Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
an der Wand emporzusteigen. Tatsächlich hatte er das fast Unmögliche vollbracht und die Stollenöffnung erreicht. Von dort aus hatte er ein Seil herabgelassen, mit dessen Hilfe sie ihm hatten folgen können.
    Dieses Seil hing auch jetzt noch dort. Was anderenfalls ein kaum zu bezwingendes Hindernis gewesen wäre, stellte so für sie lediglich eine Unannehmlichkeit dar.
    Wenig später hörten sie in einer anderen Höhle das leise, hastige Trippeln kleiner Füße. Schritte, die sich rasch entfernten und schon nach wenigen Sekunden in der Ferne verklangen. Einigen Spuren nach zu urteilen, die in der Schicht aus kleinen Steinen und Staub auf dem Boden zurückgeblieben waren, handelte es sich um Gnome, die den Zwergentrupp offenbar bemerkt und eiligst die Flucht ergriffen hatten. Dennoch musterte Warlon sorgsam alle abzweigenden Stollen und auch die höher gelegenen Öffnungen in den Höhlenwänden. Zusätzlich schickte er kleine Spähtrupps in alle Richtungen los, die sich überzeugen sollten, dass tatsächlich alle Gnome das Weite gesucht hatten. Er wollte nicht von heimlichen Spähern beobachtet werden.
    Ohne noch einmal etwas von Gnomen oder anderen Bewohnern der Tiefenwelt in ihrer Nähe wahrzunehmen, gelangten sie nach einiger Zeit schließlich in einem unscheinbaren, engen Seitengang an eine Stelle, an der, vermutlich durch ein leichtes tektonisches Beben, ein Riss in der Seitenwand entstanden war und einen Durchgang zu einer bislang unbekannten Höhle freigelegt hatte. Durch diese Lücke war vor einigen Tagen der Schrat geschlüpft, der ihnen von der Goldader berichtet hatte, was ihm überhaupt erst den Fund ermöglicht hatte, als er das bislang verborgene Gebiet erkundete. Während der vorigen Expedition
unter Barloks Kommando war der Riss erweitert worden, sodass er auch für Zwerge passierbar wurde.
    Nachdem sie den Durchgang passiert hatten, legten sie eine weitere Rast ein. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zu dem eingestürzten Stollen. Warlon schätzte, dass sie ihr Ziel in drei bis vier Stunden erreichen würden. Er fürchtete sich gleichermaßen davor, wie er wünschte, dass sie bereits dort wären. Nicht einmal ein erneuter Kampf gegen die unsichtbare Kreatur - oder gar mehrere von ihnen - konnte so schlimm sein wie das nervenzermürbende Warten auf die nun offenbar unausweichliche zweite Begegnung mit dem Albtraum. Nichts deutete darauf hin, dass Farlian doch noch zur Vernunft kommen und die Mission abbrechen würde. Wenn es also schon kein Entrinnen gab, dann wollte Warlon es endlich zu einem Ende bringen, wie immer dieses Ende auch aussehen mochte.
    »Was sagen Euch Eure Vorahnungen?«, wandte er sich an Ailin, als sie ihren Weg fortsetzten.
    »Es sind keine Vorahnungen, das habe ich Euch doch schon erklärt«, entgegnete sie scharf. »Ich spüre nur, dass etwas Fremdes und Böses vor uns liegt, eine drohende Gefahr, die über uns lastet. Und dieses Gefühl ist stärker geworden, weil wir uns der Quelle der fremden Macht ständig weiter nähern.«
    »Ein Wahnsinn ist das alles«, murmelte Warlon verbittert. »Und wir stecken gegen unseren Willen mittendrin, ohne etwas dagegen tun zu können.«
    Wie schon zuvor geriet das Gespräch erneut ins Stocken. Warlon hatte versucht, von ihr mehr über den Hexenorden, ihr Amt als Weihepriesterin und ihre Fähigkeiten zu erfahren, doch was das betraf, hatte sie sich als äußerst wortkarg erwiesen. Umgekehrt hatte er ihr von einigen früheren
Kampfeinsätzen und gefährlichen Expeditionen berichtet, an denen er teilgenommen hatte.
    Es war eine Art, sich die Zeit zu vertreiben, ohne jedoch die düsteren Grübeleien über das, was vor ihnen lag, abwehren zu können. Selbst während er sprach, glitten Warlons Gedanken immer wieder zu dem bevorstehenden Kampf, und er spürte, dass es Ailin ebenso erging, bis die Intervalle des Schweigens immer länger wurden.
    Bei den übrigen Kriegern verhielt es sich ebenso. Nur gelegentlich klang vereinzeltes leises Gemurmel auf, brach aber meist schon nach kurzer Zeit wieder ab. Niemandem war nach belanglosem Geplauder zumute. Das Schweigen wurde drückend.
    »Vor uns liegt eine weitere Feuergrotte«, verkündete Warlon schließlich. Er war stehen geblieben und hatte sich umgedreht, um sich Farlians entsetzten Gesichtsausdruck nicht entgehen zu lassen, der ihm wenigstens einen kurzen Moment der Aufheiterung bescherte. »Glücklicherweise gibt es hier jedoch nicht allzu viele Flammenschächte, und sie liegen weit verteilt,

Weitere Kostenlose Bücher