn an seinem Blinddarm aufhängen.
    »Unsere Möglichkeiten waren begrenzt. Eure Mutter war nicht in der Stadt«, bemerkte Tina trocken. Hm, sie musste schlimmer durch den Wind sein, als sie durchblicken ließ. Normalerweise gab Tina nämlich nicht solchen Mist von sich. Selbst wenn sie sarkastisch war, konnte man einen Unterton von Respekt und Zuneigung spüren. Nicht diesen trockenen, abgehackten Ton. »Und als ich in den Gelben Seiten nach ›Alte-Vampire-Babysittern‹ gesucht habe, war der Einzige fürs Wochenende schon ausgebucht.«
    »Meinst du jetzt einen alten Vampir, der auch Babysitter ist?«, überlegte Marc laut, und Nick und Jessica brachen in Lachen aus. »Oder vielmehr einen Babysitter für einen alten Vampir?«
    »Saukomisch.« Hm. Ich kochte vor Wut. Dennoch widerstand ich der Versuchung, etwas Lahmes zu brüllen wie: Wie kannst du es wagen? Oder: Du hast wohl vergessen, wo dein Platz ist, Tina! Auf dieses unterwürfige Getue – wir küssen der Vampirkönigin alle fünf Minuten den Hintern – legte ich nämlich überhaupt keinen Wert. So etwas führte zwangsläufig zu toten Freunden und grauen Kostümen.
    »Was für ein Glück, dass ich in diesem Zeitstrom noch eine Mutter habe ! Spielt sie immer den Babysitter für Baby Jon?«
    Sinclair nickte.
    »Vielleicht sollte ich mal nach ihr schauen?«, überlegte ich laut.
    »Glaubt Ihr, dass Dr. Taylor in Gefahr schwebt?«
    Okay, ich lege jetzt mal eine Minute Pause ein und gestehe, wie sehr es mir gefällt, dass meine Mom – Prof an der University of Minnesota – ihren ehelichen Namen beibehalten hat. Ant hat sich zu Lebzeiten (und danach) stets furchtbar darüber geärgert. Mom hat immer wieder gesagt: »Meinen Mann dürfen Sie gern haben, doch den Namen behalte ich. Ich bin schon jetzt länger eine Taylor als eine Frendsunverm.« (Moms Mädchenname. Sie ist deutsch-holländischer Abstammung.)
    »Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Aber ich habe den Verdacht, dass Laura dort auftauchen könnte. Sie weiß schließlich, wo Mom wohnt. Und sie brennt darauf, ihren Höllenteleportationstrick zu vervollkommnen. Außerdem ist Baby Jon auch ihr Halbbruder. Ihr wisst doch, dass sie sich in den Kopf gesetzt hat, alle Vampire seien seelensaugende, böse Wesen. Manchmal gewinnt dieses Vorurteil in ihrem Denken die Oberhand.«
    »Da wir gerade von Vorurteilen reden«, warf Marc ein. »Sie hat zu Tina ›Halt dich da raus, du Lesbenschlampe‹ gesagt. War das etwa Homophobie, die ihre hässliche Fratze gezeigt hat?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. Während der Unterhaltung waren wir die Treppe hinuntergestiegen. Nun befand ich mich auf dem Weg zum Hintereingang, um meine Wagenschlüssel zu holen. Na gut, Sinclairs Wagenschlüssel. Er hatte sieben Stück.

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