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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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wenn er nur unbeschadet wieder hier herauskam, und rannte, so schnell er nur konnte.
    Tatsächlich näherte sich ihm nun das Ende des Ganges, aber nicht nur das jenseitige, sondern auch das hinter ihm, wie er mit einem Blick über die Schulter feststellte. So unmöglich es auch anmutete, aber der Gang wurde kürzer !
    Damit noch nicht genug, begannen nun auch die Wände aufeinanderzuzurücken, und die Decke senkte sich herab. Erfolglos stemmte Lokin sich dagegen, war unfähig, den erschreckenden Vorgang aufzuhalten. Verzweifelt begann er um Hilfe zu schreien, doch niemand schien seine Rufe zu hören.
    Von allen Seiten näherten sich die Wände, schlossen ihn in einem immer kleiner werdenden Zwischenraum ein, und auch die Decke senkte sich beständig tiefer.
    Lokin schloss mit seinem Leben ab.
     
     
    » Da sollen wir hinüber?«, fragte Farlian ungläubig. Seine Stimme zitterte, und die sonderbare Akustik warf seine Worte vielfach gebrochen und ins Unheimliche verzerrt zurück, dass sie wie böses Hohngelächter klangen. Voller Entsetzen
starrte er in die große, annähernd hundert Schritte durchmessende Höhle, die sich vor ihnen erstreckte. Der Boden lag so tief unter ihnen, dass sich das flackernde Licht der Fackeln und Lampen verlor, lange bevor es den Grund erreichte.
    Vor allem aber galt das Entsetzen des Thronfolgers dem kaum mehr als zwei Hand breiten Sims, der sich halbkreisförmig an der Wand entlangzog und die einzige Möglichkeit bildete, die Höhle zu durchqueren.
    »Gibt es keinen anderen Weg?«
    »Vielleicht gibt es einen, aber wenn, dann kenne ich ihn nicht«, antwortete Warlon. Er konnte Farlian gut verstehen. Zweimal hatte er diese Höhle bereits durchquert, aber auch für ihn stellte sie immer noch den schrecklichsten Abschnitt des Weges dar. »Vergesst nicht, dass dieser Teil der Tiefenwelt uns weitgehend unbekannt ist. Wir könnten Tage verlieren, sicherlich aber viele Stunden, wenn wir einen Umweg suchen würden.«
    »Dann... werden wir die Höhle durchqueren«, entschied der Thronfolger beklommen.
    Warlon nickte. Er hatte nichts anderes erwartet. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und sammelte all seinen Mut, dann trat er entschlossen als Erster auf den schmalen Sims hinaus. Eng an die unebene Felswand gepresst schob er sich Fuß um Fuß weiter vor. Von Zeit zu Zeit grollte es dumpf in der Tiefe und ein intensiver Schwefelgeruch stieg auf, der ihm den Atem zu rauben drohte.
    Er wusste nicht zu sagen, wie lange er auf dem schmalen Sims an der Wand entlangbalancierte. Wahrscheinlich handelte es sich nur um Minuten, aber ihm kamen sie wie Stunden vor, und er war schweißgebadet, als er endlich die gegenüberliegende Seite der Höhle erreichte. Nach und nach
folgten ihm die anderen Zwerge. Allen war die Erleichterung, den Abgrund überwunden zu haben, deutlich anzumerken, lediglich Ailin balancierte mit fast tänzerischer Leichtigkeit über den Sims. Als einer der Letzten traf Farlian ein, vermutlich hatte er so lange gebraucht, um genügend Mut zu sammeln.
    Nach einer kurzen Rast drangen sie weiter vor.
    Ein wahres Labyrinth sich verzweigender und kreuzender Stollen öffnete sich vor ihnen, von denen jeder fast genau wie der andere aussah. Dennoch führte Warlon sie mit traumwandlerischer Sicherheit. Er zögerte nicht einmal, musste kein einziges Mal verharren, um sich zu orientieren. Es war ebenso wie die Fähigkeit zur erstaunlich genauen Bestimmung der Zeit eine natürliche Begabung seines Volkes. Kein Zwerg vergaß jemals einen Weg, den er bereits gegangen war.
    Der jenseits des Meeres liegende Teil der Tiefenwelt ließ sich mit den ihnen bekannten Bereichen kaum noch vergleichen. Alles hier war von der Natur geschaffen. Niemand hatte etwas verändert, weder ihr Volk noch ein anderes, weshalb ihre Wanderung wesentlich beschwerlicher und auch gefährlicher war. Mehrfach endeten Gänge plötzlich vor Steilwänden, die sie erklimmen mussten, oder sie brachen steil ab, sodass sie an den Felsen hinabklettern mussten. Auch lagen immer wieder Geröllfelder vor ihnen, die nur schwer zu überqueren waren.
    In einer der Höhlen lag der einzige Ausgang in einer Höhe von gut zehn Metern. Die Felswand war glatt, wies nur wenige Vorsprünge oder Vertiefungen auf, die ihnen Halt bieten konnten. Für die vorherige Expedition wäre der Weg an dieser Stelle beinahe zu Ende gewesen, doch einer der Arbeiter hatte behauptet, ein besonders geschickter Kletterer
zu sein, und war das Risiko eingegangen,

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