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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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aufgetürmt lagerten; tausende, zehntausende, genug, um eine ganze Armee auszurüsten.
    Nicht viel anders sah es in der daneben liegenden, noch größeren Höhle aus, nur dass es sich hier um Rüstungen handelte. Nicht nur einfache Wämse aus Leder, sondern hauptsächlich vollständige Harnische aus Stahl, mit Brustpanzer, Arm- und Beinschienen. Auch ihre Zahl war fast unmöglich zu schätzen, musste aber ebenfalls in die Zehntausende gehen.
    »Hier drüben liegen Waffen«, rief einer der Krieger von einer Höhle auf der gegenüberliegenden Seite aus. »So etwas habe ich noch nicht gesehen! Unmengen von Schwertern und Äxten, Lanzen, Messern und Speeren!«
    Barlok erinnerte sich, dass auch die Kasernen auf dieser Ebene gelegen hatten. Offenbar handelte es sich hier um die Waffenkammern des alten Zarkhadul, in denen die Ausrüstung des Heeres gelagert wurde. Eines Heeres, das groß und stark genug gewesen sein musste, es mit jedem bekannten Feind aufzunehmen, das vielleicht sogar die Dunkelelben hätte bezwingen können. Aber gleichgültig, wie hoch die Zahl der Krieger einst gewesen sein mochte, nach der Isolation der Mine von der Außenwelt waren sie ebenso wie alle anderen Bewohner elendig umgekommen. Was von ihnen übrig geblieben war, hatten sie gerade in der Leichengrube gesehen.
    Längst nicht alle Probleme ließen sich mit militärischer Macht lösen. Diese Lektion hatte Barlok schon vor langer Zeit gelernt, obwohl sie für jemanden wie ihn, der vermutlich mehr als jeder
andere sein ganzes Leben in den Dienst der Kriegerkaste gestellt hatte, schwer hinzunehmen war.
    Aber waren wirklich alle Bewohner Zarkhaduls umgekommen? Zumindest für eine kleine Zahl von ihnen wäre es durchaus möglich gewesen zu überleben, und dabei dachte er nicht einmal an Kannibalismus. An vielen Orten in der Tiefenwelt wuchsen Flechten und Moose, die zwar widerlich schmeckten, von denen man sich aber im Notfall einige Zeit ernähren konnte. Nur auf diesem Weg hatten Barlok und die anderen Männer eines Expeditionstrupps überlebt, als sie vor vielen Jahren durch einen Erdrutsch von der Rückkehr nach Elan-Dhor abgeschnitten worden waren, bis man sie befreit hatte.
    Natürlich reichten diese Flechten nicht aus, ein nach Hunderttausenden zählendes Volk zu ernähren, obwohl die Einwohner Zarkhaduls nach Ausbruch der ersten Hungersnöte in ihrer Verzweiflung sicherlich trotz allen Ekels auch auf diese Nahrungsquelle zurückgegriffen und sie damit schnell erschöpft haben mussten.
    Aber es war möglich, dass zumindest einige auf diese Art überlebt hatten. Die Gestalt, die Barlok aus den Augenwinkeln gesehen hatte, die Unbekannten, die seine Krieger angegriffen hatten - vielleicht handelte es sich gar nicht um Gnome, Goblins oder andere Angehörige eines fremden Volkes, sondern um Nachkommen einiger weniger Zwerge, die damals überlebt hatten, nach dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung und dem Tod fast aller anderen Bewohner jedoch in Barbarei zurückgefallen waren, vielleicht sogar in verschiedene Stämme gespalten, die untereinander Krieg um die knappen Nahrungsressourcen führten. Nun, da fremde Zwerge in ihr Gebiet eingedrungen waren, betrachteten sie auch diese als Feinde.
    Für die Angehörigen von Völkern wie den Menschen, die nur eine kurze Lebenserwartung von kaum mehr als einem halben Jahrhundert hatten, mochten tausend Jahre eine ungeheuer lange Zeitspanne sein. Zwerge jedoch konnten mehr als dreihundert,
in seltenen Fällen sogar bis zu vierhundert Jahre alt werden. Für sie maß sich ein Jahrtausend in nur wenigen Generationen.
    War es wirklich möglich, innerhalb so kurzer Zeit in eine solche Barbarei zurückzufallen?
    Barlok vermochte es nicht zu sagen, aber er begriff, dass sie es wahrscheinlich sehr bald auf äußerst unliebsame Art erfahren würden, wenn sie noch länger hier verharrten.
    »Weg hier!«, befahl er.
    Durch einen weiteren Torbogen am Ende der Halle erreichten sie eine breite Treppe, die nach rund zwei Dutzend Stufen in einen Stollen mündete, der nach rechts und links abzweigte. Barlok zögerte kurz. Wenn sie sich nach rechts wandten, würden sie sich wieder der Stelle nähern, an der sie in die Leichengrube gestürzt waren. Der Weg nach links hingegen führte von dort weg und war deshalb ohne Zweifel sicherer.
    Dennoch wandte Barlok sich nach einigen Sekunden nach rechts. Er konnte die fünf vermissten Krieger nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie waren seinem Kommando anvertraut worden, und

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