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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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sein. Ihn interessierte wenig, wer nach Tharlia den Thron besteigen würde. Ihm kam es nur darauf an, dass sie der Macht enthoben wurde.
    Man sagte, keine Quelle für Hass und Rachsucht würde so üppig sprudeln wie die, die verschmähter Liebe entsprang, doch traf dies auf ihn nicht zu. Lamar wünschte fast, es wäre so, und für kurze Zeit hatte er tatsächlich geglaubt, Tharlia zu hassen, aber die Wahrheit war viel schlimmer. Obwohl er sich selbst dafür verachtete, liebte er sie noch immer, und wenn er sich nun an verschwörerischen Plänen zu ihrem Sturz beteiligte, dann geschah auch dies rein dieser eigennützigen Liebe wegen. Sie hatte viel aufgeben müssen, um Königin zu werden, nicht nur ihren Sitz im Hohen Rat und ihr Amt als Hohepriesterin, sondern auch ihre gesamte Zugehörigkeit zur Gelehrtenkaste und sogar zum mächtigen Haus Lius. Um, so weit es ging, unabhängig von irgendwelchen Interessensgruppen zu sein, durfte kein Herrscher einer Kaste oder einem Haus angehören. Ihr Sturz würde Tharlia nicht nur der Königswürde berauben, sondern viel tiefer ausfallen, denn auch aller Reichtum und alle Macht, die sie vorher besessen hatte, wären für sie unwiederbringlich dahin, und das würde sie kaum ertragen können.
    Auf Knien würde sie zu ihm gekrochen kommen und
ihn anflehen, sie zur Frau zu nehmen; wenn auch vielleicht nicht um seinetwillen, sondern um in das überaus reiche und dadurch auch einflussreiche Haus Tarkora einzuheiraten, doch ihre Motive spielten für Lamar keine Rolle. Ihre Liebe zu ihm würde schon entflammen, wenn sie erst einmal seine Frau wäre, davon war er überzeugt.
    Drei bereits stark angetrunkene Zwerge kamen aus einer Seitenstraße und taumelten an ihnen vorbei.
    »Lang lebe Königin Tharlia und …«, grölten sie, dann erkannten sie den früheren König, der ihnen finstere Blicke zuwarf, verstummten und hasteten davon.
    »Undankbares Gesindel«, brummte Burian. »Aber ich werde mich ihrer erinnern, wenn ich erst wieder König bin.« Er packte Lamar am Arm. »Genauso, wie ich mich derer erinnern werde, die mir zur Seite gestanden haben. Das Haus Tarkora hat schon früher unter meiner Regentschaft hervorragende Geschäfte gemacht, und so wird es wieder sein.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Lamar und streifte seinen Arm ab, ohne sich anmerken zu lassen, was er wirklich dachte. Zwar hatte es diese Geschäfte, von denen er sprach, durchaus gegeben, aber Burian war ein Narr, wenn er sich einbildete, dass er tatsächlich wieder König werden könnte, nachdem Tharlia gestürzt war. Er besaß weder im Volk noch im Hohen Rat den geringsten Rückhalt. Die Erinnerung an seine von Misswirtschaft, Fehlentscheidungen und Korruption geprägte Herrschaft war noch sehr lebendig, und niemand wünschte sich eine Wiederholung. Seine Hetze gegen Tharlia mochte Früchte tragen, aber ihm selbst würde dies in keiner Form zugute kommen. Ein Narr, zweifellos, aber ein nützlicher.
    »Bei dieser ausgelassenen Stimmung können wir derzeit
ohnehin nichts unternehmen«, sagte Lamar. »Niemand würde uns zuhören, wenn wir versuchen, Tharlias Erfolg kleinzureden. Es ist besser, wenn wir nach Hause gehen. Morgen, wenn dem Gelage die Katerstimmung folgt, stehen unsere Chancen sehr viel besser, Zweifel zu säen.«
    »Pah, nach Hause gehen!« Burian rülpste noch einmal. »Ich werde mich nicht ins Bett legen, wenn alle anderen feiern und trinken. Tut Ihr, was Ihr wollt, ich hole mir erst einmal einen neuen Humpen Bier.«
    Mit schwankendem Gang eilte er davon. Lamar blickte ihm einen Moment lang kopfschüttelnd nach. Zweifellos würde der Dummkopf seinen Rat in den Wind schlagen und noch mit betrunkenem Kopf anfangen, große Reden über Tharlias Unfähigkeit zu schwingen. Sollte er tun, was er wollte. Es würde nichts bewirken, aber wenigstens auch nicht schaden. Wahrscheinlich würde sich morgen ohnehin kaum noch jemand daran erinnern.
    Anders, als er gesagt hatte, verspürte auch Lamar noch kein Verlangen, nach Hause zurückzukehren. Dafür war er viel zu aufgekratzt durch das, was geschehen war und seine Pläne erheblich zurückzuwerfen drohte. Er hatte lediglich Burian loswerden wollen. Mochte dieser auch als Verbündeter nützlich sein, so war er in seiner Zügellosigkeit dennoch ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse, mit dem er privat so wenig wie möglich zu tun haben wollte.
    Ziellos schlenderte er durch die Außenbezirke von Elan-Tart, wo sich kaum Zwerge aufhielten und es ruhiger war, um mit
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