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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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riesiges Fettauge auf dieser Brühe. Es gibt kaum ein schmutziges Geschäft, in dem er nicht seine Finger drinhat. Bei ihm hat alles seinen Preis, und er würde seine eigene Mutter verkaufen, wenn ihm das auch nur den geringsten Profit einbringen würde. Er ist der heimliche Herrscher von Gormtal. Selbst der Statthalter tanzt nach seiner Pfeife, weil er regelmäßig Schmiergelder bekommt. Jetzt wisst Ihr, wer Xantirox ist und warum ich möglichst nichts mit ihm zu tun haben möchte, obwohl ich schon Geschäfte mit ihm gemacht habe. Selbst wenn er uns die gewünschten Informationen liefern kann, wird er einen horrenden Preis dafür verlangen.«
    »Wenn er uns weiterhilft, bin ich auch bereit, ihn dafür zu bezahlen. Dafür haben wir schließlich das Gold erhalten, und höchste Eile ist geboten.«
    »Aber wir haben es nicht bekommen, um es sinnlos in die Grube zu werfen, wenn es auch andere Möglichkeiten gibt. Deshalb sollten wir uns erst anderweitig nach Informationen umhören und uns nur an Xantirox wenden, wenn uns wirklich keine andere Möglichkeit mehr bleibt.«
    »Also gut«, lenkte Warlon ein, obwohl es ihm gar nicht schmeckte, womöglich aus übertriebener Vorsicht eine günstige Gelegenheit verstreichen zu lassen. »Die heutige Nacht werden wir ohnehin hier verbringen, da können wir uns auch umhören. Aber wenn uns irgendjemand in Gormtal weiterhelfen kann, müssen wir es bis morgen früh wissen, um keine Zeit zu vergeuden. Dann müssen wir entweder unser Glück in einer anderen Stadt versuchen, oder wir wissen im günstigsten Fall bis dahin, wie wir zu den Elben gelangen, und können uns direkt auf den Weg zu ihnen machen.«

    »Ich fürchte, Ihr stellt Euch das alles ein bisschen zu einfach vor«, brummte Lokin. »Aber ich werde tun, was ich kann.«
    Je weiter sie vordrangen, desto belebter wurden die Straßen. Noch nie zuvor hatte Warlon so viele Menschen auf einmal gesehen. Fast alle waren Männer, und die meisten von ihnen machten keinen besonders vertraueneserweckenden Eindruck. Viele waren schäbig gekleidet und wirkten ungepflegt.
    Im Erdgeschoss zahlreicher Häuser gab es kleine Geschäfte oder Handwerksbetriebe. Da waren Kürschner, Sattler und Wachszieher zu finden, Schmiede und Goldschmiede, Zinngießer, Küfer, Schneider, Stiefelmacher, Bäcker, Fleischer, Haarschneider und Bartscherer, dazu freilich zahlreiche Kaufmannsgeschäfte, die von Kleidung bis hin zu den verschiedensten anderen Gebrauchsgegenständen alles Mögliche feilboten.
    Eine Menge neugieriger Blicke trafen die Zwerge, doch kamen sie Warlon oftmals kalt und berechnend vor, als wäre man nicht an ihnen selbst interessiert, sondern wollte nur abschätzen, ob es bei ihnen etwas zu holen gäbe, das der Mühe wert wäre, sich mit ihnen anzulegen. Glücklicherweise schien das Ergebnis negativ auszufallen. Man wich ihnen sogar aus und machte ihnen bereitwillig Platz. Zwar waren Zwerge im Durchschnitt fast zwei Köpfe kleiner als Menschen, aber dafür deutlich breiter und kräftiger. Gerade bei den Kriegern wölbten sich mächtige Muskeln unter der Haut. Hinzu kam der Anblick der wuchtigen Streitäxte an ihren Gürteln, der manchen davon abhalten mochte, Händel mit ihnen zu beginnen.
    Gegenseitig zollten sich die Menschen längst nicht so viel Respekt. Mehr als einmal entdeckte Warlon, wie zwei oder
gar mehr von ihnen in hitzigen Streit gerieten, oft wegen irgendwelcher Lappalien, weil beispielsweise der eine den anderen im Gedränge angerempelt hatte. Eine Atmosphäre von Aggression und Gewalt lag in der Luft, völlig anders als in Elan-Dhor, wo jeder auch mitten in der Nacht durch die Stadt gehen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass ihm etwas passierte.
    Und es waren nicht nur Menschen in Gormtal unterwegs.
    Immer wieder entdeckte Warlon auch andere Wesen, die noch einmal mehr als einen Kopf größer als Menschen waren und wesentlich breitschultriger. Ihre Haut schimmerte gräulich, und sie waren allesamt kahlköpfig. Ihre Gesichter machten einen grobschlächtigen Eindruck, mit knolligen Nasen, aufgeworfenen Lippen und einer sehr breiten, dafür aber niedrigen Stirn. Am unheimlichsten an ihnen aber waren die Augen, denn die Pupillen waren geschlitzt wie bei Schlangen.
    Die meisten Menschen bemühten sich, ihnen auszuweichen, doch nicht allen gelang es rechtzeitig. Wer den Riesen in den Weg geriet, den schleuderten sie mit ihren prankenartigen Händen brutal zur Seite.
    »Was sind das für Wesen?«, wandte sich Ailin an Lokin.

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