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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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den Haken im Schloss herumstochern, bis ein leises Schnappen ertönte. Als er anschließend die Klinke niederdrückte, schwang die Pforte lautlos auf. Lokin nickte zufrieden, glitt ins Innere des Hauses und schloss die Tür hinter sich wieder, bevor der nächste Trupp Wachen nahe genug heran war, um ihn entdecken zu können. Bislang war alles genau nach Plan gelaufen, und er erwartete auch weiterhin keine Schwierigkeiten.
    Sarkin, der Vorsteher des Hauses Lius, lag schon seit langer
Zeit krank und geistig verwirrt darnieder, ohne dass die Heiler oder Priesterinnen ihm zu helfen vermochten. Man erwartete nicht, dass er sich jemals wieder erheben würde. Seine Tochter Tharlia, die seither hauptsächlich die Geschicke des Hauses lenkte und vor deren Hexenfähigkeiten Lokin sich am meisten fürchtete, verbrachte diese Nacht wie so oft im Dunkelturm, davon hatte er sich überzeugt. Noch ein weiterer glücklicher Umstand spielte ihm in die Hände. Fast allen Angehörigen der Kriegerkaste, von denen das Haus Lius ein beträchtliches Kontingent stellte, war aus ihm unbekannten Gründen bereits am Vortag befohlen worden, sich in den Kasernen einzufinden und dort zur Verfügung zu halten, weshalb sich noch weniger Bewohner als gewöhnlich in dem großen Gebäude aufhielten.
    Lokin schlich einen mit zahlreichen Ornamenten verzierten Gang entlang, ignorierte die davon abzweigenden Türen und bog in einen anderen Gang ab. Sein Ziel waren die vor allem für den Empfang von Besuchern gedachten Salons. Sie waren am prachtvollsten ausgestattet, und dort waren die meisten Kunstgegenstände ausgestellt, um Gäste zu beeindrucken und die Fassade eines Reichtums aufrechtzuerhalten, über den auch das Haus Lius in Wahrheit nicht mehr verfügte.
    Nun, dachte Lokin vergnügt, nach dem Besuch dieses ungeladenen Gastes würde das Ansehen des Hauses nicht gewachsen, sondern lediglich sein verbliebener Reichtum noch ein wenig mehr geschrumpft sein.
    Ohne Zwischenfälle erreichte er den ersten Salon, in dem sich erwartungsgemäß niemand aufhielt. Er riskierte es, eine Kerze anzuzünden, die gerade genug Licht verbreitete, dass er sich umsehen konnte. Was er erblickte, versetzte selbst ihn in Staunen.

    Die Wände waren nicht nur durch Reliefs und Steinskulpturen, mit denen er nichts anfangen konnte, kunstvoll verschönert, sondern auch durch aufwendige Metallarbeiten, Zeugnissen höchster Zwergenschmiedekunst. Andere, darunter mehrere Kerzenleuchter und Schalen oder sonstiger Zierrat, standen auf Regalen und Tischchen herum. Kaum ein Teil bestand aus Gold oder einem anderen Edelmetall, dennoch würde ihr Verkauf einen beachtlichen Profit einbringen. Lokin sammelte alles ein, was ihm der Mühe des Schleppens wert erschien, und stopfte es in einen mitgebrachten Sack; selbst die feinen Bezüge der Sitzkissen zog er ab.
    Die Wände waren mit funkelnden Quarzen und anderen Kristallen gesprenkelt, und obwohl es sich nicht um echte Edelsteine handelte, repräsentierten sie dennoch einen beträchtlichen Wert. Lokin kam sich zwar wie ein Frevler vor, den wunderbaren Gesamteindruck so grob zu zerstören, zückte jedoch nach kurzem Zögern ein Messer und begann damit, die größten Steine aus den Wänden zu brechen und ebenfalls in seinem Sack zu verstauen.
    Die Arbeit hielt ihn länger auf als geplant, aber da der Sack ohnehin schon ein beträchtliches Gewicht besaß und fast voll war, verzichtete er darauf, sich auch noch in den anderen Hallen umzusehen, sondern gab sich mit seiner bisherigen Beute zufrieden. Sie allein war schon üppiger ausgefallen als erwartet und würde ihm nicht nur für Wochen, sondern für Monate oder gar Jahre ein sorgenfreies Leben ermöglichen.
    In euphorischer Stimmung machte Lokin sich auf den Rückweg, ging denselben Gang zurück, den er hergekommen war. Aber merkwürdigerweise, obwohl der Gang nicht einmal zwei Dutzend Schritte lang war, schien er seinem
Ende nicht näher zu kommen, nicht einmal der auf halber Distanz in einem Wandhalter brennenden Fackel.
    Verwundert beschleunigte Lokin seinen Schritt, aber es blieb dabei. Weder das Gangende noch die Fackel rückten näher, dabei rannte er nun fast und hatte bereits eine Strecke zurückgelegt, die größer als das gesamte Anwesen war.
    Panik ergriff Lokin, als ihm klar wurde, dass er in eine magische Falle geraten war, für die nur die Hexe Tharlia verantwortlich sein konnte. Entsetzt ließ er den Sack mit dem Diebesgut fallen, war bereit, auf seine Beute zu verzichten,

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