Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
klang zögernd, nicht ganz überzeugt. »Er hat seine Familie verloren, hat sein Heim aufgegeben, alles, was sein Leben ausgemacht hat. Das muss man erst einmal bewältigen. Ich kann gut verstehen, dass er allein sein möchte.«
    »Natürlich, nur warum versucht er uns dann zu Tode zu hetzen?« Warlon schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, da steckt noch mehr dahinter, aber ich wüsste nicht, wie wir ihn beleidigt oder sonstwie gegen uns aufgebracht haben könnten.«
    Ailin zuckte die Achseln.
    »Jedenfalls möchte er offensichtlich in Ruhe gelassen werden, und das müssen wir wohl akzeptieren. Wenn er nicht mit uns reden will, können wir ihn schließlich nicht zwingen.«
    »Wir sollten froh sein, dass er uns zu den Elben führt«, ergänzte Lokin pragmatisch. »Alles Weitere wird sich schon ergeben. Schließlich werden wir ja noch eine ganze Weile zusammen sein. Stärken wir uns lieber, statt uns den Kopf zu zerbrechen. Ich jedenfalls habe ordentlich Hunger und Durst.«
    Nicht nur Lokin ging es nach dem anstrengenden Marsch so. Mit Heißhunger machten sie sich über den Proviant her, mit dem ihre Rucksäcke bis obenhin vollgepackt waren. Alles, was sie irgendwie hatten verstauen können, hatten sie aus Malcorions Vorratskammer mitgenommen, sodass sie zumindest in den nächsten Tagen keinerlei Versorgungsprobleme haben würden und sich nicht einzuschränken brauchten.
    Dennoch aß Warlon nicht besonders viel, denn nicht nur das
merkwürdige Verhalten des Waldläufers schlug ihm auf den Magen.
    Seit der vergangenen Nacht stand fest, dass sie von mindestens einem der Dunkelelben verfolgt wurden. Irgendwie musste es der Kreatur gelungen sein, Elan-Dhor unbemerkt zusammen mit ihnen zu verlassen, und bereits seit Tagen hielt sie sich im Schutzmantel ihrer Unsichtbarkeit in ihrer unmittelbaren Nähe auf, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatten. Nicht einmal Ailin hatte seine Gegenwart mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten als Weihepriesterin gespürt. Auch jetzt lauerte die Kreatur vermutlich irgendwo nicht weit entfernt, beobachtete ihn womöglich gerade in diesem Augenblick aus hasserfüllten, glühenden Augen.
    Der bloße Gedanke ließ Warlon schaudern und unwillkürlich blickte er sich um, freilich ohne etwas zu entdecken. Die Vorstellung, von einem dieser tödlichen Ungeheuer belauert zu werden, war Furcht einflößend, aber das war es nicht allein.
    Ein solches Verhalten widersprach allem, was Warlon bislang über diese Wesen zu wissen geglaubt hatte. Nach Äonen der Gefangenschaft waren sie vom Hass auf alle anderen Lebewesen zerfressen, schienen nur von dem Gedanken an Rache, Tod und Vernichtung erfüllt zu sein. Wie sehr das auch für den Dunkelelb galt, der sie verfolgte, hatte er in der vergangenen Nacht bewiesen, als er sich nicht mehr hatte beherrschen können und Shaali und die beiden Kinder in einer sinnlosen Bluttat geradezu abgeschlachtet hatte.
    »Warum hat er uns verschont?«, murmelte er leise vor sich hin.
    »Was hast du gesagt?« Fragend blickte Ailin ihn an.
    »Ich habe nur laut überlegt. Der Dunkelelb. Warum hat er sich bislang darauf beschränkt, uns zu verfolgen, statt uns anzugreifen? Gelegenheiten dazu hätte er mehr als genug gehabt.«
    »Vermutlich fürchtet er sich vor meinen Fähigkeiten. Er weiß, dass ich ihn spüren und seine Unsichtbarkeit zunichte machen kann, wenn er sich zu nahe an uns heranwagt.«

    »Nein.« Warlon schüttelte den Kopf. »Denk nur daran, wie es in der Tiefenwelt war. Es war diesen Ungeheuern egal, ob du sie sichtbar machen konntest. Sie haben sich trotzdem ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben sofort auf uns gestürzt, als sie uns bemerkten. Oder denk nur an Gormtal. Lokin und ich waren die halbe Nacht allein unterwegs, weit entfernt von dir. Wir wären hilflose Opfer für die Kreatur gewesen, und in einer Stadt, in der Mord und Totschlag an der Tagesordnung sind, hätten auch ein paar tote Zwerge in einer finsteren Seitenstraße niemanden sonderlich interessiert.«
    »Also bleibt nur unsere Theorie von gestern Nacht, dass es sich um eine Art Späher handelt. Der Elb verfolgt uns, um mehr über diese für ihn völlig fremde Welt herauszufinden.«
    »Und das bedeutet, dass diese Ungeheuer bei weitem nicht alle gleich sind, wie wir zuerst angenommen haben«, ergänzte Lokin. »Dass sie intelligent sind, wussten wir schon vorher - kein Wunder, wenn es sich um missratene Nachkommen der Hochelben handelt. Aber sie sind nicht nur mordlüsterne Bestien, sondern

Weitere Kostenlose Bücher