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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Ufer. Wieder setzte eine Gruppe Krieger über. Nachdem ihre Sicherheit auf der anderen Seite auf diese Art garantiert war, teilte er für die nächste Überfahrt die Arbeiter zusammen mit Farlian und Ailin ein, doch sie schüttelte den Kopf und erklärte, dass sie lieber erst mit einem späteren Floß übersetzen wolle.
    Der Thronfolger lachte, da er glaubte, dass sie Angst hätte und lediglich etwas Zeit gewinnen wollte, ließ ihr jedoch ihren Willen. Warlon hingegen vermutete andere Gründe hinter ihrer Entscheidung. Da sie jedoch auch jetzt noch keine Anstalten machte, sich zu ihm zu gesellen, sondern nur regungslos auf das Meer hinausstarrte, überwand er sich schließlich und trat zu ihr.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«
    »Das ist es. Neben dem Besuch Shain-Dalaras ist schon dieser Anblick den langen Marsch wert gewesen«, bestätigte sie, ohne den Blick abzuwenden. »Allein an diesem Tag habe ich mehr Unbekanntes erblickt als in den ganzen letzten Jahren im Dunkelturm. Würde unsere Expedition hier enden, wäre sie für mich eine aufregende und angenehme Erfahrung gewesen.«
    »Ihr fürchtet Euch vor dem Wasser?«
    »Ihr nicht?«
    »Ein wenig«, gab Warlon zu. »Aber ich habe gelernt, solche Ängste zu bezwingen.«
    »Ebenso wie ich. Nicht das Meer bereitet mir Furcht, sondern das, was dahinter liegt. Ich spüre etwas, eine Vorahnung von etwas Schrecklichem, das uns erwartet.«

    Warlon verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Dazu bedarf es keiner Vorahnungen, das ist eine uns allen bekannte Tatsache«, murmelte er düster. »Oder beherrscht Ihr auch die Hellseherei?«
    »Nein«, antwortete Ailin und schlang die Arme um ihren Körper. »Jedenfalls wurde diese Fähigkeit bei mir bislang nicht entdeckt. Aber ich meine weder das eine noch das andere. Ich weiß, dass wir uns nicht auf einem harmlosen Ausflug befinden, und was ich spüre, hat mit Hellseherei nichts zu tun. Es ist... einfach ein Unbehagen, das Gefühl, dass sich eine tödliche Gefahr über uns zusammenbraut. Ich kann es nicht besser erklären.«
    Unter anderen Umständen und bei einer anderen Person hätte Warlon ihre Worte leichtfertig abgetan. So aber erinnerte er sich seiner eigenen Empfindungen vom Vortag an der Goldader und vor allem jenseits der eingeschlagenen Wand in der finsteren Höhle. Auch sie waren am ehesten mit einem seltsamen Unbehagen zu beschreiben, ein Gefühl, das Barlok offenbar noch viel stärker empfunden hatte. Noch waren sie viele Meilen von dem Gebiet entfernt, in dem er dieses Gefühl zum ersten Mal wahrgenommen hatte, und auch jetzt spürte er nichts Derartiges, aber möglicherweise waren die entsprechenden Sinne der Weihepriesterin wesentlich stärker ausgeprägt als seine eigenen.
    »Dieses Meer«, wechselte sie das Thema und riss ihn damit aus seinen Grübeleien. »Woher stammt das viele Wasser?«
    »Genaues weiß ich auch nicht darüber. Man vermutet, dass es aus unterirdischen Quellen gespeist wird. Es ist auch möglich, dass es eine Verbindung zur Oberfläche gibt, durch die Regenwasser bis nach hier unten gelangt. Vielleicht eine Mischung aus beidem.«

    Nach einiger Zeit kehrte wieder eines der Flöße entlang der Seile leer zurück und Warlon teilte die nächsten Krieger ein. Er selbst setzte zusammen mit Ailin und den noch übrigen Kriegern erst mit der fünften und letzten Gruppe über.
    Wie schon bei seiner ersten Überfahrt am vorgestrigen Tag verkrampfte er sich, als das Floß vom Ufer ablegte, aufs Meer hinausglitt und etwas Wasser über die Stämme schwappte. Sein Unbehagen legte sich jedoch schon bald, nicht zuletzt wegen Ailin. Ihre Selbstbeherrschung war wirklich enorm. Von Anfang an stand sie hoch aufgerichtet direkt am Bug des Floßes und blickte sich staunend um, ohne sich die geringste Furcht anmerken zu lassen. Auch Warlon zwang sich, alle entsprechenden Gefühle zu unterdrücken.
    Es wäre übertrieben zu behaupten, dass er die Fahrt genoss, aber anders als während der ersten Expedition machte ihn die Furcht auch nicht mehr blind für alles, was es um sie herum zu sehen gab. Jede Höhle wies andere, interessante Gesteinsmaserungen auf, durchsetzt mit Schichten von Gneis und vereinzelten Einschlüssen von Glimmer und Quarz, deren Schönheit wohl nur ein Bewohner der Tiefenwelt genießen konnte. Menschen und andere Bewohner der Oberfläche hatten keinerlei Blick dafür, für sie sah eine Felswand wie die andere aus, und ein Stein war für sie nur ein Stein.
    Aber nicht nur die Höhlen selbst waren

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