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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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oder Jahre in Zarkhadul gelebt haben, wird Elan-Dhor für die meisten kaum noch mehr als eine ferne Erinnerung sein. Das Verlangen, dorthin zurückzukehren, wird immer mehr schwinden. Die Stadt und unsere Minen werden auf ewig in den Händen dieser Bestien bleiben, und damit kann ich mich einfach nicht abfinden.«
    Warlon antwortete nicht. Vor wenigen Stunden erst war er von seiner monatelangen Reise zu den Elben zurückgekehrt. Er hatte sich darauf gefreut, seine Freunde und die Angehörigen seines Hauses wiederzusehen, aber vor allem hätte es auch eine Rückkehr in seine Heimat sein sollen. Dass diese bereits wenige Tage nach seinem Aufbruch von den Dunkelelben überrannt worden war, war ein Schock für ihn gewesen, von dem er sich noch immer nicht völlig erholt hatte. Vor allem erschien auch ihm der Gedanke unerträglich, Elan-Dhor für immer verloren zu haben und nie mehr dorthin zurückkehren zu können. Allerdings hatte das eher mit der tiefen Verbindung seines Volkes mit bestimmten Orten und den Dingen zu tun, die sie geschaffen hatten, als mit praktischen Erwägungen.
    Der einstige Wohlstand von Elan-Dhor war schon seit langer Zeit am Schwinden. Die Minen waren weitgehend ausgebeutet, fast nur Erze und Kohle waren dort noch zu schürfen. Größere Vorkommen an Edelmetallen wie Gold und Silber oder gar Edelsteinen waren schon seit vielen Jahren nicht mehr entdeckt worden, und auch die riesige vermeintliche Goldader, durch deren Untersuchung die Thir-Ailith überhaupt erst befreit worden waren, bestand nur aus Narrengold, wie Warlon inzwischen wusste: simplem Gestein, das lediglich durch die Magie des elbischen Bannsiegels das Aussehen von Gold angenommen hatte.

    Zarkhadul hingegen …
    Warlon wusste nicht, ob der Reichtum der Minen dort wirklich noch immer so immens war, wie allgemein vermutet wurde, oder ob es sich nur um im Laufe der Jahrhunderte gewachsene Legenden handelte, zumal ein Teil der Minen von den einstigen Bewohnern schon vor tausend Jahren gesprengt worden war, um das Eindringen weiterer Dunkelelben zu verhindern. Dennoch würde es ihrem Volk dort vermutlich besser gehen, aber er musste zugeben, dass Barloks Befürchtung, sie würden sich mit der Zeit immer leichter mit dem Verlust von Elan-Dhor abfinden, durchaus berechtigt war.
    Er verdrängte diese Gedanken, als sie sich einer größeren Menge von Zwergen näherten. Bereitwillig wichen diese zur Seite und schufen eine Gasse für die Königin und ihre Begleiter. Im Zentrum der Menge war ein von Elbenkriegern umgebener Kreis von drei, vier Metern Durchmesser frei geblieben. Auch die übrigen Elbenmagier, die nicht mit in die Tiefe von Zarkhadul hinabgestiegen waren, waren dort versammelt. Als er sich ihnen näherte, spürte Warlon, wie seine Haut zu prickeln begann, als ob Finger sanft darüberstreichen würden.
    Obwohl er gewusst hatte, was ihn erwartete, war der Anblick unglaublich. Ein seiner Unsichtbarkeit vollständig beraubter Thir-Ailith tobte und wütete wie rasend im Inneren des Kreises herum. Wieder und wieder schlug er mit aller Kraft mit seinem Schwert um sich, doch vermochte er den Elben, die ihn umzingelt hatten, keinen Schaden zuzufügen. Seine Hiebe schienen eine halbe Armlänge vor ihnen von einem unsichtbaren Hindernis abgefangen zu werden und nur um ein Vielfaches verlangsamt hindurchzugleiten, sodass die Krieger keinerlei Mühe hatten, sie abzuwehren.

    Ein zweiter Thir-Ailith lag tot auf der Erde, aber auch ein mumifizierter Zwergenkrieger, wie Warlon schaudernd entdeckte.
    »Wir können ihn nicht mehr lange halten«, wandte sich einer der Magier an Gelinian. »Unsere Kräfte beginnen bereits zu schwinden, während die seinen unerschöpflich zu sein scheinen.«
    »Das lässt sich ändern«, entgegnete die Magierin kalt. »Er ist uns nur lebend von Nutzen, aber das heißt nicht, dass wir ihn unversehrt brauchen.«
    Sie nahm einem der Elbenkrieger seinen Bogen von der Schulter und zog einen Pfeil aus seinem Köcher, zielte kurz und schoss dem Thir-Ailith in die rechte Schulter. Die Kreatur stieß ein kehliges Fauchen aus, doch klang es eher wütend als schmerzerfüllt. Der Schwertarm des Dunkelelben sank herab, doch blitzartig wechselte er die Waffe in die linke Hand und setzte seine erbitterten Angriffe fort.
    Ungerührt ergriff Gelinian einen weiteren Pfeil und jagte ihn dem Thir-Ailith in die andere Schulter. Auch sein linker Arm sank herab, und wenige Sekunden später entglitt das Schwert seinen gefühllosen Fingern.
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