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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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konnte, aber wirklich verinnerlicht hatte er dies noch längst nicht.
    »Gibt es denn nicht wenigstens irgendwelche Wege durch den Wald, auf denen wir gehen können?«, fragte er. »Oder müssen wir überhaupt hindurch? Können wir ihn nicht irgendwie umgehen?«
    »Das könnten wir, aber es würde uns Zeit kosten, sehr viel Zeit. Elem-Laan ist wie ein ungeheuer langgezogener grüner Gürtel. In östlicher Richtung erstreckt er sich über hunderte von Meilen
bis weit ins Gebiet der Barbarenstämme und Ostlinge, über die selbst ich wenig weiß, weil ich mich nur selten bis dorthin gewagt habe. Den Finsterwald im Osten zu umgehen, würde uns Monate kosten und unnötig in große Gefahr bringen. Viel besser sieht es auch im Westen nicht aus. Zwar könnten wir seine Ausläufer binnen weniger Tage erreichen, doch grenzen sie an ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das wir ebenfalls umgehen müssten. Auch hier kämen wir weit von unserer Richtung ab und würden mindestens ein, zwei Wochen verlieren. Wäre es euch das wert?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Warlon niedergeschlagen.
    Eile war das oberste Gebot ihrer Mission. Das Schicksal des gesamten Zwergenvolkes mochte davon abhängen, wie schnell sie ihr Ziel erreichten, und wenn sie mit der Durchquerung dieses Waldes auch nur einen einzigen Tag einsparten, war das die Mühe bereits wert.
    »Aber was ist mit Wegen?«, griff Ailin den ersten Teil seiner Frage noch einmal auf. »Wenn man so gewaltige Umwege einschlagen muss, um den Wald zu umgehen, dann wird es doch bestimmt bequemere Wege als diesen geben, vermutlich sogar ein paar gut ausgebaute Straßen. Warum also schlagen wir uns mitten durch die Wildnis?«
    Malcorion zögerte einen Moment mit der Antwort.
    »Es gibt hier keine Wege und erst recht keine Straßen. Dies ist Elem-Laan«, sagte er dann, als wäre dies bereits Erklärung genug. »Ich weiß, das bedeutet für euch nichts, und ich werde euch alles erklären, aber nicht hier und nicht jetzt. In etwa einer Stunde erreichen wir einen Ort, an dem wir unser Nachtlager aufschlagen werden. Schafft ihr es noch bis dahin, oder braucht ihr erst eine Rast?«
    Die kurze Pause hatte Warlon gut getan, dennoch wechselte er einen raschen Blick mit seinen Gefährten.
    »Eine Stunde schaffen wir schon noch«, entgegnete er, nachdem sie zustimmend genickt hatten.

    Auch gegen Abend, als die hinter den dicht belaubten Baumkronen nur zu erahnende Sonne sich dem Ende ihrer Bahn näherte und bereits viel von ihrer sengenden Kraft verloren hatte, kühlte es nicht ab. Die Hitze staute sich regelrecht unter dem Blätterdach, aber mehr noch machte den Zwergen die mörderische Feuchtigkeit zu schaffen, mit der sich die Luft auch jetzt noch weiter anzureichern schien. Ihre an die Trockenheit der Tiefenwelt gewöhnten Lungen waren nicht für solche Bedingungen geschaffen, und bei jedem Atemzug hatte Warlon das Gefühl, einen feuchten Nebel einzusaugen. Ständig musste er mittlerweile gegen Benommenheit und leichten Schwindel ankämpfen.
    Ailin und Lokin erging es ebenso, wie er ihrem schwankenden Gang anmerkte. Auch sie gerieten immer wieder aus dem Gleichgewicht und stürzten beinahe mehrfach, ohne dass sie über irgendwelche Hindernisse gestolpert wären, als wären sie trunken von zu viel Wein. Oft fassten sie sich mit der Hand an die Stirn oder schüttelten den Kopf.
    Und ihr Weg schien und schien kein Ende zu nehmen.
    Entweder war Malcorions Orientierungsvermögen inmitten des Finsterwalds doch nicht so gut, wie er sie glauben machen wollte, oder er hatte bei der Entfernung bewusst untertrieben, um sie nicht zu entmutigen. Vielleicht hatte er auch einfach die Geschwindigkeit zugrunde gelegt, mit der er ging, wenn er allein war, ohne daran zu denken, dass die Zwerge wesentlich langsamer vorankamen. Jedenfalls wurden aus der einen Stunde, von der er gesprochen hatte, mehr als zwei, und die Schatten wurden bereits länger, als sie ihr Ziel endlich erreichten. Warlon hatte das Gefühl, keinen Schritt mehr weitergehen zu können, obwohl sein Stolz als Zwergenkrieger freilich niemals zugelassen hätte, dass er das offen zugab.
    Irgendwann begann der Boden unter ihren Füßen sanft anzusteigen, und schließlich schimmerte helles Licht zwischen den Bäumen hindurch. Nur wenige Schritte weiter endete der Wald so abrupt, als ob sie eine unsichtbare Grenze überschritten hätten.
Verblüfft blieb Warlon stehen und starrte mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen auf das unglaubliche Bild, das

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