Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
verspürte er keine Lust, den Rest des Weges an dessen Seite zu gehen und sich womöglich stundenlang sein überhebliches Geschwätz anhören zu müssen.
    »Außerdem soll es Berichten zufolge hier Zarkhane geben«, fügte er deshalb nach einer kurzen Pause hinzu und sah mit Genugtuung, wie der Thronfolger erbleichte. »Ich wurde für die Teilnahme an dieser Expedition ausgewählt, um Euch mit meinen bereits in diesem Gebiet gesammelten Erfahrungen hilfreich zur Seite zu stehen. Dann solltet Ihr meine Ratschläge aber auch annehmen.«
    »Ich denke, Ihr habt Recht«, sagte Farlian. »Durch mein Amt als Thronfolger trage ich eine schwere Bürde. Ich bin es dem Volk schuldig, mein kostbares Leben nicht ohne zwingenden Grund in Gefahr zu bringen. Ihr werdet an der Spitze des Trupps gehen und uns hoffentlich sicher an unser Ziel führen.«
    »Wie Ihr befehlt«, erwiderte Warlon steif, doch innerlich zufrieden. Er sorgte dafür, dass nicht nur Farlian, sondern auch die Arbeiter in der Mitte des Trupps gingen, sodass sie nach vorne und nach hinten von Kriegern abgeschirmt
wurden. Er selbst übernahm mit Ailin die Spitze. Es behagte ihm nicht, sie dadurch einem erhöhten Risiko auszusetzen, doch schließlich nahm sie an dieser Expedition teil, um sie rechtzeitig vor einer sich nähernden Gefahr zu warnen. Dies mochte nicht allein für den unsichtbaren Feind im Gebiet der Goldader gelten, von der sie noch weit entfernt waren.
    »Gibt es hier wirklich Zarkhane?«, erkundigte sie sich.
    »Ich fürchte ja«, antwortete Warlon. »Zumindest behaupten es die Gnome und Goblins. Sie kommen wesentlich häufiger hierher, als wir es tun. Aber auch eine unserer eigenen früheren Expeditionen hat zumindest Spuren eines dieser Ungeheuer gefunden.«
    Ailin schauderte.
    »Wirklich ein gefährliches Gebiet, und dabei haben wir unser Ziel noch nicht einmal erreicht.«
    Warlon konnte ihre Furcht verstehen. Zarkhane waren die mit Abstand gefürchtetsten Bestien in der Unterwelt - zumindest waren sie es bislang gewesen. Gewaltige, monströse Ungeheuer, die nur aus Bosheit, unbändiger Kraft und Panzerschuppen zu bestehen schienen, die selbst von einer Streitaxt kaum zu durchdringen waren. Glücklicherweise gab es nur wenige von ihnen, und auch diese verbrachten die meiste Zeit schlafend in ihren Höhlen, aber wenn man sie aufschreckte oder sie sich von Hunger getrieben auf Beutezüge begaben, stellten sie eine schreckliche Gefahr dar.
    Warlon wusste durch Barlok von einem Vorfall, der sich abgespielt hatte, als er noch ein Jugendlicher gewesen war. Damals war ein Zarkhan in die geschützten Bereiche von Elan-Dhor eingedrungen und bis in die Weide- und Zuchthöhlen gelangt. Er hatte einen Nahrungsspeicher komplett
geplündert und so die Ernte eines halben Jahres vernichtet, aber, schlimmer noch, obwohl bereits satt, hatte er aus purer Angriffslust noch fast eine ganze Herde Luanen gerissen, die für die Versorgung Elan-Dhors wichtigsten Zuchttiere. Zahlreiche Arbeiter und Arbeiterinnen und mehr als ein Dutzend Krieger hatten ihr Leben verloren, bevor es endlich gelungen war, die Bestie zu töten.
    Es war kein Wunder, dass Ailin sich vor einer Begegnung mit so einem Ungeheuer fürchtete und dass Farlian sich bei der bloßen Erwähnung von Zarkhanen bereitwillig in den Schutz der Krieger begeben hatte.
    »Aber wenn es Euch beruhigt, bei unserer ersten Expedition sind wir weder auf einen Zarkhan gestoßen, noch haben wir frische Spuren gefunden«, fügte er hinzu. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass wir diesmal einem begegnen. Ich habe die Möglichkeit nur erwähnt, um Farlian zum Einlenken zu bewegen.«
    »Das beruhigt mich ungemein«, entgegnete die Weihepriesterin, ohne dass Warlon zu sagen vermochte, ob ihre Worte spöttisch oder ernst gemeint waren.
     
    Aus dem Sichtschutz eines Stalagmiten heraus beobachtete Lokin das prachtvolle Anwesen des Hauses Lius, das er in Kürze auszurauben gedachte.
    In einer wohlhabenden Gesellschaft war es selbst für einen Dieb leicht, eigenen Reichtum anzuhäufen - zumindest, wenn man sich halbwegs geschickt anstellte. In einer Gesellschaft wie dem Zwergenvolk von Elan-Dhor hingegen, die nur noch von längst vergangenem Reichtum träumte, musste man froh sein, wenn man als Dieb wenigstens halbwegs über die Runden kam, ohne zu verhungern.

    Lokin war nicht stolz auf das, was er tat. Niemand konnte stolz darauf sein, ein Ausgestoßener zu sein und zu keinem Haus zu gehören. Er hatte niemals vorgehabt,

Weitere Kostenlose Bücher