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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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recht gutes Gedächtnis verfügte oder aber so außerordentlich dumm war, dass er gar nicht daran dachte, die Verfolgung endlich abzubrechen. Im Gegenteil, er kam näher, wie Lokin an den lauter werdenden Geräuschen erkannte.
    Nur ein Zufall! , redete er sich ein. Trolle waren für den Kampf geschaffen, ihr ganzer Lebensinhalt bestand aus kämpfen, fressen und saufen. Es war undenkbar, dass eine dieser Kreaturen bei einer Verfolgung die Geduld und den Verstand aufbrachte, den Boden genau zu untersuchen und wie ein Fährtenleser auf winzige Anzeichen von geknickten Halmen und Blättern achtete, um einer noch so unscheinbaren Spur zu folgen. Es konnte sich nur um Zufall
handeln. Der Troll durchkämmte vermutlich einfach die gesamte Umgebung auf der Suche nach ihm.
    Aber ganz gleich, warum er gerade hier nach ihm suchte, er tat es und kam dabei immer näher. Dem nun ziemlich deutlich zu hörenden Rascheln des Farndickichts nach, durch das er stapfte, konnte er sich nur noch wenige Meter entfernt befinden. Dabei gab er Geräusche von sich, die Lokin erst jetzt hörte. Deutlich vernehmbar sog der Troll immer wieder die Luft durch die Nase ein.
    Einige Sekunden lang herrschte völlige Stille, dann ertönte wieder das schniefende Geräusch, in unmittelbarer Nähe diesmal.
    Als Lokin begriff, dass es sich um ein Schnüffeln handelte und der Troll auf diese Art wie ein Spürhund seine Fährte aufgenommen hatte - eine Fähigkeit, von der er bei den geschuppten Riesen noch nie gehört hatte -, war es bereits zu spät. Eine grünhäutige Pranke brach von oben durch eine dünnere Stelle des Wurzelgeflechts und versuchte ihn zu packen. Nur mit purem Glück entging Lokin um Haaresbreite ihrem Griff.
    Die Streitaxt konnte er innerhalb des kleinen Hohlraums nicht einsetzen, weshalb er mit Mühe sein Schwert zog. Da ihm kein Platz zum Ausholen für einen Hieb blieb, stach er damit nach den Fingern des Ungeheuers.
    Brüllend riss der Troll seine verletzte Hand zurück. Lokin nutzte den Moment, um durch die Lücke zwischen den Wurzeln, durch die er in den Hohlraum unter dem Baum gekrochen war, ins Freie zu flüchten. Auf allen vieren krabbelte er auf der anderen Seite aus dem Graben.
    Ohne erst Anlauf zu nehmen, überwand sein Verfolger das Hindernis mit einem einzigen weiten Satz, als Lokin sich gerade aufrichtete. Irgendwie gelang es Lokin mit einer
schier unmöglichen Körperdrehung, den zupackenden Pranken ein weiteres Mal zu entgehen, doch eine der Fäuste streifte seine linke Schulter. Schon diese leichte Berührung reichte aus, ihn herumzuwirbeln und von den Beinen zu reißen. Erneut stürzte er zu Boden. Sein gesamter linker Oberkörper schien gelähmt zu sein.
    Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich abzustützen, als er zurück in den Graben stürzte, aus dem er gerade erst herausgeklettert war.
    Der Aufprall betäubte Lokin fast. Ein grausamer Schmerz zuckte durch sein Rückgrat und gleich darauf schlug er mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Einige Sekunden lang sah er buchstäblich bunte Sterne, die vor seinen Augen zerplatzten. Dunkelheit schien sich wie eine riesige, finstere Hand um ihn zusammenzuballen, doch er kämpfte gegen die beginnende Bewusstlosigkeit an, und es gelang ihm, die Schatten der Ohnmacht zurückzudrängen.
    Verschwommen sah Lokin den Troll über sich aufragen. Er versuchte, sich auf Arme und Knie hochzustemmen, aber alle Kraft schien aus seinem Körper gewichen zu sein. Ein furchtbarer Schmerz pulsierte durch seinen Kopf. Alles begann sich um ihn herum zu drehen, und diesmal gelang es ihm nicht mehr, gegen die Schwärze anzukämpfen, die ihn einhüllte.
    Er verlor das Bewusstsein.
     
     
    Das Erste, was Lokin nach dem Aufwachen spürte, war Schmerz. Ein greller, lodernder Schmerz in seinem Kopf, der jede andere Empfindung, sogar jeden Gedanken an etwas anderes auslöschte. Es war dieser Schmerz, der ihn aus seiner Bewusstlosigkeit gerissen hatte.
    Erst nach quälenden Sekunden, die ihm endlos erschienen,
ebbte die Pein schließlich ab, und er schlug stöhnend die Augen auf. Im ersten Moment sah er nur verschwommene Schlieren, dann klärte sich sein Blickfeld allmählich. Er musste eine geraume Weile ohnmächtig gewesen sein, denn inzwischen war die Nacht vollends hereingebrochen. Allerdings war der Himmel völlig wolkenfrei, sodass das Licht des Mondes ungehindert und hell herabschien.
    Jemand beugte sich über ihn. Er konnte das Gesicht im Gegenlicht nicht erkennen, aber es war weder ein Troll noch

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