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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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Allerdings hatte der Blick von dort ihnen nicht annähernd einen Eindruck von ihrer wahren Pracht vermitteln können.
    In verschiedene Richtungen erstreckten sich Alleen aus
Kopfsteinpflaster, das selbst im fahlen, grünlichen Licht des Glühmooses vielfarbig schimmerte. Thilus versuchte sich vorzustellen, wie es erst aussehen mochte, wenn sich das weiche Licht großer Lampen darin brechen würde, aber es gelang ihm nur unvollkommen.
    Und noch etwas vermochte er sich kaum vorzustellen. Die Größe der ihnen übertragenen Aufgabe lastete plötzlich schwer auf ihm.
    »Wie sollen wir hier die restlichen Thir-Ailith finden, falls sie uns nicht von sich aus angreifen?«, platzte er mit der Frage heraus, über die er sich schon seit ihrem Aufbruch Gedanken gemacht hatte. »Allein auf dieser Ebene gibt es unzählige Verstecke, und sie kennen sich hier hervorragend aus. Wir wissen nicht einmal, mit wie vielen wir es zu tun haben. Wenn sie nicht gefunden werden wollen, können sie uns immer wieder ausweichen, und wir können suchen, bis der Zarkhan kommt.«
    »Zarkhan?« Fragend blickte Nariala ihn an.
    »Nur eine Redewendung. Aber um hier eine erfolgreiche Suche zu starten und alle bereits durchkämmten Gebiete zu sichern, bräuchten wir Tausende von Kriegern.«
    »Lasst das nur unsere Sorge sein«, behauptete die Magierin. »Selbst wenn es uns nicht gelingt, einen der Thir-Ailith lebend zu fassen, gibt es noch andere Möglichkeiten.«
    Im fahlen Licht des Glühmooses an der Höhlendecke schritten sie eine der Alleen entlang. Statuen längst vergessener Helden und Könige säumten ihren Weg. Die meisten Häuser waren nahezu unversehrt, und selbst die unscheinbarsten von ihnen reichten fast an die großen Prachtbauten von Elan-Dhor heran. Überall gab es etwas zu entdecken, und wäre nicht die noch immer irgendwo im Hintergrund lauernde Gefahr gewesen, hätte Thilus Tage oder auch Wochen
damit verbringen können, nur hier herumzuwandern und sämtliche Wunder zu bestaunen.
    Vor allem war der Gedanke tröstlich, dass die meisten Zerstörungen, die er entdeckte, auf natürlichen Verfall oder die vor langer Zeit hier ausgetragenen Kämpfe zurückzuführen waren, nicht auf mutwillige Zerstörungen. Der Hass und Vernichtungswille der Dunkelelben schien sich nur auf lebende Wesen zu erstrecken, nicht auf tote Dinge. Das schürte seine Hoffnung, dass sie auch Elan-Dhor noch weitgehend unversehrt vorfinden würden, wenn sie es jemals zurückerobern sollten.
    Aber Thilus empfand noch etwas anderes, ein Gefühl, das er bislang nicht gekannt hatte.
    Obwohl er Elan-Dhor immer noch als seine Heimat betrachtete, spürte er jetzt, da er durch die Straßen der größten und berühmtesten Zwergenmine schritt, wie sein Verlangen, dorthin zurückzukehren, abzuklingen begann, wenn es stattdessen die Möglichkeit gab, Zarkhadul wieder in Besitz zu nehmen und sich hier niederzulassen.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, raunte Heldon ihm zu. »Aber wartet ab, bis ihr einige der unteren Ebenen seht, die erst später in Wohnbereiche verwandelt worden sind und wo die wahrhaft prunkvollen öffentlichen Gebäude neu errichtet wurden, als unsere Brüder in Zarkhadul auf der Höhe ihrer Macht und Kunstfertigkeit waren. So ungern ich es auch zugebe, aber schon damals stellte ihr Können das unsere weit in den Schatten. Insofern ist es ein prachtvolles, aber zugleich auch beschämendes Erbe, das wir antreten.«
    Thilus antwortete nicht. Das Gerede um das Antreten eines Erbes erschien ihm noch erheblich verfrüht. Selbst wenn ihr Volk hierher umsiedeln sollte, gab es zuvor noch eine Menge Probleme zu bewältigen. Zahlreichere und größere,
als die meisten sich bislang auch nur träumen lassen mochten.
    Immer weiter drangen sie in die Stadt vor, ohne dass die Magier noch einmal die Nähe eines Dunkelelben spürten. Thilus hoffte, er würde mit seiner Befürchtung nicht Recht behalten, dass die Thir-Ailith auf weitere Angriffe verzichten und sich lediglich vor ihnen verbergen würden. Fast wäre es ihm lieber gewesen, wenn sich ihnen ein größerer Trupp der Dunkelelben zum offenen Kampf gestellt hätte.
    Auf einem weiten Platz etwa in der Mitte der Höhle hielten sie an. In seinem Zentrum erhob sich ein großer Springbrunnen, der von mehreren kleinen umgeben war. Keiner davon führte mehr Wasser, und auch die zahllosen winzigen Rinnen, die sich von den Brunnen aus in phantastischen Mustern über den gesamten Platz zogen, waren ausgetrocknet.
    »Ich hatte
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