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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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Aber auch damit begnügte sich die Magierin noch nicht, sondern schoss ihm zusätzlich noch einen Pfeil in die Nervenstränge des rechten Beins, sodass der Dunkelelb wild zischend und fauchend in die Knie brach.
    »Das dürfte reichen.« Gelinian gab dem Krieger seinen Bogen zurück. »Jetzt haltet ihn ruhig.«
    Drei Elbenkrieger traten vor und bemühten sich, den Thir-Ailith festzuhalten, aber trotz seiner Verletzungen tobte und wand er sich weiterhin mit verbissener Kraft, trat und biss um sich. Drei weitere Krieger mussten eingreifen, dann erst gelang es ihnen, ihn zu bändigen und so auf
den Boden zu drücken, dass er sich nicht mehr wehren konnte.
    Gelinian ging hinter seinem Kopf in die Hocke, presste ihm die Fingerspitzen gegen die Schläfen und schloss die Augen. Einige Sekunden lang geschah gar nichts, Warlon hatte lediglich den Eindruck, dass sich das Prickeln auf seiner Haut noch verstärkte. Hier waren Kräfte am Werk, die ihm fremd waren, die er nicht verstand und die ihn auch ein wenig ängstigten.
    »Was macht sie da?«, wisperte Barlok neben ihm, dem es offenbar nicht anders erging. Warlon wusste ihm keine Antwort zu geben.
    Ein Zittern überfiel die Magierin und steigerte sich bis hin zu Zuckungen, die ihren ganzen Körper erfassten. Sie krümmte sich wie unter Schmerzen, gab aber keinen Laut von sich. Ein gepeinigter Ausdruck verzerrte ihr Gesicht. Sie presste die Zähne so fest aufeinander, dass ihre Wangenknochen hervortraten, und ihre Augäpfel unter den geschlossenen Lidern bewegten sich wild hin und her. Dennoch löste sie ihre Finger nicht von den Schläfen des Gefangenen.
    »Wenn das …«, begann Warlon, doch in diesem Augenblick stieß der Thir-Ailith einen unglaublich schrillen, markerschütternden Schrei aus, sodass Warlon sich gequält mit den Händen die Ohren zuhielt.
    Auch die Elbenkrieger zuckten zusammen, und für einen Sekundenbruchteil lockerte sich ihr Griff. Das genügte dem Thir-Ailith. Er bäumte sich wild auf, und trotz seiner Verletzungen schaffte er es, einen Arm freizubekommen und sein Schwert zu packen. Blitzschnell führte er mit der Klinge einen Hieb nach Gelinian, dem die Magierin nur um Haaresbreite entging, indem sie ihn losließ und sich zur Seite warf.

    Aus der gleichen Bewegung heraus versuchte er, sich das Schwert selbst in die Brust zu rammen, doch die Elbenkrieger hatten ihre Überraschung bereits überwunden, packten seinen Arm und entwanden ihm die Waffe.
    »Ich habe genug von ihm erfahren«, stieß Gelinian hervor. Ihre Stimme klang belegt. Sie wirkte erschüttert, und ihr Gesicht sah plötzlich eingefallen aus, als wäre sie in den letzten Minuten um viele Jahre gealtert, doch glaubte Warlon nicht, dass es an dem Angriff des Thir-Ailith lag. »Er ist uns nicht mehr von Nutzen; ich besitze nicht mehr die Kraft, noch einmal in seinen Geist einzudringen. Ihr hättet ihn sich selbst richten lassen sollen, das hätte mir diese Aufgabe erspart.«
    Sie zog einen mit kunstvoll eingravierten Runen versehenen Dolch aus dem Gürtel ihres Gewandes und schnitt dem Thir-Ailith mit einer Kaltblütigkeit, die selbst Warlon für einen Moment schockierte, die Kehle durch. Weißliches Blut sprudelte aus der Wunde und versickerte im Gras.
    Mit unsicheren Bewegungen richtete Gelinian sich auf, wobei sie sich auf einen der Krieger stützen musste.
    »Es ist mir gelungen, in seine Gedanken einzudringen«, berichtete sie mit brüchiger Stimme. »Es war unglaublich schwer, denn trotz seiner Schmerzen setzte er sich erbittert zur Wehr, und sein Geist war von einer kaum erträglichen Finsternis erfüllt. Schließlich jedoch konnte ich ihn niederringen und einen Blick auf die Absichten der Thir-Ailith werfen, wenn auch nur in Bruchstücken, so fremdartig waren seine Gedankengänge. Hier im Lager befindet sich keiner mehr von ihnen, das bedeutet, wir können die Suche aufgeben. In Zarkhadul sind insgesamt siebzehn zurückgeblieben, von denen elf bereits getötet wurden, wie wir wissen.«

    »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Nariala und ihre Begleiter auch die anderen aufspüren«, warf Thularan ein. »Wenn die Gefahr dann gebannt ist …«
    »Das ist sie nicht«, fiel Gelinian ihm ins Wort. »Ganz im Gegenteil, die Gefahr ist sogar noch viel größer, als wir alle befürchtet haben. Auch die Thir-Ailith besitzen die Fähigkeit, in die Gedanken anderer einzudringen und sogar die Kontrolle über sie zu übernehmen. Auf diese Art haben sie von einem ihrer Opfer unter den Zwergen von
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