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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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aufsogen und sich auf diese Art ernährten. Ohne sein jetziges Wissen schien eine Verbindung zwischen der Leichengrube und den Toten in Elan-Dhor jedoch so abwegig gewesen zu sein, dass er nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte. Er war davon ausgegangen, dass die Leichen bereits seit Jahrhunderten in der Grube lagen und allein die Zeit für ihren Zustand verantwortlich war.
    Stattdessen waren zumindest die, die zuoberst lagen, wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit von den Thir-Ailith getötet worden. Der Gedanke, dass sie die Zwerge hier wie Tiere gefangen hielten, hatte ihn mit Zorn erfüllt, aber die Wahrheit war noch viel schrecklicher. Nach allem, was er nun wusste, hielten die Dunkelelben sie tatsächlich wie Vieh, züchteten sie regelrecht heran, um sie ab einem gewissen Alter zur Schlachtbank zu führen.
    Die bloße Vorstellung, dass Angehörige seines stolzen Volkes zu Hunderten oder gar Tausenden auf diese Art zu bloßem Fraß für die unsäglichen Ungeheuer herabgewürdigt wurden, war so schrecklich, dass sein Verstand sich weigerte, sie wirklich in voller Konsequenz zu erfassen.
    Und es gab nichts, was er mit seinen wenigen Begleitern dagegen tun konnte! Sie mussten froh sein, wenn es ihnen gelang, ihr eigenes Leben zu retten und an die Oberfläche zurückzukehren. Selbst der Streit mit Schürfmeister Vilon erwies sich rückblickend
nun als ein Glücksfall. Sicherlich hätten sie schon wesentlich mehr Opfer zu beklagen, wenn sich noch der gesamte Arbeitertrupp bei ihnen befände.
    Noch immer zutiefst erschüttert machten sich die Zwerge wenig später auf den Weg. Dabei stimmte die Tatsache, dass sie bis in diese Ebene gelangt waren, ohne einem Dunkelelben zu begegnen, Barlok hoffnungsvoll, dass sie auch den Rückweg unbeschadet überstehen würden. Die Thir-Ailith schienen sich nur in bestimmten Bereichen Zarkhaduls aufzuhalten und ansonsten ihr eigenes Reich tief im Leib der Erde zu bevorzugen. Das steigerte nicht nur die Aussichten auf eine erfolgreiche Flucht, sondern weckte in Barlok die Hoffnung, dass es in Elan-Dhor ebenso war und seine Heimat nicht allzu sehr von den Ungeheuern besudelt wurde. Trotz der wesentlich längeren Zeit, die sie bereits hier in Zarkhadul verbracht hatten, hatten sie alles in seinem ursprünglichen Zustand bewahrt und kaum Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen.
    Da sie nicht noch einmal die Leichengrube passieren wollten, konnten sie zumindest auf dem ersten Stück nicht denselben Weg zurückgehen, sondern baten Lian, sie zu der Höhle zu führen, in der sie ihn bereits zuvor zum ersten Mal entdeckt hatten.
    Nach wenigen hundert Schritten jedoch blieb er plötzlich stehen, lauschte einen Moment und blickte sich um, dann huschte er blitzartig in eine nicht weit entfernte Abzweigung und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Kaum waren sie alle ein Stück weit in dem Seitengang verschwunden, als aus der Richtung, in die sie vorher gegangen waren, eine Gruppe von sechs Thir-Ailith die Abzweigung passierte. Wie in der Halle, wo er sie heimlich durch das Loch in der Decke beobachtet hatte, waren sie sichtbar, was immerhin einen kleinen Vorteil darstellte. Sie wähnten sich unter sich und fühlten sich völlig sicher, sodass sie darauf verzichteten, sich unsichtbar zu machen. Allerdings konnte sich das schnell ändern, wenn sie bemerkten, dass Feinde in ihr Reich eingedrungen waren.

    Barlok und die anderen Krieger hatten ihr Näherkommen nicht bemerkt, und ohne die Warnung des Jungen wären sie ihnen ahnungslos direkt in die Arme gelaufen. Lian musste wesentlich schärfere Ohren als sie haben. Vielleicht spürte er die Nähe von Dunkelelben sogar auf irgendeine Art, immerhin hatte er sein ganzes bisheriges Leben unter ihrer Herrschaft verbracht.
    Abgesehen von diesem Beinahe-Zusammenstoß erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle die Treppe zu den höheren Ebenen und stiegen hinauf, obwohl Lian zunächst zögerte. Tatsächlich schien er von der Existenz dieser Ebenen keinerlei Vorstellung zu haben. Die steinerne Decke der Höhlen und Stollen war für ihn der Himmel gewesen, das Ende der Welt, so wie er sich auch nicht vorstellen konnte, dass sich unter ihm noch mehr als nur ein gigantischer Boden aus Stein befinden könnte.
    Selbst für die Existenz von Göttern war in seinem Weltbild kein Platz gewesen, nicht einmal von Li’thil hatte er je zuvor gehört. Jedenfalls hatte Lian ihn nur verständnislos angeblickt, als Barlok ihn danach gefragt hatte. In ihrer grenzenlosen

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