Zweimal ist einmal zuviel
»Ich muß mit Spiro sprechen.«
»Spuck's ruhig aus«, forderte Spiro ihn auf.
»Es ist wegen Mr. Loosey. Er hat einen Unfall gehabt.«
Spiro sagte kein Wort, aber er bekam einen stechenden Blick.
»Ich hatte Mr. Loosey auf dem Tisch liegen«, sagte Louie. »Als ich ihn gerade anziehen wollte, mußte ich den Thermostat reparieren gehen, und wie ich wieder zurückkomme, sehe ich, daß ein Stück fehlt, und zwar sein … äh, sein Glied. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Von der einen Minute auf die andere war es plötzlich weg.«
Spiro schob Louie mit einer schwungvollen Handbewegung zur Seite und stürmte, gotteslästerliche Flüche ausstoßend, aus dem Büro.
Wenige Minuten später war er wieder zurück. Er hatte rote Flecken im Gesicht und krallte die Hände ineinander. »Ich glaube es einfach nicht«, knurrte er grimmig. »Da ist man eine halbe Stunde weg, und schon dringt jemand ein und hackt Loosey den Schwanz ab. Und wissen Sie auch, wer dieser Jemand war? Kenny war das und sonst keiner. Ich vertraue Ihnen den Laden an, und Sie lassen Kenny herein, damit er irgendwelche Schwänze abhacken kann.«
Das Telefon klingelte. Spiro hob wütend ab. »Stiva?«
Als er die Lippen zusammenkniff, wußte ich, daß der Anrufer Kenny war.
»Du bist wahnsinnig«, sagte Spiro. »Zuviel Koks. Zu viele Trips.«
Kenny wollte antworten, aber er kam nicht mehr zu Wort.
»Schnauze«, fuhr Spiro ihn an. »Deine Drohungen kannst du dir sonstwo hinschieben. Du hast doch keine Ahnung, mit wem du dich anlegst. Wenn ich dich hier finde, bring ich dich um. Und wenn ich dich nicht persönlich erledige, lasse ich dich von meiner Torte umnieten.«
Von seiner Torte? Ob er mich damit meinte? »Augenblick mal eben«, mischte ich mich ein. »Würden Sie den letzten Satz noch mal wiederholen?«
Spiro knallte den Hörer auf die Gabel. »So ein Wichser.«
Ich stemmte die Hände auf den Schreibtisch. »Ich bin keine Torte. Ich bin auch kein bezahlter Killer. Und ich habe auf gar keinen Fall Lust, für Sie den Kopf hinzuhalten. Sie sind ein Ekelpaket, eine Eiterbeule, ein Hundehaufen. Und wenn Sie jemals wieder einem anderen Menschen mit mir drohen, sorge ich persönlich dafür, daß Sie bis ans Ende Ihrer Tage im Knabenchor singen können.«
Stephanie Plum, die Meisterin der leeren Versprechungen.
»Warum denn gleich so krötig? Sie haben wohl Ihre Tage, was?«
Zum Glück hatte ich meine Knarre nicht dabei, sonst hätte ich ihn womöglich über den Haufen geknallt.
»Die meisten Leute würden Ihnen gar nichts dafür bezahlen, daß Sie die verbrannten Särge gefunden haben«, sagte Spiro. »Aber weil ich so ein netter Mensch bin, stelle ich Ihnen einen Scheck aus. Betrachten wir das Geld als eine Art Vorschuß. Vielleicht kann ich Sie ja doch noch mal gebrauchen.«
Ich nahm den Scheck und ging. Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Er kapierte sowieso nichts.
Als ich unterwegs einen Tankstop einlegte, hielt Morelli hinter mir.
»Es wird immer merkwürdiger«, sagte ich. »Kenny muß inzwischen total durchgedreht sein.«
»Was ist denn nun schon wieder passiert?«
Ich erzählte ihm von Mr. Looseys traurigem Verlust und Kennys Anruf.
»Gönn dem Wagen lieber Super«, sagte Morelli. »Sonst fängt der Motor an zu klopfen.«
»Gott bewahre! Das wäre ja eine Katastrophe!«
Morelli stöhnte auf. »Verflucht.«
Eine etwas übertriebene Reaktion, wie ich fand. »Ist es denn so tragisch, wenn der Motor klopft?«
Er lehnte sich an den Kotflügel. »Gestern abend ist in New Brunswick ein Polizist erschossen worden. Er wurde zweimal in die Brust getroffen, obwohl er eine kugelsichere Weste trug.«
»Armeemunition?«
»Ja.« Er sah mich an. »Ich muß diese Waffen finden. Sie liegen direkt vor meiner Nase.«
»Meinst du, Kenny könnte recht haben, was Spiro angeht? Daß Spiro die Särge selbst ausgeräumt und mich nur zur Tarnung angeheuert hat?«
»Das glaube ich eigentlich nicht. Ich würde eher vermuten, daß zuerst nur Kenny, Moogey und Spiro an der Sache beteiligt waren und daß sie von einem später hinzugekommenen vierten Mitspieler böse aufs Kreuz gelegt worden sind. Dieser Unbekannte hat Kenny, Moogey und Spiro die Waffen geklaut und die drei gegeneinander ausgespielt. Ich glaube auch nicht, daß es jemand aus Braddock war, weil die Sachen in New Jersey und Philadelphia stückweise unters Volk gebracht werden.«
»Es müßte jemand sein, der zumindest einen der drei sehr gut kennt. Ein alter
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