Zwergenfluch: Roman
ihn fallender Schatten warnte ihn, noch bevor er den Dunkelelb sah, der mit zum Hieb erhobenem Schwert auf ihn zusprang. Instinktiv wälzte Barlok sich zur Seite. Die niedersausende Schwertklinge streifte seinen Armschutz und hämmerte mit verheerender Wucht dicht neben ihm auf den Boden. Scharfkantige Splitter spritzten auf, und einige trafen Barlok im Gesicht. Selbst der heftige Aufprall auf den Fels, der jedes Zwergenschwert wie Glas hätte zerspringen lassen, konnte der Klinge des Dunkelelben nichts anhaben, sie hieb lediglich eine Kerbe in den Stein.
Erneut hob der Dunkelelb die Waffe. Barlok blieb keine Zeit, seine eigene Klinge zur Abwehr hochzureißen oder gar wieder auf die Beine zu kommen, deshalb versuchte er verzweifelt, sich ein weiteres Mal zur Seite zu rollen. Im letzten Moment erkannte er seinen Fehler und warf sich wieder zurück. Zielsicher hämmerte die Klinge dort auf den Fels, wo er sich befunden hätte, wenn er die Bewegung zu Ende geführt hätte.
Trotz seiner ungünstigen Position versuchte Barlok sein Schwert zu heben, um es dem Dunkelelb in den Leib zu stoßen, doch er merkte selbst, dass er zu langsam war. Während der Dunkelelb seine Waffe zurückriss, schlug er sie so heftig gegen Barloks Klinge, dass diesem das Schwert aus der Hand geprellt wurde.
Barlok schloss mit seinem Leben ab.
17
UNTER TROLLEN
Das Militärtribunal hatte ihm seine Ehre genommen, seine Zugehörigkeit zum Hause Terenis, und ihn aus der Kriegerkaste verstoßen. Dessen ungeachtet war Lokin jedoch einst ein Krieger gewesen, zudem noch einer mit hervorragenden Anlagen, dem man bis zu dem Zwischenfall mit den Gnomen eine ruhmreiche Zukunft vorhergesagt hatte. Obwohl er ein wenig aus der Übung war, hatte er noch längst nicht vergessen, was er während seiner Ausbildung gelernt hatte.
Genau wie die anderen Zwerge warf er sich zu Boden, als die Dolche aus der Dunkelheit herangesaust kamen. Einer von ihnen traf scheppernd seinen Helm, prallte jedoch davon ab, ohne ihm Schaden zuzufügen.
Er warf sich seitlich ins Unterholz, als mehrere Gestalten vor ihnen auf dem Weg auftauchten. Es handelte sich um fast ein Dutzend Tzuul, bei denen sich jedoch auch noch mindestens drei weitere, noch riesigere Gestalten befanden. Mit Schrecken erkannte Lokin, dass es sich um Trolle handelte. Nur noch wenige von ihnen lebten in diesen Landstrichen, und sie mieden die Städte der Menschen, zogen die Wildnis vor. Gewöhnlich waren sie Einzelgänger, doch diese hier mussten sich mit den Tzuul verbündet haben.
Wäre er wirklich der Feigling gewesen, als den man ihn einst verurteilt hatte und seither allgemein einschätzte, hätte Lokin angesichts dieser Zahl an überlegenen Gegnern
sicherlich ohne einen Moment zu zögern die Flucht ergriffen. Aber ungeachtet der gegen ihn vorgebrachten Anklagen war er niemals feige gewesen und war es auch jetzt nicht.
Während er im Dickicht kauerte, löste er die Axt von seinem Gürtel und packte sie fest mit beiden Händen. Sobald der erste Tzuul in seine Nähe gelangte, sprang er auf, direkt auf ihn zu. Noch bevor der Kahlkopf reagieren konnte, trennte Lokin ihm mit einem kraftvollen Hieb den hässlichen Kopf von den Schultern. Sofort fuhr er herum, schwang die Axt noch aus der Bewegung heraus und trieb die Schneide einem zweiten Tzuul tief in den Magen, während dieser mit seinem Schwert ausholte, um nach ihm zu schlagen. Auch dieser Gegner stürzte tot zu Boden, doch noch während er fiel, riss er Lokin die Axt aus den Händen.
Um ihn herum wehrten sich auch die übrigen Zwerge verzweifelt gegen die zahlen- wie kräftemäßig weit überlegenen Angreifer, doch am Ausgang des Kampfes konnte kaum ein Zweifel bestehen. Zwei Zwerge lagen bereits regungslos am Boden. Ailin und Warlon waren nirgendwo zu entdecken, aber Lokin blieb auch keine Zeit, sich nach ihnen umzusehen. Zwei weitere Tzuul kamen auf ihn zu, doch noch bevor sie ihn erreichten, wurden sie von den gewaltigen Armen eines Trolls unsanft zur Seite geschoben, der zwischen ihnen hindurch auf Lokin zugestapft kam.
Für einen Moment blieb dieser vor Schreck wie erstarrt stehen, dann fuhr er auf dem Absatz herum und begann zu laufen, schlug sich nach rechts ins Dickicht, während er sein Schwert in die Scheide zurückgleiten ließ. Mochte man ihn nun als feige bezeichnen, aber sich sinnlos umbringen zu lassen, stellte in seinen Augen keine Tapferkeit, sondern Dummheit dar, und sich diesem Giganten im Kampf zu stellen, wäre nichts anderes als
Weitere Kostenlose Bücher