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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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groß waren wie die Halle, in der Elan-Dhor erbaut worden war. Gewaltige, in unregelmäßigen Abständen aufragende Granitsäulen stützten die Gewölbebögen der Decke. Diese war wie ein Großteil der Wände und auch der Säulen mit Glühmoos bedeckt, das aufgrund der feuchten Luft hier prächtig gedieh und ein gräuliches Zwielicht erzeugte, in dem man die gesamten Höhlen auch ohne Fackeln und Lampen überschauen konnte.
    Zwerge besaßen eine natürliche Abneigung gegen Wasser, wenn es die Füllung eines Badezubers überstieg (und viele selbst dagegen, munkelte man). Regen, Seen und Meere gehörten nicht zu ihrem normalen Lebensbereich unter der Erde, weshalb es nach Warlons Wissen auch keinen einzigen
Zwerg gab, der schwimmen konnte. Sofern es nicht zum Trinken, Kochen oder Waschen diente, stellte Wasser grundsätzlich eine Gefahr dar, wenn es nach besonders heftigen Regenfällen an der Oberfläche beispielsweise in Minenschächte einbrach, wie es immer wieder vorkam. Insofern war es kein Wunder, dass auch das Tiefenmeer in den meisten Zwergen Furcht und Abneigung erweckte, selbst wenn es einen noch so einmaligen und beeindruckenden Anblick bot. Das war der Grund, weshalb sie es nur in seltenen, dringenden Fällen überquerten und die Regionen jenseits davon so gut wie gar nicht erforscht waren.
    »Müssen wir... wirklich dort hinüber? Und noch dazu in dieser Nussschale?«, fragte Farlian zögernd und deutete auf das einzige Beförderungsmittel.
    Es handelte sich um ein Floß aus aneinandergebundenen Holzstämmen, und es war ohne Zweifel bereits uralt. Niemand wusste, wer es erbaut hatte, obwohl man allgemein vermutete, dass es sich um die Goblins handelte. Sie bereisten häufig die Gegenden jenseits des Meeres, außerdem waren sie die einzigen sonstigen Bewohner der Tiefenwelt, denen man die Entwicklung einer solch komplizierten Konstruktion zutrauen konnte. Und kompliziert war sie. Es gab nicht nur dieses eine Floß, sondern zwei, die über lange Seile und ein ausgeklügeltes System von an den Säulen befestigten Ösen, Haken und Rollen miteinander verbunden waren. Wurde eines der Flöße benutzt und legte vom Ufer ab, so verhielt es sich mit dem anderen durch den Zug der Seile am jenseitigen Ufer ebenso. Auf halber Strecke begegneten sie sich, und beide legten zeitgleich am jeweils anderen Ufer an. Auf diese Art wurde garantiert, dass auch nach einer Überquerung des Meeres auf jeder Seite stets eines der Flöße bereit lag und nicht die Gefahr bestand,
vom Rückweg abgeschnitten zu werden, solange niemand die Seile gewaltsam durchtrennte. Als das Tiefenmeer und damit auch diese Konstruktion erstmals entdeckt worden war, hatte man in Elan-Dhor rasch den Nutzen erkannt und alles im vorgefundenen Zustand belassen, selbst wenn es den verhassten Goblins mehr Vorteile als dem Volk der Zwerge bot, das nur selten hierherkam.
    »Es gibt keinen anderen Weg auf die andere Seite«, antwortete Warlon auf die Frage des Thronfolgers. »Jedenfalls keinen, der bislang entdeckt wurde. Um unsere Expedition fortzusetzen, müssen wir uns wohl dieser Nussschale anvertrauen.«
    Insgeheim hoffte er, dass Farlians Furcht davor groß genug wäre, um die Mission abzubrechen und nach Elan-Dhor zurückzukehren, doch er wurde enttäuscht.
    »Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, erklärte der Thronfolger, wenn auch erst nach neuerlichem Zögern und mit sichtlichem Widerwillen. »Organisiert Ihr am besten die Überfahrt, schließlich seid Ihr bereits damit vertraut.«
    Enttäuscht nickte Warlon. Ihm kam der Gedanke, dass Barlok und er auf ihrem Rückweg am vergangenen Tag ein Floß zerstören und die Seile hätten kappen sollen. Damit wäre diese Expedition zumindest für einige Zeit verzögert worden, aber schließlich hatten sie nicht voraussehen können, wie sich alles entwickelte. Jetzt war es zu spät dafür.
    Er wählte die Krieger aus, die zuerst ans andere Ufer übersetzen und dort Stellung beziehen sollten. Die übrigen ließen sich in sicherer Entfernung zum Wasser zu Boden sinken, um zu warten, bis sie an die Reihe kamen. Insgesamt dreizehn Zwerge passten auf das Floß, ohne sich allzu sehr drängeln zu müssen. Sie brauchten weder zu steuern noch zu paddeln, sondern konnten das Gefährt aufgrund
der geschickten Konstruktion ohne große Kraftanstrengung direkt durch Zug an den Seilen vorwärtsbewegen.
    Einige Zeit nachdem das Floß den Blicken entschwunden war, kam das leere zweite in Sicht und stieß kurz darauf ans

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