Zweite Chance fuer die Liebe
Polizei ihn hatte wissen lassen, dass die konfiszierten Drogen offensichtlich für den Straßenverkauf abgepackt gewesen waren. Lily machte nicht den Eindruck eines Drogendealers, das hatte sie finanziell gar nicht nötig. Und sicherlich war sie nicht das typische Mitglied einer Drogenbande. Was wiederum die Möglichkeit offen ließ, dass sie tatsächlich unschuldig war. Vielleicht hatte man sie ohne ihr Wissen als Kurier benutzt. Oder jemand wollte ihr etwas anhängen.
Oder sie hatte die Drogen für einen ihrer Männer besorgt.
In seiner Laufbahn hatte er die unbegreiflichsten Dinge erlebt. Menschen taten noch viel Schlimmeres aus Liebe. Natürlich interessierte es ihn nur deshalb, weil Lily ihm dann nur leidtun konnte. Dann hatte sie es nicht anders verdient, als hinter Gitter zu kommen. Und zwar für lange Zeit!
Neben ihm setzte Lily sich auf der Lederbank um, und wohl zum hundertsten Mal wünschte Tristan sich, sie würde einfach still sitzen bleiben. Denn sobald sie sich rührte oder auch nur blinzelte, flogen seine Gedanken sofort zu ihr.
Er sah sich in dem hypermodernen Restaurant um. Die Leute aßen, unterhielten sich, lachten. Manche der Anwesenden kannte er sogar. Auf jeden Fall amüsierte sich hier jeder besser als er. Er nahm sein Weinglas und trank einen Schluck. Irgendetwas musste er tun, um sich davon abzuhalten, Lily anzustarren, wie sie den Eislöffel ableckte!
Also zwang er sich, Oliver wieder zuzuhören, der gerade von seinen blutrünstigen schottischen Vorfahren erzählte, die in einer barbarischen Schlacht über die Engländer gesiegt hatten. Großer Gott, wieso war ihm nie aufgefallen, wie endlos sein Freund und zukünftiger Schwager reden konnte?
Lily lachte auf und lehnte sich vor. Eisern weigerte sich Tristan, den Blick auf ihr Dekolleté zu richten, so einladend der Blusenausschnitt auch sein mochte. Wo war überhaupt ihre unsägliche Strickjacke abgeblieben?
Vor dem Dinner waren sie zu Jordana gefahren, und kaum hatten die beiden Frauen sich wiedergesehen, waren sie einander lachend und schluchzend um den Hals gefallen. Es hatte ewig gedauert! Dann hatte seine kleine Schwester Lily erst einmal zum Duschen und Umziehen mitgeschleift – und ihm vorgeworfen, dass er nicht schon vorher dafür gesorgt habe, dass Lily sich frisch machen konnte. Ha! Das hätte ihm noch gefehlt! Lily Wild nackt in seinem Bad in der Kanzlei!
Jetzt trug sie eine blutrote Bluse, enge Jeans und Stiefeletten, alles Leihgaben seiner Schwester. Das frisch gewaschene Haar fiel ihr in sanften Wellen über den Rücken … und sie trug sogar einen BH. Pinke Spitze. Aber ihm wäre viel wohler gewesen, wenn er das nicht so genau gewusst hätte. Denn nun fragte er sich ständig, wie ihre großartigen Brüste wohl ohne die rosa Spitze aussehen mochten.
„Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Jordanas Worte drangen durch seinen Gedankennebel. Abrupt kehrte Tristan zu der Konversation am Tisch zurück. Was wollte sie damit sagen?
Doch seine Schwester sah nicht zu ihm, sondern himmelte ihren zukünftigen Ehemann an. Erst als er erleichtert durchatmete, wurde Tristan klar, dass er die Luft angehalten hatte.
„Blödsinn!“, widersprach Oliver. „Einen ganzen Monat musste ich dich mitschleifen. Ich brauchte doch eine Beraterin, um ein Geschenk für meine Eltern zum Hochzeitstag auszusuchen. Erst danach hast du dich zu einem echten Date mit mir erbarmt.“
„Ich meinte ja auch nicht mich!“ Jordana kicherte und quietschte leise, weil Oliver unter dem Tisch ihre Knie gepackt hatte.
Das Geplänkel der beiden brachte Lily zum Lachen. Es war ein weicher, musikalischer Laut, der Tristan wie Sirenengesang bis ins Mark fuhr.
„He, beherrsch dich.“ Das galt Oliver genauso wie ihm selbst. „Sie ist noch immer meine kleine Schwester.“
Oliver lachte. „Du bist nur neidisch, weil du keine findest, die dich nimmt.“
„Aha, weißt du denn nicht, dass ein Mann erst sein wirkliches Glück findet, wenn er verheiratet ist? Aber dann ist es zu spät.“
„Haha.“ Jordana verzog den Mund. „Auch du wirst dich eines Tages verlieben, glaub’s nur. Wenn du erst die Nase aus den Gesetzbüchern nimmst und endlich aufhörst, mit den falschen Frauen auszugehen.“
„Dieses Bikini-Model schien mir gar nicht so verkehrt.“ Oliver grinste.
„Viel zu mager“, schnaubte Jordana.
„Und Lady Sutton?“, schlug Oliver die Nächste vor.
„Hm, eine gute Familie, aber …“
„Falls es euch nicht aufgefallen sein sollte …
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